Auf den ersten Blick wirkt es derzeit ruhig beim FC Bayern. Niko Kovac bereitet die Mannschaft auf die neue Saison vor. Die WM-Fahrer lecken derzeit noch im Urlaub ihre Wunden oder sind wie der Franzose Corentin Tolisso kurz vor dem ganz großen Triumph.

Steffen Meyer
Eine Kolumne

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Hinter den Kulissen ruckelt es zurzeit ganz schön bei den Münchnern. Eine Reihe von Entscheidungen stehen in den nächsten Wochen an oder sind bereits vollzogen. Von einem kleinen Umbruch ist sogar die Rede.

Schweinsteigers Abgang sorgt für Unmut

Bekannt wurde bereits in dieser Woche, dass der vor allem in Fankreisen enorm beliebte Tobias Schweinsteiger vorerst keinen Job mehr beim FC Bayern bekommt.

Der Bruder von Bayern-Legende Bastian Schweinsteiger hatte sich als Spieler der Bayern Amateure und in den letzten Jahren als Jugendtrainer beim FCB große Anerkennung erworben.

Nun setzt man ihn vor die Tür, weil die Planstellen im Jugendbereich inzwischen alle besetzt sind. Unter anderem mit dem neuen U17 Coach Miroslav Klose.

Es ist kein Geheimnis, dass im Nachwuchs der Münchner trotz erfolgreicher Saisons der U-Mannschaften seit Jahren keine echte Ruhe einkehrt. Zu tun hat das mit vielen Personalwechseln.

Zuletzt musste der eigentliche Nachwuchschef Hermann Gerland wieder bei den Profis als Co-Trainer aushelfen und hatte dadurch kaum Zeit für den Nachwuchs.

Intern ist er inzwischen ohnehin nicht mehr völlig unumstritten. Zuletzt berichtete Sport1 darüber, dass Sportdirektor Hasan Salihamidzic sogar über seine schnelle Ablösung nachdenke. So weit ist es noch nicht, doch die Episode unterstreicht die Unruhe, die derzeit herrscht.

Vieles sortiert sich neu und so ist wohl auch bei Tobi Schweinsteiger noch nicht das letzte Wort gesprochen. Aktuell wird nach der Empörung in der Münchner Fanszene wohl noch nach einem Weg gesucht Schweinsteiger einzubinden und ihm gleichzeitig die Fußballehrerausbildung zu ermöglichen.

Klar ist: Der FC Bayern muss hier intern schnell für Klarheit sorgen. Es ist in der derzeitigen Situation am Transfermarkt auf Dauer nicht hinnehmbar, dass seit Jahren keine Spieler aus der eigenen Jugend in den Kader nachrücken, was den Druck für teure Transfers deutlich erhöht.

Die weitere Professionalisierung der Nachwuchsarbeit ist dafür die Aufgabe Nummer 1.

Vidal und Boateng auf der Streichliste?

Auch im Profikader sind die Planungen längst noch nicht abgeschlossen. Vor allem das Überangebot im zentralen Mittelfeld soll noch reduziert werden. Arturo Vidal und Thiago sind hier logische Kandidaten.

Während Vidal nach der Rückkehr von Renato Sanches, der auf jeden Fall eine (vielleicht letzte) Chance bekommen soll und der Verpflichtung von Leon Goretzka als Spielertyp redundant ist, hat Thiago mit phlegmatischen Leistungen in wichtigen Spiel zuletzt Minuspunkte gesammelt.

Wenn es zu der angekündigten Verkleinerung des Kaders kommt, ist er einer der Kandidaten.

Ein weiterer Star, der dem Umbruch zum Opfer fallen könnte, ist Jerome Boateng. Ganz offen reden die Münchner Verantwortlichen inzwischen darüber, dass der langjährige Stamm-Innenverteidiger bei einem adäquaten Angebot gehen könne.

Niklas Süle hat sich intern innerhalb kürzester Zeit ein herausragendes Standing erarbeitet. Zudem soll WM-Shootingstar Benjamin Pavard spätestens 2019 nach München kommen. Er spielt in Frankreich zwar auf der rechten Abwehrseite, ist aber traditionell eher im Zentrum zu Hause.

Auch Juan Bernat gilt als weiterer Kandidat für einen Wechsel im Verlauf des Julis. Konkrete Angebote liegen derzeit aber wohl nicht vor. Der Transfermarkt wird erst nach der WM wieder richtig Fahrt aufnehmen.

Die Überlegungen sind insgesamt nachvollziehbar. Es braucht dringend neuen Konkurrenzkampf und neue Reize in einer zuletzt satt und im wahrsten Wortsinne alt aussehende Mannschaft.

Insofern ist es klug, dass die Münchner sowohl im Profikader als auch im Nachwuchs über Veränderungen nachdenken.

So ein Umbruch produziert immer auch Verlierer. Manchmal sogar sehr prominente. Aber das muss ein Verein mit diesen Ansprüchen in Kauf nehmen.

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