Fans im Berliner Olympiastadion machen gar nichts richtig, Schalke ein bisschen etwas, der FC Bayern fast alles. Doch absolut perfekt läuft es nur für Dennis Aogo. Unsere - wie immer nicht ganz ernst gemeinten - Lehren des 26. Spieltags der Bundesliga.

Eine Glosse

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1. Lehre: Fans in Berlin machen gar nichts richtig

38.625 Zuschauer wurden am Samstagnachmittag Zeugen eines grauenvollen und schwer erträglichen Events.

So viele Menschen waren nämlich im Berliner Olympiastadion beim Spiel von Hertha BSC gegen den SC Freiburg zu Gast - und sie alle sollten diese Entscheidung bitter bereuen.

Selten bekommt man in der Bundesliga Partien zu sehen, bei denen auf so unterirdischem Niveau so wenig passiert.

Sage und schreibe viermal wurde auf das Tor des Sportclubs geschossen, die Breisgauer selbst brachten in 90 Minuten nicht einen einzigen Abschluss auf das Gehäuse der Hertha zustande.

Traurig aber wahr: Das absolute Highlight des Spiels war eine dreiste Schwalbe des Berliners Davie Selke. Passenderweise war sein Versuch, einen Elfmeter zu ergaunern, genauso plump und jämmerlich wie das gesamte restliche Aufeinandertreffen.

Was sich wohl die meisten der bemitleidenswerten Fans gefragt haben dürften: Wie um alles in der Welt haben es beide Mannschaften geschafft, acht Spieltage vor Saisonende sehr gute Chancen auf den Klassenerhalt zu haben? Man weiß es nicht ...

2. Lehre: Caligiuri macht ganz kurz alles richtig

Schon einen Tag vor dem "Leckerbissen" von Berlin verzückten Mainz 05 und der FC Schalke 04 die Bundesliga-Fans mit 89 Minuten Anti-Fußball.

Eigentlich war man sich schnell einig, dass wohl lediglich die bescheuerte Pyro-Show im Schalker Fanblock vor dem Anpfiff in Erinnerung bleiben dürfte.

Nach 54 Minuten aber fasste Daniel Caligiuri den Entschluss, auch seinen Beitrag zur Geschichte dieser Partie zu leisten - es sollte der alles entscheidende Beitrag sein.

Der Schalker schnappte sich in der Mainzer Hälfte die Kugel und setzte zum Solo gegen die halbe gegnerische Mannschaft an.

Sein Schlenzer aus zwanzig Metern schlug unhaltbar im Kasten des FSV ein. Augenweide, Traumtor, Siegtreffer!

Für die Königsblauen war es inzwischen der vierte Bundesliga-Sieg in Folge. So eine Serie haben nicht mal die unantastbaren Bayern vorzuweisen. Und der Vorsprung auf einen Nicht-Champions-League-Platz beträgt auch immerhin schon vier Punkte.

Noch ein paar Arbeitssiege dieser Art, dazu einige Geistesblitze im Caligiuri-Style - und in Gelsenkirchen darf wohl schon bald wieder Königsklassen-Luft geschnuppert werden.

3. Lehre: Eintracht macht 93 Minuten alles richtig

Bevor angesichts der ersten beiden Lehren der Eindruck entsteht, dass der 26. Spieltag eine Runde zum Vergessen war - weit gefehlt!

Bestes Gegenargument war der spektakuläre Schlagabtausch zwischen Borussia Dortmund und Eintracht Frankfurt am frühen Sonntagabend.

Der BVB sann nach der blamablen Pleite in der Europa League gegen Red Bull Salzburg auf Wiedergutmachung und startete vor heimischem Publikum furios.

Das Beste aus Eintracht-Sicht nach 45 Minuten war, dass es aus ihrer Sicht nur 0:1 stand. Doch dann hauchte Erfolgscoach Niko Kovac seinem Team in der Halbzeit neues Leben ein.

Die SGE zeigte Moral und spielte eine zunehmend verunsicherte Borussia in der Folge phasenweise an die Wand.

In der Nachspielzeit der vermeintliche Lohn für die couragierte Leistung: Danny Blum traf zum viel umjubelten 2:2-Ausgleich.

Vermutlich wäre ein Remis das adäquate Ergebnis für dieses großartige Spiel gewesen, allerdings hatte BVB-Bomber Michy Batshuayi da etwas dagegen.

Sekunden vor Ablauf der vier Minuten Nachspielzeit hämmerte der Belgier den Ball zum Siegtreffer für Schwarz-Gelb in die Maschen. Wiedergutmachung geglückt!

Und was bleibt der Eintracht? Die Gewissheit, selbst bei den absoluten Top-Klubs bestehen zu können! Wenn Kevin-Prince Boateng und Co. dann in Zukunft 94 statt 93 Minuten wachsam bleiben, dürfte auch bald wieder Zählbares dabei herausspringen.

4. Lehre: Die Bayern machen fast alles richtig

Manch ein Münchner dürfte sich auf Ostern im Jahre 2018 so sehr freuen wie selten zuvor. Vor allem für Bayern-Fans könnten die Feiertage ihrem Namen alle Ehre machen.

Am Karsamstag, also dem 31. März, wird der Rekordmeister um 18:30 Uhr Borussia Dortmund in der Allianz Arena empfangen.

Das Besondere: Es ist durchaus möglich, dass der FCB ausgerechnet in diesem Spiel gegen den Erzrivalen den nächsten Meistertitel perfekt macht.

Es wäre die Krönung einer - zumindest ab der Übernahme durch Jupp Heynckes - nahezu perfekten Saison. Nach wie vor thronen die Roten mit 20 Punkten Vorsprung über dem Rest der Bundesliga-Welt.

Wie dermaßen überlegen die Bayern auftreten, bekam am Samstag mal wieder deren Lieblingsgegner aus Hamburg zu spüren.

Mit 6:0 vermöbelten Müller und Co. die in allen Belangen unterlegenen und hoffnungslos überforderten Hanseaten. Dass es am Ende nicht zweistellig wurde, hatte der HSV einzig und allein der Gnade der Bayern zu verdanken.

Die eigentlich perfekte Stimmung an der Säbener Straße könnte im Laufe der Saison nur eine Tatsache trüben: Die Münchner spielen schlicht und ergreifend in der falschen Liga.

Echte Konkurrenz ist weit und breit nicht in Sicht, Meistertitel Nummer 28 der Vereinsgeschichte ist seit langem nicht mehr ernsthaft in Gefahr.

Problematisch wird all das erst, wenn zum Ende der Saison in der Champions League die Manchester Citys, FC Barcelonas und Real Madrids dieser Welt warten.

Auf solch einem Niveau wurden die Bayern in der laufenden Spielzeit nämlich erst ein einziges Mal geprüft - und prompt setzte es in der Vorrunde der Königsklasse ein deftiges 0:3 bei Paris St. Germain.

Wie viel die momentane bayerische Herrlichkeit also tatsächlich wert sein wird, kann frühestens in einigen Wochen beurteilt werden. Bis Ostern wird das Vorgeplänkel andauern, erst ab dann wird sich entscheiden, ob 2017/18 für die Bayern zur guten oder sehr guten Spielzeit wird.

5. Lehre: Nur Dennis Aogo macht alles richtig

Dennis Aogo vom VfB Stuttgart hat in seiner bisherigen Karriere 235 Partien in der Bundesliga bestritten.

Auch in der Champions League stand der ehemalige Schalker schon zwölf Mal auf dem Rasen.

Genauso oft durfte der inzwischen 31-Jährige das Trikot der deutschen Nationalmannschaft überstreifen.

In der laufenden Saison hat sich der Linksfuß dank seiner Routine und Spielintelligenz zu einer wichtigen Personalie bei den Stuttgartern entwickelt.

Am Sonntag stand er beim 0:0 gegen den hohen Favoriten aus Leipzig 90 Minuten auf dem Platz und war so mitverantwortlich, dass die Schwaben unter Neu-Trainer Tayfun Korkut nach wie vor ungeschlagen sind.

Auch privat läuft es spitze für den gebürtigen Karlsruher. Seit Ende 2016 ist er Vater einer Tochter.

Seine Gattin Ina Aogo ist übrigens ein bekanntes Instagram-Sternchen. Immerhin gut 73.000 Follower erfreuen sich regelmäßig an den Beiträgen der 29-Jährigen.

Erst vergangene Woche sorgte sie mit einem freizügigen Posting anlässlich ihres Geburtstags für Furore. Herzlichen Glückwunsch nachträglich, Frau Aogo.

All diese Statistiken und privaten Freuden des Dennis Aogo sind freilich Geschmackssache. Zu einer Errungenschaft seiner Karriere muss man ihm aber ganz eindeutig gratulieren.

Denn im Jahr 2013 traf Aogo die wahrscheinlich beste Entscheidung seines beruflichen Werdegangs. Nach 131 Spielen für den Hamburger SV verließ er die Rothosen Richtung Schalke 04 - und schaffte so gerade noch den Absprung.

Andernfalls wäre er heute vielleicht noch Teil dieses Chaos-Vereins und würde den trostlosen und traurigen Gang des HSV gen 2. Liga hautnah miterleben. In diesem Sinne - Respekt, lieber Dennis! Alles richtig gemacht!

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