Der FC Bayern München holt die doofste Meisterschaft aller Zeiten, der FC Augsburg versucht andere Schwaben auszuschalten und wir sind uns nicht sicher, wie Pierre-Michel Lasogga das mit dem "Namen rufen" gemeint hat. In unserer Serie ziehen wir die etwas anderen und meist nicht ganz ernst gemeinten Lehren des jeweiligen Spieltags der Bundesliga.

Eine Glosse

1. Erkenntnis: Die Bayern holen die blödeste Meisterschaft aller Zeiten

Mehr News zur Bundesliga

Erstmal: Glückwunsch, lieber FC Bayern München, zur 25. Deutschen Meisterschaft. Akkurat gemacht - also die ganze Saison über. Aber der Zeitpunkt: saublöd gewählt, muss man schon sagen. So eine Silberhochzeit will doch eigentlich zumindest ein bisschen begangen werden. Aber das geht in diesem Fall schon aus mehreren Gründen nicht. Erstens: der Begriff "Couchmeister". Das klingt schon so, als würden Philipp Lahm und Co. das entscheidende Spiel des VfL Wolfsburg auf dem Sofa mit einer hübschen Tasse Kakao anschauen. Das ist so langweilig, wie es traurigerweise wohl wahr ist. Zweitens: dieses eine Halbfinale und das andere Halbfinale. Oder um es mit den Worten von Thomas Müller zu sagen: "Feiern können wir sowieso nicht. Wir können uns ja nicht abschießen - Dienstag ist wieder ein wichtiges Spiel." Drittens: Sonntagabend. Da ist Tatort-Zeit, auch in Bayern. Saublöd, alles in allem also. Den nächsten Titel sollten die Bayern in jedem Fall besser planen.

2. Erkenntnis: Der FC Augsburg möchte keine Schwaben neben sich haben

Verwundert rieben sich die Leute landauf und landab die Augen. Ja, kann das denn sein? Der Hamburger SV schießt drei (!) Tore, zieht damit in der Torjägerliste mit Alex Meier gleich und gewinnt nicht etwa an Erfahrung, sondern ein Spiel. Ein richtiges Punktspiel. In der Bundesliga. Was hat man nur den Spielern des FC Augsburg in die Käsespätzle getan, dass die sich vom Hamburger SV gleich drei Tore einschenken lassen, mögen sich vor allem Fans der anderen abstiegsbedrohten Vereine fragen. Dabei ist es doch so einfach. Der FCA wurde weder vergiftet, noch bestochen. Der FCA wollte das so. Vielleicht nicht bewusst, aber unterbewusst fast ziemlich sicher. Es geht dabei allerdings nicht darum, dass die Augsburger Mitleid mit abstiegsbedrohten Klubs hätten. Sonst hätte man den VfB Stuttgart am vergangenen Wochenende ja auch gewinnen lassen müssen. Nein! Die Augsburger arbeiten leise und perfide daran, den VfB in die zweite Liga zu schicken. Deshalb lässt man den Hamburgern, den direkten Konkurrenten der Stuttgarter, drei Punkte. Einfach um ein für alle mal der Bundesliga klar zu machen: Spätzle werden gehobelt und es gibt nur ein wahres Schwaben-Team - die Datschiburger.

3. Erkenntnis: Lasogga hat komische Vorlieben

So erleichtert wie der Hamburger SV nach dem Sieg gegen den FCA war, waren wir das letzte Mal, als wir uns schon sicher waren, mit Schuhen ins Bett gehen zu müssen und dann dieser vermaledeite Knoten in den Schnürsenkeln doch noch aufgegangen ist. Sehr erleichtert also. Und einer der besonders erleichtert war, ist Pierre-Michel Lasogga. Sie wissen schon, der mit der arg stolzen Mama.

Der hatte zuletzt im Oktober 2014 getroffen und nun gegen den FC Augsburg gleich zweimal. Nach dem Spiel war die Lebensversicherung des HSV dementsprechend euphorisiert. "Einfach geil, es gibt nichts Schöneres auf der Welt, wenn die Leute deinen Namen rufen", stammelte der Stürmer grenzdebil grinsend in die Mikrofone. Es sei ihm vergönnt. Seine Aussage, es gäbe nichts Schöneres, als wenn Leute den eigenen Namen rufen würden, sollte er jedoch noch einmal überdenken. Das geht nämlich in beide Richtungen. Und wenn das ganze Stadion schreit "Lasogga, du Armleuchter" ist auch der Name gefallen, schön ist das jedoch noch lange nicht. Außer man mag das. Aber so gut kennen wir den Pierre-Michel jetzt auch nicht.

4. Erkenntnis: Jetzt wird's lustig

Wenn schon ein Stefan Kießling, der fleischgewordene Traum aller Schwiegermütter, Kraftausdrücke verwendet, dann ist eines klar: Die Bundesliga geht in die entscheidende Phase. Vorbei die Zeit der seichten Durchhalteparolen, des "Wir müssen von Spiel zu Spiel Denkens", der faulen Phrasen. Jetzt heißt es Butter bei die Fische, Tacheles reden, kein Blatt vor den Mund nehmen. Und wenn Bayer 04 Leverkusen beim 1:1 gegen den 1. FC Köln ein "Kackspiel" gemacht hat, dann nennt man das verdammt noch mal auch Kackspiel. Oder, Stefan Kießling?

Man kann es allerdings auch wie Edgar Prib machen und gar nichts sagen und damit doch so viel ausdrücken. Nach der 1:2-Niederlage von Hannover 96, die schon mit dem kleinen Zeh über dem Abstiegsabgrund hängen, gegen die TSG 1899 Hoffenheim diktierte Prib den Reportern: "Über das Abseitstor sage ich lieber nichts, sonst flippe ich aus".

Ein Tipp für die Zukunft: Ausflippen und fluchen ist übrigens gesund. Das baut nämlich emotionalen Druck ab. Und Druck haben die meisten Spieler in diesen Tagen ohnehin.

Also lasst es ruhig raus, liebe Spieler. Außerdem brauchen wir noch ein bisschen Input für die Sprüche der Saison 2014/15. Bisher haben wir nur Ex-Hertha-Trainer Jos Luhukay: "Der Matchplan war, dass wir gewinnen wollen". Aber ihr habt ja noch vier Spieltag Zeit.

5. Erkenntnis: Wir werden Jürgen Klopp schon ein bisschen vermissen

Ein bisschen wehmütig werden wir schon, beim Gedanken daran, dass Jürgen Klopp nächste Saison nicht mehr an der Seitenlinie von Borussia Dortmund stehen wird. Allein schon wegen seiner wunderbaren "Zieht den Bayern die Lederhosen aus"-Mentalität. Blumenstrauß vom Erzrivalen? Nicht mit Jürgen Klopp! Das haben sich wohl noch nicht viele getraut, einen Blumenstrauß vom FC Bayern abzulehnen.

Aber noch dürfen wir uns ja vier Spiele am Berserker an der Seitenlinie erfreuen, fünf mit DFB-Pokal (vielleicht ja sogar sechs). Und nachdem seine Spieler jetzt auch auf dem Platz eine ziemlich hübsche Leistung abliefern, wird es ja vielleicht sogar noch ein richtig schöner Abschied.

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.