• Der BVB siegt vergleichsweise leicht gegen einen überforderten Gegner.
  • Der Trainer ist zufrieden, die Spieler freuen sich über ihre Leistungssteigerung.
  • Es fallen aber auch mahnende Worte.

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Borussia Dortmund hätten keinen besseren Zeitpunkt für sein Auswärtsspiel beim FC Sevilla haben können als an diesem warmen Herbstabend in Andalusiens Hauptstadt. Spiele im Estadio Ramon Sanchez Pizjuan sind für die Gastmannschaft in der Regel eine Tortur. Das Stadion ist eng, es ist unglaublich laut und die Gastgeber gestählt in gefühlt tausenden Europapokalschlachten. Wer in Sevilla gewinnen will, muss Besonderes leisten.

Am Mittwochabend aber war das alles anders. Schon während der ersten Halbzeit mischte sich die Stimmung unter den spanischen Fans, eine Mixtur aus ungläubiger Stille und am Ende dann einem lauten Pfeifkonzert legte sich über das Stadion. Die wütenden Proteste waren aber weniger gegen die eigene Mannschaft gerichtet, die nach 45 zum Teil desaströsen Minuten schon 0:3 zurücklag. Vielmehr richtete sich der Zorn gegen die Klubführung, die Erfolgstrainer Julen Lopetegui bloßgestellt und damit ein heilloses Chaos innerhalb des Klubs angerichtet hatte.

Borussia Dortmund traf also auf einen völlig zerzausten Gegner, dessen demotivierte Anhängerschaft und setzte mit den drei Toren vor der Halbzeit schon den Todesstoß im vermeintlichen Schlüsselspiel dieser Champions-League-Gruppenphase.

Terzic zufrieden und vorsichtig zugleich

Der selten gefährdete 4:1-Erfolg jedenfalls bringt der Borussia nun eine ausgezeichnete Ausgangsposition. Der Vorsprung auf den schärfsten Kontrahenten Sevilla beträgt fünf Punkte und der BVB hat noch zwei Heimspiele plus die vermeintlich leichteste Auswärtsfahrt nach Kopenhagen vor der Brust.

"Heute ging es um Punkte in der Champions League und den direkten Vergleich mit Sevilla. Es war ein verdienter Sieg, wir haben ein sehr gutes Spiel gezeigt in ganz vielen Phasen", war Dortmunds Trainer Edin Terzic auf der Pressekonferenz nach dem Spiel zufrieden. Allerdings gab es Mitte der ersten und unmittelbar nach dem Anpfiff zur zweiten Halbzeit auch wieder Phasen des Dortmunder Schlendrians, den eine besser aufgelegte Mannschaft als die des FC Sevilla womöglich härter bestraft hätte als nur mit diesem einem Gegentor.

"Es gab auch eine Phase, die uns nicht so gut gefallen hat. Ich benutze das nicht als Ausrede, aber wir hatten heute neun Jungs nicht mit dabei. Wie wir das angenommen haben, war ein sehr guter Schritt. Wir können viele gute Dinge mitnehmen und müssen ein paar Dinge verbessern", so Terzic, der auch darauf verwies, dass wegen dieses einen Sieges "nicht vergessen wird, was am Samstag war". Die 2:3-Niederlage in der Liga gegen einen Gegner, der anders als Sevilla Widerstandskraft und Entschlossenheit zeigte, wie man es von einer Profimannschaft erwarten darf.

Brandt: "Wir haben extrem Bock auf den FC Bayern"

Für den BVB hätte die Partie in Sevilla unter etwas anderen Umständen doppelt eklig werden können: für die Konstellation in der Gruppe und als weiterer Stimmungskiller zum Auftakt in den heißen Herbst. Nach der Niederlage in Köln und vor dem Topspiel gegen die Bayern am Samstag hätte ein weiteres Negativerlebnis den BVB in die Bredouille gebracht. Nun können die Verantwortlichen und Spieler aber beruhigt und voller Zuversicht auf die anstehenden Partien blicken, allen voran gegen den Rekordmeister.

"Wenn wir zusammenstehen und alles geben, sind wir in der Lage, uns alles zu nehmen. Wir haben extrem Bock auf den FC Bayern!", sagte Torschütze Julian Brandt bei "DAZN". Und Jude Bellingahm, ebenfalls einer der Torschützen und nun mit 19 Jahren, drei Monaten und sechs Tagen der jüngste Dortmunder Kapitän aller Zeiten, legte nach.

"Das war die Reaktion, die wir zeigen wollten. Der Unterschied zwischen diesem und den anderen Spielen war die frühe harte Arbeit, wir haben schnell 3:0 geführt. Das hat es uns ermöglicht, mit Selbstbewusstsein in die zweite Halbzeit zu gehen. Unsere Verteidiger und Alex waren absolut brillant. Daran müssen wir am Samstag anknüpfen. Wenn wir so wie heute spielen, haben wir eine gute Chance, auch am Samstag zu gewinnen!"

Gegen die Bayern muss der BVB mehr zeigen

Unter dann aber völlig anderen Voraussetzungen: Der BVB hat einen Tag weniger Pause und deutlich mehr verletzte und angeschlagene Spieler zu beklagen als die Bayern. Zudem grassiere nicht nur eine Verletzungs-, sondern auch eine Erkrankungswelle, wie Terzic betonte. Zwar spielt die Borussia dann zu Hause, aber gegen einen deutlich besseren Gegner als es Sevilla in seiner aktuellen Phase sein konnte.

So leicht wird die Borussia dann nicht mehr zu Punkten kommen und wohl auch nicht im übernächsten Spiel kommenden Dienstag. Dann geht es wieder gegen den FC Sevilla. Die reisen dann mit ihrem neuen Trainer Jorge Sampioli an, vielleicht mit deutlich mehr Schwung und ganz sicher weniger Ausreden im Gepäck. Dann erst wird sich zeigen, was der Sieg in Andalusien wirklich wert war für Borussia Dortmund.

Verwendete Quellen:

  • bvb.de: "Können viele gute Dinge mitnehmen"
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