• Sebastian Vettel hat mit einem erstarkten Aston Martin den Spaß wiedergefunden.
  • Nach seinem Husarenritt zuletzt wird ihm die Frage immer wieder gestellt, ob er zu früh zurückgetreten sei.
  • Seine Antwort fällt immer gleich aus, auch vor dem 20. Saisonrennen in Mexiko.

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Sebastian Vettel grinste. Er wusste, dass die Frage kommen würde. Sie wurde ihm in den vergangenen Monaten recht oft gestellt, sehr gehäuft aber in den zurückliegenden Wochen. Und in diesen Tagen noch einmal etwas mehr.

Denn für ihn läuft es sportlich auf seiner Abschiedstour immer besser, und wie das in diesem Geschäft nun mal so ist, heißt es dann nicht mehr, Vettel befinde sich im Herbst seiner Karriere, sondern "Vettel erlebt seinen zweiten Frühling". Der 35-Jährige fand es lustig, dass er vor dem 20. Saisonrennen in Mexiko erneut danach gefragt wurde, ob er zu früh zurückgetreten sei.

Und seltsam fand er es zugleich auch. Vettel wollte zu einer längeren Antwort ausholen, stellte aber erst einmal klar, dass die kurze Antwort "Nein" sei: "Ich habe lange und ausführlich über diese Entscheidung nachgedacht. Ich habe sie aus vielen Perspektiven analysiert." Der Entschluss stehe. Alles andere wäre auch eine echte Überraschung gewesen.

Dafür finde er es "traurig, dass wir so sehr hin- und herpendeln", so Vettel, der den Trend, Dinge sehr schnell hochzujubeln und dann wieder herunterzuputzen, kritisierte. "Natürlich verstehe ich, dass es schöner ist, wenn Emotionen hoch- und runtergehen. Aber wir bilden uns zu schnell ein Urteil, starten zu schnell einen Hype. Und manchmal würde ich mir wünschen, die Ausschläge fielen weniger extrem aus", sagte er.

Eine großartige Erinnerung

Natürlich habe er die letzten Rennen mehr genossen als die Rennen zur Mitte der Saison, sagte Vettel. Kein Wunder: Mit seinem erstarkten Aston Martin fuhr er in den vergangenen drei Rennen 16 Punkte ein – zuvor waren es in 16 Läufen 20 Zähler. "Sie haben aber keinen Einfluss auf die Entscheidung. Es war vielmehr eine großartige Erinnerung, warum ich das Racing so sehr liebe", sagte Vettel.

Für viele Fans war es in erster Linie eine Erinnerung an bessere Vettel-Zeiten und daran, was vielleicht hätte sein können, wenn er in den letzten beiden Jahren seiner Karriere ein besseres Auto gehabt hätte. In Austin zeigte er einen beeindruckenden Kampfgeist und eine sehenswerte Rennkunst, nachdem er wegen eines verpatzten Boxenstopps in der Schlussphase aus den Punkten fiel, sich dann aber von Platz 13 aus wieder nach vorne arbeitete.

Stück für Stück, Auto für Auto, Gegner für Gegner. Vor allem das Duell mit Kevin Magnussen in der letzten Runde sorgte für Jubelstürme. Auch bei Vettel selbst, der sich nach der Zieldurchfahrt freute, als sei er auf das Podium gefahren. Dabei war es "nur" Platz acht.

Immer noch ein großartiger Racer

"Wenn Sebastian ein Auto unter sich hat, das er mag, ist er immer noch ein großartiger Racer. Dieses letzte Manöver gegen Kevin war eines der besten Manöver, die ich je gesehen habe. Und damit meine ich nicht nur in diesem Grand Prix", sagte Ex-Weltmeister Jenson Button: "Es erfordert wirklich sehr viel Mut, an dieser Stelle außen herum zu überholen: Mit einem Formel-1-Auto, in so einer schnellen Kurve, das ist wirklich angsteinflößend."

Vettel gab zu, dass es sehr eng gewesen sei, Magnussen hat allerdings auch mitgespielt: "Ich wusste, dass er einer der härtesten Nüsse ist, die es im Feld zu knacken gibt und normalerweise nicht so viel Platz lässt. Aber er war fair und ich war auch bisschen vorsichtig, schließlich hatte ich die Nase dann vorne."

Vom Rivalen gab es ein Lob. "Da merkt man, warum er ein viermaliger Weltmeister ist", sagte Magnussen: "So sehr es mich auch angep*** hat, so beeindruckend war es zugleich."

"Dann hätte er nicht aufgehört"

Eine interessante Frage bleibt daher: Wie würde die Entscheidung zu seiner Zukunft ausfallen, wenn er sie erst heute treffen müsste? Der frühere Formel-1-Fahrer Ralf Schumacher würde "behaupten, dass er nicht noch mal die gleiche Entscheidung treffen würde. Wenn es von Anfang der Saison so gelaufen wäre wie zuletzt, dann bin ich mir ziemlich sicher, hätte er nicht aufgehört", schrieb er in seiner Sky-Kolumne.

Hätte, hätte, Fahrradkette. Drei Rennen bestreitet Vettel in seiner Formel-1-Karriere noch, dann ist Schluss. In Mexiko ist er mit Ferrari 2018 und 2019 jeweils Zweiter geworden, mit Aston Martin war es im Vorjahr Rang sieben.

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"Mexiko hat seine eigenen Gesetze. Ich hoffe aber, dass wir mit diesem Schwung weitermachen können, denn der Speed in den vergangenen Rennen war wirklich gut. Ich will die letzten drei Rennen genießen." Denn auch wenn er seine alte Liebe noch einmal neu entdeckt: Einen Rücktritt vom Rücktritt wird es nicht geben.

Verwendete Quellen:

  • Pressekonferenzen
  • TV-Übertragung
  • sport.sky.de: Formel 1 Kolumne: Ralf Schumacher über Verstappen, Red Bull, Vettel & Mick
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