• Seit Monaten geht es um die Zukunft von Mick Schumacher in der Formel 1.
  • Mit im Mittelpunkt steht dabei Haas-Teamchef Günther Steiner, der für seine Art von vielen Fans gefeiert wird.
  • Sein Führungsstil ist allerdings sehr speziell – und gefällt längst nicht allen.

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Mick Schumacher strahlte über das ganze Gesicht, als er das Fahrerlager in Austin betrat, dazu machte er den Surfergruß. Wesentlich überraschender als seine gute Laune war allerdings sein Outfit, denn der 23-Jährige trug ein T-Shirt mit dem Konterfei seines Chefs. Ja, tatsächlich: Haas-Teamchef Günther Steiner prangte auf dem Stück Textil, dazu der Untertitel: "We Look Like A Bunch Of Legends".

Eine Anspielung auf die Netflix-Doku "Drive to Survive", die die Formel 1 vor allem in den USA populär und Steiner in den Staaten zu einer Art Rockstar gemacht hat. Im Original hatte er in der Serie zu Haas-Besitzer Gene Haas nach einem Boxenstopp-Debakel 2018 in Australien gesagt: "Wir hätten Rockstars sein können, aber jetzt sehen wir aus wie ein Haufen Wi*****!"

Legendär ist auch seine Schimpftirade, als er neun Mal das F-Wort benutzte - innerhalb von nur 30 Sekunden. Damals faltete er die Fahrer Romain Grosjean und Kevin Magnussen nach einem Crash untereinander zusammen. Sein Südtiroler Akzent lässt ihn mit manchen Dingen durchkommen, wenn er mit seiner kantigen Art mal wieder aneckt. Keine Frage: Steiner ist authentisch, ehrlich, geradeaus und dabei sehr eigenwillig – ein echtes Original.

In Austin konnte er deshalb am vergangenen Wochenende nicht mehr unerkannt durch die Stadt laufen. Da wurde er sogar von der Polizei abgeführt. "Aber sie wollten nur ein Foto machen! Und ich begann zu rennen! Nein, ich scherze nur, aber das ist hier im Moment sehr beliebt", verriet er. Mit seinen Zitaten aus der Netflix-Serie sind Fans allerdings nicht auf ihn zugekommen. Zum Glück, denn "die starten ohnehin alle mit F, deswegen wiederhole ich sie besser nicht!"

Was im Grunde nur noch fehlt, sind Heiratsanträge, die hat Steiner noch nicht bekommen. "Und ich weiß auch nicht, wie meine Frau darüber denkt. Vielleicht fühlt sie sich gut dabei, wenn sie mich loswird. Man kann nie wissen", scherzte Steiner. Der Hype ist schön für ihn, noch besser ist er für die Formel 1. "Wir müssen immer an alle denken. Das ist es, was das Boot am Laufen hält - es sind die Leute, die Fans. Wenn wir nur für uns selbst fahren, kommen wir nicht weit", so Steiner. Der Netflix-Steiner ist wirklich sehr unterhaltsam, ein sehenswerter Gegenentwurf zum Hochglanz-Produkt Formel 1, eine echte Ausnahme.

Steiner vertritt die alte Schule

Solange man nicht mit ihm zusammenarbeiten muss. Denn bei seinem Führungsstil vertritt der 57-Jährige die alte Schule, wählt den autoritären Stil. Offen und ehrlich, manchmal zu ehrlich, knallhart, schonungslos. Was die Zuschauer authentisch und lustig finden, kann für die Piloten aber schon mal schmerzhaft und anstrengend sein. Es wird Fahrer geben, die genau das brauchen, um Leistung zu bringen oder denen es schlicht egal ist. Kevin Magnussen ist so ein Typ. Es gibt aber auch sensiblere Piloten, die zwar intern mit Kritik umgehen können, öffentliches Herunterputzen aber nicht gut vertragen.

Micks Onkel Ralf Schumacher nannte das vor einigen Wochen nicht mehr zeitgemäß und fühlte sich an seinen früheren Teamchef Frank Williams erinnert. "Frank wollte Konflikte schüren, statt Teamgeist und Harmonie zu verbreiten", erklärte Schumacher bei "F1-Insider". "Er war der Meinung, dass Fahrer bessere Leistungen bringen, wenn sie sich hassen. Ähnlich wie Steiner redete er auch zuerst mit der Presse, die er mit Infos versorgte, um den Piloten Druck zu machen." Seiner Meinung nach hätten er und seine Teamkollegen noch bessere Leistungen gebracht, wenn es mehr Zusammenhalt gegeben hätte. "Denn die ganzen Psychospielchen verbrauchten unnötig Energie", sagte Ralf Schumacher.

Nicht das beste Verhältnis

Steiner nimmt in Interviews auch kein Blatt vor den Mund. Mick Schumacher kritisierte er immer wieder öffentlich, verteilte Seitenhiebe, baute Druck auf und sorgte so dafür, dass schnell spekuliert wurde, dass das Verhältnis zwischen den beiden wohl nicht das beste sei. Ob Schumacher diese Art von Führung zusätzlich oder besonders motiviert und angetrieben hat, bleibt zumindest fraglich. Fakt ist: Seit dem Sommer ist er ohne Punkte geblieben, sein Cockpit hat er weiterhin nicht sicher und Haas ist seine letzte Option für eine Zukunft in der Königsklasse.

Schumacher geht damit nach außen hin erstaunlich gelassen um und ob er mit einem anderen Stil erfolgreicher gewesen wäre, ist möglich, aber hypothetisch. Dass es aber anders geht, zeigt das Beispiel Daniel Ricciardo, der in dieser Saison komplett neben sich steht und zum Saisonende bei McLaren gehen muss. Teamchef Andreas Seidl beließ es dabei, sachlich zu bleiben, anstatt polemisch zu werden.

In Austin gab es mal wieder die inzwischen schon bekannte öffentliche Steiner-Kritik, diesmal traf sie Testfahrer Antonio Giovinazzi, der im Training abflog. Prompt mäkelte Steiner an dem Italiener herum und sprach von fehlender Konstanz. "Ich weiß jetzt nicht, ob er mit Konstanz das Team meint oder die Fahrer. Ich verstehe nicht, was das alles soll. Er sollte sich vielleicht mal seine eigenen Interviews anhören", sagte Ralf Schumacher dazu. Die jetzigen Haas-Fahrer würden einen guten Job machen und er glaube, dass Haas gut daran täte, an beiden festzuhalten, so Schumacher, der Steiner zudem Selbstkritik empfahl: "Das ist hier nicht Netflix, das ist die Formel 1."

Nach dem für seinen Neffen enttäuschenden Rennen mit Platz 14 zeigte sich Ralf Schumacher ein wenig versöhnlicher. "Er hat gesagt, dass Mick lange sehr schnell war, sein Rennen dann aus verschiedenen Gründen aber schwierig wurde. Er hat Mick in Schutz genommen, was ich super finde", schrieb Ralf in seiner Sky-Kolumne. Und schickte noch einen Ratschlag hinterher: "Gene Haas und Günther Steiner werden auch ordentlich darüber nachdenken und dann erkennen, dass es keine Alternative zu Mick gibt."

Das bleibt vor dem drittletzten Rennen des Jahres am Sonntag in Mexiko noch offen. Fest steht dafür bereits: Um in der Formel 1 zu bleiben, gibt es für Mick keine Alternative zum Teamchef Steiner.

Verwendete Quellen:

  • F1 Insider: Ralf Schumacher: Steiners Führungsstil nicht zeitgemäß
  • Sky Sport: Schumacher mit Rat an Haas: "Gibt keine Alternative zu Mick"

Verstappen gewinnt in Austin - Red Bull holt Team-Titel

Max Verstappen hat seine Siegesserie in der Formel 1 nach dem vorzeitigen Titelgewinn fortgesetzt und Red Bull auch zum Sieg in der Konstrukteurs-WM geführt. Der Niederländer gewann am Sonntag den Großen Preis der USA in Austin/Texas vor Lewis Hamilton im Mercedes und Ferrari-Pilot Charles Leclerc. Verstappen feierte seinen 13. Erfolg der laufenden Saison.
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