Max Verstappen dominiert seine Teamkollegen seit Jahren nach Belieben, teilweise demontiert er sie regelrecht. Das liegt auch daran, dass der Niederländer eine ganz spezielle Fahrweise hat. Sein früherer Teamkollege Alex Albon beschreibt, wie Verstappen seinen Nebenmann bei Red Bull Racing nach allen Regeln der Kunst "zerlegt".

Mehr News zur Formel 1

Max Verstappen hat seinen Ansatz in der Formel 1 einmal sehr deutlich zum Ausdruck gebracht. "Wie mein Vater immer zu sagen pflegte – du musst einen Teamkollegen zerstören", verriet der Niederländer einen Ratschlag von Jos Verstappen.

Denn klar ist: Der Teamkollege ist immer der erste Gegner. Max Verstappen hielt sich über die Jahre bei Red Bull Racing eisern und erfolgreich an Papas Tipp. Ob nun Daniel Ricciardo, Pierre Gasly, Alex Albon oder Sergio Pérez: Über kurz oder lang hat er alle hinter sich gelassen, hat sie teilweise sehr deutlich dominiert – und sogar demontiert.

Gasly wurde gar während der Saison 2019 durch Albon ersetzt, der dann wiederum nach 18 Monaten vorzeitig für Pérez Platz machen musste. Und auch der Mexikaner kann seit drei Jahren mit Verstappen nicht mithalten. Er hatte zum Ende der abgelaufenen Saison – im gleichen Auto wohlgemerkt – 290 (!) Punkte Rückstand auf den dreimaligen Weltmeister. Wie kommt diese riesige Diskrepanz zustande? Klar, die generelle Qualität macht einen Unterschied, aber in dieser Deutlichkeit?

Der Schumacher von Ferrari?

Albon arbeitete 2019 und 2020 anderthalb Jahre lang mit Verstappen zusammen. Im "High Performance Podcast" ging Albon jetzt ins Detail und erklärte facettenreich, wie er von Verstappen im Laufe der Zeit nach allen Regeln der Kunst zerlegt wurde, was am Auto und an der Fahrweise des Niederländers liegt.

"Viele Leute sagen, dass das Auto um ihn herum gebaut wurde. Er sei so etwas wie der Michael Schumacher von Ferrari, er habe dieses Team um sich herum aufgebaut", sagte Albon: Das Auto sei aber einfach so, wie es ist, "und er ist sehr schnell. Er hat einen ziemlich einzigartigen Fahrstil, mit dem man nicht so leicht zurechtkommt."

Verstappen selbst hatte einmal klargestellt, dass sich ein Fahrer immer an das Auto anpassen sollte. "Wenn du deinen eigenen Fahrstil in ein Auto zwingst, das es nicht mag, wird es nicht funktionieren", sagte er. Anpassungsfähigkeit sei "der Schlüssel in der Formel 1". Albon, der selbst "eher sanft" mit dem Auto umgeht, mag ein Auto, das ziemlich scharf reagiert, ziemlich direkt. "Max fährt auch so, aber sein Niveau an Schärfe und Direktheit ist ein ganz anderes - es ist atemberaubend scharf".

Der Schneeballeffekt

Um den Menschen zu erklären, wie sich das anfühlt, wählt Albon einen anschaulichen Vergleich: "Wenn man die Empfindlichkeit eines Computerspiels auf die Spitze treibt und die Maus bewegt, dann saust sie überall über den Bildschirm, und so fühlt sich das an. Es wird so scharf, dass man ein bisschen angespannt ist." Mit zunehmender Dauer der Saison und der Weiterentwicklung der Autos entsteht nun ein "Schneeballeffekt", der den Druck auf den Fahrer neben Verstappen noch weiter erhöht.

Albon lag in seiner Zeit bei Red Bull Racing anfangs ein wenig hinter Verstappen, wenn auch nicht viel. Doch dann, im Laufe der Saison, "will Max, dass sein Auto schärfer und schärfer wird", sagte Albon: "Wenn es schärfer und schärfer wird, wird er schneller und schneller, und damit man aufholen kann, muss man anfangen, ein bisschen mehr Risiko einzugehen." Was dann auch mal in einem Dreher oder Abflug enden kann.

Was dann wiederum dazu führt, dass man Selbstvertrauen verliert. Man braucht ein bisschen mehr Zeit, der Rückstand wächst weiter an, "und wenn man das nächste Mal rausfährt, gibt es einen weiteren Dreher oder was auch immer - es fängt an, sich zuzuspitzen. Jedes Mal, wenn das Auto schärfer und schärfer wird, fängt man an, angespannter zu werden", sagt Albon.

Eine schwierige Spirale

Eine Spirale, aus der man nur schlecht wieder herauskommt, während Verstappen im internen Duell immer weiter davonzieht.

"Es ist wie bei jeder anderen Sportart, wenn man nachdenken muss und jedes Mal, wenn man in eine Kurve fährt, nicht weiß, wie das Auto reagieren wird - dann hat man nicht mehr den Flow. Es geht nur noch um das Vertrauen in das Auto, den Flow. Und das funktioniert nicht, es funktioniert nie". Außer für Verstappen.

Verwendete Quellen:

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.