2014 sprach Max Verstappen mit Red Bull und Mercedes über eine gemeinsame Zukunft. Am Ende bekam Red Bull den Zuschlag. Und das hatte gute Gründe. Doch Mercedes-Teamchef Toto Wolff bereut es noch heute, den Niederländer nicht bekommen zu haben.

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Als Max Verstappen in der Formel 3 langsam, aber sicher durchstartete, war Schnelligkeit gefragt. Es brauchte die richtigen Ideen, das passende Angebot und das perfekte Timing. Denn wenn so ein Talent wie der Niederländer die etwas größere Motorsport-Bühne betritt, sind die großen Teams sofort zur Stelle.

Um Verstappen buhlten damals – 2014 war das – Red Bull Racing und Mercedes. Für Verstappen waren das goldene Gelegenheiten: Red Bull war viermal in Folge mit Sebastian Vettel Weltmeister geworden, und die Silberpfeile starteten gerade als Siegerteam in die Hybrid-Ära.

Red Bull hatte Verstappen bereits seit 2010 auf dem Schirm. Als Motorsportberater Helmut Marko erfuhr, dass jetzt auch Mercedes auf Verstappen aufmerksam geworden war, ging es bei Red Bull plötzlich hektisch zu. Da wollten die Verantwortlichen schnell Nägel mit Köpfen machen.

Zum Glück, denn heute ist Verstappen ein wichtiges Gesicht der Marke, ein exzellenter Botschafter, und ist auch nie für ein anderes Team in der Formel 1 gefahren. Doch es hätte auch anders kommen können.

Zwei Treffen mit Verstappen

Denn natürlich unterhielt sich auch Mercedes-Teamchef Toto Wolff mit dem Verstappen-Lager, gleich zweimal, 2013 und 2014, wie sich der Österreicher bei ESPN erinnerte. Über Stunden sprach man über die Zukunft des Toptalents, über eine mögliche Zusammenarbeit. Allerdings kam es zu keiner Einigung. Die kurzfristige Perspektive bei Red Bull war einfach besser, denn Marko konnte Verstappen ein Formel-1-Cockpit anbieten, Mercedes nur eine Rolle als Testfahrer und eine Saison in der damaligen GP2.

Interessant: Wolff hat das Potenzial Verstappens offenbar etwas unterschätzt. Für Wolff war zumindest nicht komplett klar, wie gut Verstappen wirklich ist beziehungsweise werden kann. Was natürlich daran liegt, dass Nachwuchsfahrer generell noch längst nicht ihr komplettes Potenzial abgerufen haben, die weitere Entwicklung auch nicht in Gänze absehbar ist.

Kein riesiger Hype

Auch der Hype war nicht so riesig, weil Verstappen die Formel 3 damals nicht dominierte. "Ich glaube, damals gab es keinen großen Hype um ihn, weil Max und Van Amersfoort in diesem Jahr nicht die Meisterschaft gewannen", sagte Wolff. Champion wurde Esteban Ocon, der heute für Alpine fährt, Verstappen wurde Dritter. Ocon saß allerdings in einem konkurrenzfähigeren Auto.

"Die Insider wussten, dass Max wahrscheinlich in einem schlechteren Auto und in seinem ersten Jahr war, und die Insider wussten, dass ein sehr guter Fahrer kommen würde, aber es war nicht klar, dass er zu diesem Zeitpunkt so gut war", sagte Wolff. Wie er erklärt, "sieht man erst in der Formel 1, wenn jemand heranreift, ob er das Zeug zum Weltmeister hat, ob er heraussticht aus der Masse".

So sei das davor bei Hamilton, bei Michael Schumacher und bei Ayrton Senna gewesen. War es klar, dass Verstappen mal in die Fußstapfen der Größten des Sports treten könnte? "Damals war es nicht klar", sagte Wolff.

Marko erkennt außergewöhnliches Talent

Für Red Bull aber offenbar schon. So erinnert sich Marko an einen Verstappen-Sieg aus der Saison 2014 auf dem Norisring. "Das waren permanent wechselnde Bedingungen. Es hat geregnet, abgetrocknet - und er ist dort, ich glaube, zwei Sekunden im Schnitt schneller gefahren als alle anderen", sagte er bei Servus TV. "Und da war das klar, dass das ein außergewöhnliches Talent ist."

Doch im Grunde ist es müßig, zurückzublicken. Erst recht bei einer nach den Treffen mit Verstappen folgenden, jahrelangen sportlichen Dominanz von Mercedes. Erst 2021 ging mal wieder ein Titel an jemand anderen als einen Mercedes-Fahrer, die Silberpfeile sammelten von 2014 bis 2021 insgesamt sieben Fahrer- und acht Konstrukteurstitel.

Doch bereut Wolff es trotzdem, Verstappen nicht bekommen zu haben? "Auf jeden Fall", sagte er: "Aber das war damals keine Option. Wir hatten mit Nico Rosberg und Lewis Hamilton zwei Fahrer, mit denen ich sehr zufrieden war, und als Nico [Ende 2016, Anm.d.R.] ging, war Valtteri Bottas die Option, Max war nicht einmal verfügbar."

Alphatier Hamilton

Hinzu kam die generelle Präsenz von Hamilton bei Mercedes; er war und ist das Alphatier, das einen jungen Emporkömmling wohl kaum einfach so akzeptiert hätte. "Hätten Max und Lewis funktioniert? Vielleicht nicht. Und Lewis ist seit jeher ein Mercedes-Mann, also musste ich mir diese schwierige Frage nie stellen", erläuterte Wolff. Auch später nicht; laut Wolff gibt es zwar "immer freundschaftlichen Kontakt" zu Verstappen, aber über eine Zusammenarbeit wurde seitdem nicht mehr gesprochen.

Alles geschehe aus einem bestimmten Grund, glaubt Wolff: "Aber ich hatte zwei Fahrer, keinen Deal mit einem Juniorteam, also war es klar, dass die Option mit Toro Rosso das war, was sie tun mussten. Und sie haben es gut gemacht."

Verstappen feierte mit Toro Rosso 2015 sein Debüt in der Formel 1, stieg 2016 zu Red Bull Racing auf und ist jetzt mit 25 Jahren zweimaliger Weltmeister, der auf dem Weg zu seinem dritten Titel ist. Er hat diesen Weg nie bereut, das hat er stets betont. Auch wenn er mit Mercedes jetzt möglicherweise mehr Titel auf dem Konto hätte.

Verwendete Quelle:

  • espn.com: Mercedes boss Toto Wolff admits he regrets not signing Max Verstappen when he had the chance
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