Da in der Formel 1 die wichtigsten Entscheidungen schon längst gefallen sind, geht es bereits jetzt um die Saison 2024. Wird es wieder ein Jahr der Dominanz durch Red Bull Racing und Max Verstappen? Oder kann McLaren mit Lando Norris und Oscar Piastri den Primus herausfordern?

Mehr News zur Formel 1

In der Formel 1 ist kein Platz für den Konjunktiv. Es ist trotzdem erwähnenswert, dass Lando Norris bereits sechs Saisonsiege auf dem Konto hätte, wenn es Max Verstappen nicht geben würde. Die bittere Realität ist, dass Norris weiterhin auf seinen ersten Sieg in der Motorsport-Königsklasse wartet. Dass er mit seinem nunmehr 13. Podium mit dem Deutschen Nick Heidfeld gleichzog, dürfte Norris weniger gefallen. Heidfeld und Norris halten nämlich den Rekord für die meisten Podiumsplätze ohne dazugehörigen Sieg nun gemeinsam. Viel Munition für blöde Sprüche der Kollegen. Doch das könnte sich ändern.

Die Norris-Bilanz ist umgekehrt auch ein Beweis dafür, wie stark McLaren im Laufe dieser Saison geworden ist. In den ersten Wochen des Jahres noch unter ferner liefen und in einer Krise beziehungsweise Findungsphase, hat sich der Traditionsrennstall zum ersten Verfolger von Red Bull Racing weiterentwickelt. Mit der Möglichkeit, den Primus 2024 tatsächlich über eine ganze Saison herauszufordern. Denn die aktuelle Stärke gibt auch Hinweise darauf, wie die Hackordnung 2024 aussehen könnte. Die Boliden für das kommende Jahr werden bereits seit Monaten entwickelt, das Reglement bleibt stabil.

McLaren hat – angefangen mit einem Update in Österreich – gezeigt, dass man es versteht, das Auto auf ein neues Niveau zu bringen. Der aktuelle MCL60 ist inzwischen sowohl im Qualifying als auch im Rennen schnell. In den ersten neun Rennen des Jahres holte Norris ganze zwölf Punkte. Seitdem sind es 183 Zähler. Es ist die zweitbeste Ausbeute im Feld. "Die scheinen verstanden zu haben, was sie tun", sagte Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko zuletzt.

Norris: "Können es als Team schaffen"

Vollmundige Kampfansagen gibt es von Norris noch nicht, doch die Hoffnungen sind herauszuhören, dass man um den Titel fahren kann. "Dass wir von dem Punkt, an dem wir in Bahrain waren, in die Nähe kommen und darüber reden, gegen einen Red Bull zu kämpfen, halte ich für ein sehr gutes Zeichen für uns", sagte Norris nach seinem zweiten Platz zuletzt in Brasilien. "Wir wissen, dass wir nächstes Jahr noch viel vor uns haben. Ich bin daher aufgeregt. Der Gedanke daran ist noch ziemlich weit weg, aber ich bin optimistisch und glaube, dass wir es als Team schaffen können", sagte Norris.

Verstappen weiß um die grundsätzliche Stärke McLarens. Denn neben Norris fährt der in diesem Jahr oft überzeugende Rookie Oscar Piastri, der bei 87 zu 195 Punkten zwar noch im Schatten von Norris steht, aber in seinem zweiten Jahr sicher noch Schritte nach vorne machen wird. Ob er dann auch in der Lage sein wird, ganz vorne ein Wörtchen mitzureden, muss man abwarten.

Doch die Kombination überzeugt auch Verstappen. "Ich schätze, als Team sind die beiden wahrscheinlich am konstantesten, wenn man sie mit den anderen dahinter vergleicht. Und ich würde sagen, McLaren hat das beste Fahrerduo von allen Teams [hinter Red Bull]", sagte Verstappen. Womit der Niederländer Norris und Piastri immerhin stärker einschätzt als Lewis Hamilton und George Russell bei Mercedes oder Charles Leclerc und Carlos Sainz bei Ferrari.

Lesen Sie auch: "Verhindern, dass eine Negativspirale beginnt": Gefährliche Dynamik bei Mercedes?

Zwei Bereiche mit Potenzial

McLaren ist dran an Red Bull und Verstappen, doch "wir brauchen noch etwas mehr, um ihn zu besiegen", sagte Teamchef Andrea Stella bei Sky und nannte zwei Bereiche: "Einmal die Effizienz im Aerodynamik-Bereich", so Stella, und dazu "die Reduzierung des Reifenverschleißes". Helfen soll dabei der neue Windkanal, der im August in Betrieb genommen wurde. "Da können wir zehnmal mehr Dinge probieren als vorher. Er wird uns zusammen mit den neuen Leuten helfen, das Team auf die nächste Stufe zu heben", ist Norris überzeugt. Außerdem fängt am 1. Januar der frühere Red-Bull-Chefdesigner Rob Marshall bei McLaren an. Er kennt das Auto, das in dieser Saison alles dominiert hat, in- und auswendig.

Bleibt die Frage, die sich fast alle Formel-1-Fans stellen: Kann irgendjemand Red Bull schlagen? "Oh, ja", sagte McLaren-Boss Zak Brown im Podcast "Nailing the Apex": "Ob es jemand schafft, werden wir herausfinden, aber kann es jemand? Sicherlich. Sie sind menschlich. Sie haben einfach einen großartigen Job gemacht. Es ist ein unglaubliches Team", lobte Brown die Konkurrenz. Und betonte nochmals, dass Red Bull definitiv zu schlagen sei: "Wir schließen die Lücke. Wir müssen einfach einen besseren Job machen, und genau das versuchen wir auch." Damit der Konjunktiv für McLaren und Norris endlich ein Ende hat.

Verwendete Quellen:

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.