Michael Schumacher blieb bei seinem Mercedes-Comeback sportlich erfolglos. Sein damaliger Teamchef Ross Brawn glaubt, dass der Rekordchampion zu früh aufgehört hat – ein Titel wäre dem Briten zufolge noch drin gewesen.

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Die zweite Phase der Formel-1-Karriere von Michael Schumacher wird kontrovers gesehen. Denn nach 91 Rennsiegen und sieben WM-Titeln trat er 2006 zurück, um 2010 noch einmal zurückzukehren. Mit viel Euphorie und großen Hoffnungen bei seinen Fans auf frühere Erfolge hatte er bei Mercedes angeheuert. Doch die Realität war ernüchternd, mit den Silberpfeilen war Schumacher nur Mittelmaß und fuhr nur noch einmal auf das Podest. In den drei Jahren seines Comebacks verlor er das Teamduell mit Nico Rosberg zudem in jedem einzelnen Jahr. Nach der Saison 2012 hörte der damals 43-Jährige dann endgültig auf. Die damals Verantwortlichen sehen die Zeit aber nicht als Misserfolg.

"Viele haben ja damals behauptet, Michael Schumacher sei nicht mehr der Alte, aber das war er sehr wohl", sagte der damalige Mercedes-Motorsportchef Haug im Gespräch mit RTL/ntv und sport.de. "Unser Auto war stattdessen ein bisschen alt und nicht konkurrenzfähig."

Zum Projekt "ganz, ganz viel beigetragen"

Schumacher habe zu dem Projekt "ganz, ganz viel beigetragen", sagte Haug, der auf die Pole-Position verwies, die Schumacher 2012 auf dem legendären Stadtkurs in Monaco herausfuhr. Die verlor er allerdings durch eine Rückversetzung und damit auch einen möglichen Sieg auf dem Traditionskurs, auf dem es vor allem auf das fahrerische Können ankommt. Deshalb sagt Haug: "Wer in diesem Auto auf die Pole fahren konnte, der hatte ganz und gar nichts an Fähigkeiten verloren."

Und auch Ross Brawn, damals der Mercedes-Teamchef, will von einem sportlichen Fehlschlag nichts wissen. Im Gegenteil: "Mir wird immer klarer, dass er den Helm womöglich zu früh an den Nagel gehängt hat", sagte Brawn der "Autobild".

Denn nachdem Schumacher das Mercedes-Projekt drei Jahre lang mit aufgebaut und mit entwickelt hatte, starteten die Silberpfeile nur wenig später durch. Nach einem weiteren Übergangsjahr dominierten Rosberg und Schumacher-Nachfolger Lewis Hamilton ab 2014 mit dem Beginn der Hybrid-Ära die Formel 1 nahezu nach Belieben. Rosberg wurde 2016 Weltmeister, Hamilton 2014 und 2015 sowie von 2017 bis 2020. Brawn betont, wie wichtig Schumacher für diese Erfolge war: "Die Saat des Erfolgs bei Mercedes hat er in den Jahren 2010 bis 2012 gelegt." Schumacher habe "viele Weichenstellungen" beim Rennstall des deutschen Autobauers bewirkt, betont auch Haug.

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Schumacher hätte den Titel holen können

Und Brawn, der bei Schumachers sieben Titeln mit Benetton und Ferrari an der Seite des Rekordchampions war, glaubt sogar: "Wäre Michael 2014 noch aktiv gewesen, er hätte den Titel holen können." Damals gewannen Hamilton und Rosberg 16 der 19 Rennen. Schumacher wäre dann zwar bereits 45 Jahre alt gewesen, doch "Fernando Alonso zeigt heute noch in ähnlichem Alter wie Michael damals, dass man auch mit über 40 Weltklasseleistungen bringen kann", sagt Brawn.

Alonso ist inzwischen 42 Jahre alt und zeigt keinerlei Verschleißerscheinungen, er wurde im Aston Martin 2023 WM-Vierter.

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Ein begnadeter Manager

Schumachers Skiunfall am 29. Dezember 2013 hat das Leben des Rekordweltmeisters und dessen Familie allerdings verändert. Schumacher ist aus der Öffentlichkeit verschwunden und über den Gesundheitszustand ist nur wenig bekannt. Viele Wegbegleiter gehen davon aus, dass Schumacher noch heute Teil der Formel 1 wäre.

Haug glaubt, dass Schumacher "ein begnadeter Manager" geworden wäre: "Er war so präzise und trotzdem so witzig und lustig neben der Strecke." Und Brawn kann sich "gut vorstellen, dass Michael heute ein Team hätte. Schon bei Mercedes gab es Gespräche, ob er irgendwann mal als Anteilseigner fungieren könnte. Die erste Stufe gab es bereits: Denn er fungierte 2013 als Markenbotschafter."

Verwendete Quellen

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