• Max Verstappen bekam durch ein spätes Safety Car die unverhoffte Chance auf den entscheidenden WM-Angriff auf Lewis Hamilton.
  • Ausgelöst hat das dramatische Geschehen Nicholas Latifi. Dem Williams-Piloten ist der Crash unangenehm.
  • Red Bull reagiert mit einem durchaus nicht kleinen Trost für den schuldbewussten Kanadier.

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Es lief die 53. Runde des letzten Saisonrennens in Abu Dhabi, als Nicholas Latifi die Kontrolle über seinen Williams verlor. Der Kanadier rutschte weg und rauschte unsanft in die Streckenbegrenzung. Klar war nach dem Einschlag sofort: Das Safety Car wird ausrücken. Und ja, es war DAS Safety Car, über das seit dem 12. Dezember in der Formel-1-Welt alle reden. Das den Titelkampf noch einmal komplett auf den Kopf stellte, das Max Verstappen zum Weltmeister machte.

Und so findet auch Latifi seinen Platz in den Geschichtsbüchern, wenn auch nur als der Fahrer, der den Einsatz des Safety Cars und damit den Plot-Twist erst möglich machte.

Latifi: "Ich habe einfach einen Fehler gemacht"

"Das war nie meine Absicht, und ich kann mich nur dafür entschuldigen, dass ich eingegriffen und diese Möglichkeit eröffnet habe", sagte der 26-Jährige, der sonst in seinem unterlegenen Williams sportlich nicht groß auffällt.

Beim Finale war er in der irren Schlussphase einer der Hauptdarsteller. "Ich habe einfach einen Fehler gemacht", sagte Latifi, der den Crash unverletzt überstand, dafür aber eine Story kreierte, die Netflix für seine Formel-1-Doku "Drive to Survive" nicht besser hätte inszenieren können.

Auch Mick Schumacher war involviert

Wer zu der Geschichte ebenfalls gehört, ist Mick Schumacher. Denn mit dem Haas-Piloten lieferte sich Latifi einen harten, aber fairen Zweikampf, in dessen Folge er leicht von der Strecke in den Schmutz abkam.

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"Ich hatte einfach keinen Grip in den folgenden Kurven - vor allem da, wo ich abgeflogen bin", so Latifi. So gesehen hatte also auch Mick einen kleinen Anteil daran, dass sein Vater Michael Schumacher den Rekord von sieben WM-Titeln nicht an Lewis Hamilton verloren hat, der ebenfalls noch bei sieben Titeln steht.

Unabsichtlich natürlich, wie auch bei Latifi. Unfälle wie diese gehören zum Racing dazu, können passieren. "Ich wusste nichts von der Situation an der Spitze des Rennens", betonte Latifi. Es sei nie seine Absicht gewesen, das Titelduell zu beeinflussen. Es war ihm laut eigener Aussage auch völlig egal, wer Weltmeister wird.

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Lewis Hamiltons Mercedes-Team verzichtet nach dem umstrittenen Formel-1-Finale nun doch auf eine Berufung, Max Verstappens erster Weltmeistertitel gerät damit nicht mehr in Gefahr. Wie die Silberpfeile am Donnerstag mitteilten, werden sie nicht mehr gegen das Ergebnis des letzten Saisonrennens in Abu Dhabi vorgehen. © ProSiebenSat.1

"Ich hatte keine Präferenz, wer gewinnen soll. Ich habe einen Fehler gemacht und so mein eigenes Rennen ruiniert", sagte Latifi, dem das Missgeschick unangenehm ist: "Ich kann mich nur dafür entschuldigen, dass ich Einfluss genommen und eine Gelegenheit geschaffen habe, aber nochmal: Ich habe einen Fehler gemacht."

Dank von Red Bull Racing an Latifi

Trost gab es vom Weltmeister-Team, das froh über diesen Faktor Zufall war, der noch einmal die Titel-Chance eröffnete. "Dafür wird er bestimmt lebenslang gratis Red Bull erhalten", sagte Red Bulls Teamchef Christian Horner. "Wir brauchten etwas Hilfe von den Renngöttern. Ich danke Nicholas Latifi für das Safety Car."

Wie das heutzutage leider oft so ist, bekam Latifi von Hamilton- und Mercedes-Fans und von Verschwörungstheoretikern sein Fett weg. Gut war es schon mal, dass Williams ein Kundenteam von Mercedes ist. Wer weiß, was losgewesen wäre, wenn ein Fahrer des Red-Bull-Schwesterteams AlphaTauri verunfallt wäre? Trotzdem ist für einige Fans auch Latifi ein Buhmann - auch, wenn er nur der Auslöser des Ganzen war.

Doch selbst eine Motorsport-Größe teilte gegen Latifi aus. Für Rallye-Legende Walter Röhrl habe Latifi "die WM entschieden", wie er beim Onlineportal Idowa erklärte. Der Kanadier sei für ihn durch seinen Abflug "ein Amateurfahrer: Das hat einen faden Beigeschmack."

Was Max Verstappen Nicholas Latifi rät

Der neue Champion Verstappen weiß, was am besten gegen Kritik und den Shitstorm hilft: nichts hören und lesen. "Wenn er schlau ist, schaltet er sein Telefon aus und ignoriert es", sagte der Niederländer der Zeitung "De Telegraaf": "Ich hoffe nur, dass Nicholas seinen Urlaub genießen kann und nächstes Jahr gestärkt zurückkommt."

Verwendete Quellen:

  • idowa.de: Röhrl: "Verarschen kann ich mich selber"
  • telegraaf.nl: Max Verstappen: 'Als Nicholas Latifi slim is, zet hij zijn telefoon uit en negeert hij dat'
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