Wolodymyr Selenskyj befürchtet, mit seinem Land könnte dasselbe passieren wie 2014 mit dem Krieg im Donbass: Es gibt kaum Bewegung, aber auch keinen Waffenstillstand. Er plädiert einmal mehr für eine andere Lösung.

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Kreml-Chef Wladimir Putin wird sich nach Einschätzung des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj nicht mit einem eingefrorenen Konflikt in der Ukraine zufriedengeben. Dies habe bereits 2014 nicht funktioniert.

"Nach 2014 gab es Versuche, den Krieg im Donbass einzufrieren", sagte Selenskyj am Dienstag in einer Rede beim Weltwirtschaftsforum im Schweizer Alpenort Davos. Dazu verwies er auf die Minsker Vereinbarungen, die damals den Ostukraine-Konflikt beenden sollten.

"Jeder eingefrorene Konflikt wird irgendwann wieder aufflammen", sagte der Staatschef. Selenskyj spricht sich seit langem dafür aus, den Krieg auf dem Schlachtfeld zu entscheiden, um Russland so möglichst eine strategische Niederlage zuzufügen.

Selenskyj erinnerte an Versuche der ehemaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und des früheren französischen Präsidenten François Hollande, den 2014 ausgebrochenen Konflikt in der Ostukraine zu stoppen. Die damaligen Vereinbarungen über einen Waffenstillstand und einen Friedensplan zwischen Kiew und den von Moskau unterstützten Separatisten wurden nie vollständig umgesetzt.

Selenskyj: "Putin ist ein Raubtier"

Selenskyj warf dem russischen Präsidenten Wladimir Putin einmal mehr vor, kein Interesse an einer Friedenslösung zu haben. "Es gab sehr einflussreiche Garanten, die deutsche Bundeskanzlerin, den französischen Präsidenten", sagte er. "Aber Putin ist ein Raubtier, das sich nicht mit Tiefkühlprodukten zufriedengibt."

Bei einem eingefrorenen Konflikt gibt es kaum noch Bewegung an der Front auf beiden Seiten, es wird aber auch kein verlässlicher Waffenstillstand oder ein Friede erzielt.

Selenskyj beschuldigte den russischen Präsidenten, "zu versuchen, die Massendeportationen, die dem Erdboden gleichgemachten Städte und Dörfer und das erschreckende Gefühl, dass der Krieg vielleicht nie enden wird, zu normalisieren". Selenskyj betonte: "Tatsächlich verkörpert Putin den Krieg." Der Kreml-Chef werde sich niemals ändern.

Selenskyj will Zehn-Punkte-Plan umsetzen und fordert mehr Waffen für sein Land

Als Ausweg wies Selenskyj auf seinen Zehn-Punkte-Plan hin, der auf einem kompletten russischen Abzug aus der Ukraine, auf Reparationen und einer Bestrafung der Kriegsverbrecher basiert. Nur dieser Friedensplan ermögliche einen "gerechten und stabilen Frieden", betonte er.

Der ukrainische Präsident forderte den Westen erneut auf, mehr Waffen an sein Land zu liefern, und versicherte, dass "die mögliche Richtung und der Zeitplan für eine neue russische Aggression außerhalb der Ukraine immer deutlicher werden".

Selenskyj betonte: "Wir müssen die Luftüberlegenheit für die Ukraine gewinnen. Dies werde Fortschritte am Boden ermöglichen. Die Partner wüssten, "was benötigt wird und in welcher Menge".

Der ukrainische Präsident forderte zudem, die russische Atomindustrie unter Sanktionen zu stellen und die in Europa eingefrorenen russischen Vermögenswerte an die Ukraine auszuzahlen.

Putin: Ukraine riskiert bei Fortsetzung von Konflikt "irreparablen" Schaden

Kreml-Chef Putin warnte die Ukraine unterdessen vor einer Verlängerung des Konflikts. Er sagte, der ukrainische Staat könne dabei einen "irreparablen" Schaden davontragen.

"Nicht nur ihre Gegenoffensive ist gescheitert, sondern die Initiative liegt nun vollständig in den Händen der russischen Streitkräfte", sagte Putin am Dienstag während einer im Fernsehen übertragenen Regierungssitzung. "Wenn das so weitergeht, könnte der Staatsstatus der Ukraine einen irreparablen und sehr schweren Schlag erleiden", sagte Putin.

Am 24. Februar jährt sich der russische Überfall auf die Ukraine zum zweiten Mal. Die Ukraine verteidigt sich damit seit fast zwei Jahren mit westlicher Hilfe gegen die russische Invasion. Beinahe ein Fünftel des ukrainischen Staatsgebiets steht unter russischer Kontrolle. (dpa/AFP/ank)

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