Für gewöhnlich geht der Friedensnobelpreis an Menschen, die sich über Jahrzehnte, wenn nicht ein halbes Leben, für eine Sache stark gemacht haben. In diesem Jahr hingegen wird eine 16-Jährige als Favoritin gehandelt: Greta Thunberg. Prominente Unterstützung aus Deutschland hätte die schwedische Klimaaktivistin jedenfalls.

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Greta Thunberg hat dafür gesorgt, dass der Klimaschutz in der westlichen Welt seit Monaten ganz oben auf der Agenda steht. Die 16-Jährige hat ihre Generation für das Thema begeistert. Jeden Freitag gehen Tausende Schüler und Studenten unter dem Motto "Fridays for Future" auf die Straße. Hat Thunberg dafür den Friedensnobelpreis verdient?

Fest steht: Sie wird als heiße Kandidatin gehandelt - und ihre Ehrung würde in Deutschland auf breite Unterstützung treffen, wie eine kleine Umfrage der "Welt" zeigt. Die Zeitung hat mit namhaften Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft gesprochen.

Bartsch: "Greta Thunberg gebührt großer Respekt"

Thunberg, die gerade erst für einen Eklat bei einem "Fridays for Future"-Gipfel sorgte, würde den Preis "auch stellvertretend für eine Generation erhalten, die keine Geduld mehr mit Politikern hat", sagte Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch der "Welt". "Greta Thunberg gebührt großer Respekt, den entscheidend von Menschen verursachten Klimawandel oben auf die politische Agenda gesetzt zu haben."

Ähnlich äußerte sich Christoph Schmidt, der Chef der Wirtschaftsweisen, die die Bundesregierung in ökonomischen Fragen beraten. "Indem sie die junge Generation für das Thema begeistert hat, hat Greta Thunberg einen großen Beitrag dazu geleistet, dass die Klimapolitik in der westlichen Welt nun schon seit vielen Monaten ganz weit oben auf der Agenda der öffentlichen Diskussion steht", sagte Schmidt der "Welt". "Diese Leistung verdient Anerkennung."

Alice Weidel lehnt Nobelpreis für Greta Thunberg ab

Claudia Kemfert, Energieexpertin am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), argumentierte, dass Thunberg "den Friedensnobelpreis hoch verdient" habe. "Sie trägt dazu bei, dass Klimaschutz in den politischen Entscheidungen einen hohen Stellenwert bekommt. Damit trägt sie zum globalen Friedensprojekt bei."

Widerspruch kam von AfD-Fraktionschefin Alice Weidel, die einen Nobelpreis für Thunberg ablehnt. Über Umweltpolitik müsse "auf wissenschaftlicher und nicht pseudomoralischer Grundlage" debattiert werden, sagte sie der "Welt". Sie warnte: "Das Nobelpreiskomitee sollte sich nicht ein weiteres Mal blamieren."

Der Friedens-Nobelpreis wird am 11. Oktober vergeben. Bei den Londoner Buchmachern liegt Thunberg laut "Welt" derzeit bei den Wetten klar in Führung. (afp/mcf)

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