Nach Donald Trumps jüngsten Seitenhieben gegen Europa rufen nun mehrere Fraktionsvorsitzende im Bundestag zu einem selbstbewussteren Umgang mit dem US-Präsidenten auf und beschwören die Geschlossenheit Europas.

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"Ein Stück Verlässlichkeit" sei mit Trump "weggebrochen", sagte Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Trump sei der nationale Vorteil wichtiger als die Wertegemeinschaft diesseits und jenseits des Atlantiks.

Nur wenn Europa geschlossen auftrete, bleibe der Kontinent "mit den USA auf Augenhöhe". Das gelte für den Handelsstreit wie auch für Sicherheitsfragen.

Dobrindt: "Selbstbewusst Interessen vertreten"

CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt betonte: "Wenn Präsident Trump die Interessen der USA entschlossen formuliert, sollte das Anlass sein für uns, eine ebenso selbstbewusste Vertretung unserer Interessen und unserer Souveränität zu formulieren."

Diesen Anspruch könne Deutschland aber nur vertreten, wenn es bereit sei, deutlich mehr in die Verteidigung zu investieren.

Hofreiter: Europa muss in Energiefragen unabhängig werden

Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter appellierte in den Funke-Zeitungen, Europa müsse "gerade in Energiefragen endlich unabhängig von Amerika werden".

Energiepolitisch dürfe Europa "weder vom autoritären Russland noch von der immer unberechenbareren US-Administration abhängig bleiben".

Das gelinge nur, "wenn wir konsequent auf Erneuerbare Energien setzen".

Lindner: Initiativen für Stärkung des Freihandels

Der Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Christian Lindner, sagte, die Antwort auf Trump müsse ein Europa sein, das seine Interessen gemeinsam vertrete.

"Wenn er eine Sprache versteht, dann ist es die der Entschlossenheit", sagte Lindner. Konkret forderte er "weitere Initiativen für eine Stärkung des Freihandels".

Das gute Verhältnis zu den USA dürfe nicht darunter leiden, "dass ein einzelner Präsident Irrwege beschreitet".

Wagenknecht fordert selbstbewusste Außenpolitik

Linken-Fraktionschefin Sahra Wagenknecht forderte "eine selbstbewusste Außenpolitik, damit wir nicht von einem Hasardeur in eine Aufrüstungsspirale und neue Kriege hineingezogen werden".

Trump hatte auf seiner siebentägigen Europareise, die am Montag zu Ende gegangen war, die US-Verbündeten mehrfach vor den Kopf gestoßen. So sorgte er beim Nato-Gipfel für einen Eklat. Gegen Deutschland wetterte er wegen seiner Energie- und Verteidigungspolitik. Die britische Premierministerin Theresa May attackierte er persönlich, die Europäische Union würdigte er herab. (jwo/dpa/AFP)  © AFP

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