Wichtige Impfziele werden bei deutschen Kindern nach Angaben des Robert-Koch-Instituts weiterhin verfehlt. Wie das Bundesinstitut mitteilt, werden die internationalen Vorgaben im Kampf gegen so gefährliche Krankheiten wie Masern und Polio hierzulande nicht erreicht. Zudem würden Impfserien oftmals zu spät begonnen oder nicht rechtzeitig abgeschlossen.

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Verfehlte Ziele und zu niedrige Quoten: Bei Impfungen von Kindern und Jugendlichen in Deutschland beschreibt ein neuer Bericht des Robert Koch-Instituts (RKI) einige Defizite. So seien zum Beispiel nach einer Hochrechnung 35.000 Kinder in Deutschland zum sechsten Lebensjahr noch ohne Masernimpfung, wie aus der am Donnerstag veröffentlichten Untersuchung hervorgeht.

Das RKI wertete für die Erhebung zum Impfstatus das Ergebnis der amtlichen Schuleingangsuntersuchungen sowie Abrechnungsdaten von Kinderärzten aus, um einen möglichst vollständigen Überblick zu bekommen.

Wieler: "Entscheidende Impfquoten zu niedrig"

"Entscheidende Impfquoten bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland sind in allen Altersbereichen zu niedrig", bilanzierte RKI-Präsident Lothar Wieler. Laut Bericht zeigten sich bei fast allen Impfungen die gleichen Mängel: Sie begännen später als empfohlen, und Impfserien würden nicht zeitgerecht abgeschlossen.

Im Alter von zwei Jahren waren beispielsweise nur 68 Prozent der Kinder zweimal gegen Masern geimpft. Insgesamt stiegen die Zahlen bei Masernimpfungen in den vergangenen Jahren allerdings leicht an. Das Ziel, dass 95 Prozent der Kinder zum Schuleingang zweimal gegen Masern geimpft sein sollen, wird dem Bericht zufolge aber bundesweit mit 93,1 Prozent noch nicht erreicht.

Große regionale Unterschiede bei Masern-Impfquoten

Zudem zeigte die Untersuchung große regionale Unterschiede bei Impfquoten. Während der Anteil der geimpften Kinder in manchen Regionen hoch genug sei, sei das in anderen nicht der Fall. "Die Ursachen solcher regionaler Impflücken sollten untersucht und Gegenmaßnahmen ergriffen werden", betonte das RKI.

Die Autoren zogen nach eigenen Angaben erstmals zwei Datenquellen für die Analyse heran: den Impfstatus aus den Schuleingangsuntersuchungen 2018 sowie Abrechnungsdaten der Kassenärztlichen Vereinigungen bis einschließlich 2019. Auswirkungen der neuen Masern-Impfpflicht sind damit noch nicht erfasst. Masern gehören zu den ansteckendsten Infektionskrankheiten. Angestrebt wird die Elimination. (mgb/afp/dpa)

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