Das hat sich der FC Bayern München selbst eingebrockt: Dem deutschen Rekordmeister droht nach der Niederlage beim FC Porto das Aus im Viertelfinale der Champions League. Bei den Gegentoren hilft der FCB munter mit - und für Portos schärfste Waffe findet Pep Guardiola keine Lösung.

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Manuel Neuer war sichtlich bedient: "Wir haben es einfach verbockt", brachte es Deutschlands Nummer eins nach der herben 1:3-Niederlage beim FC Porto auf den Punkt. Es ist die bislang bitterste Pleite, die der FC Bayern München in dieser Saison hinnehmen musste; weil sie einerseits das Aus in der Königsklasse nach sich ziehen könnte; und weil sie die Bayern-Profis mit haarsträubenden Fehlern selbst eingeleitet haben.

Defensive mit ungewöhnlichen Aussetzern

70 Sekunden sind gespielt, als der Münchner Albtraum im Estádio do Dragao beginnt. Xabi Alonso verstolpert den Ball als letzter Mann vor dem eigenen Tor, Porto-Stürmer Jackson Martinez erobert sich die Kugel nach hartem Zweikampf mit dem Spanier. Neuer foult den Kolumbianer im Strafraum, Ricardo Quaresma verwandelt den fälligen Strafstoß in der dritten Minute.

Keine sieben Minuten später folgt der nächste Aussetzer. Dante springt der Ball beim Spielaufbau vom Fuß, Quaresma schnappt sich diesen, läuft alleine aufs Tor zu und verwandelt flach vorbei am machtlosen Neuer zum 2:0.

Zwei Gegentore nach zehn Minuten. Zwei Gegentore nach individuellen, technischen Fehlern. Und das bei einer von Pep Guardiola trainierten Mannschaft. Das hat Seltenheitswert.

FC Bayern München findet keine Lösung für Portos Pressing

Was sich bereits früh in der Partie andeutet, manifestiert sich im weiteren Verlauf der Begegnung. Die Bayern haben dem aggressiven Pressing des FC Porto nichts entgegenzusetzen, zudem unterlaufen ihnen ungewöhnlich viele Stockfehler. Portos Offensivspieler Martinez, Quaresma und Yacine Brahimi setzen Dante, Alonso und Jerome Boateng wiederholt beim Spielaufbau unter Druck. Die restlichen Porto-Spieler rücken nach, stellen so die Passwege im Mittelfeld perfekt zu.

Die Münchner finden für diesen taktischen Kniff der Portugiesen keine Lösung, leisten sich zahlreiche Fehlpässe. Dabei sind die Bayern unter Guardiola neben dem FC Barcelona zur passsichersten Mannschaft der Welt avanciert. Doch Porto ergibt sich, anders als viele Vereine in der Bundesliga, nicht im Vorfeld der spielerischen Dominanz des Gegners und zieht sein Spiel bis zum Schluss durch. "Porto findet das Geheimnis und erzwingt Bayerns Fehler", schreibt die portugiesische Zeitung "A Bola" am Donnerstag und trifft damit den Nagel auf den Kopf. Die Zeitung "Record" schlägt in die gleiche Kerbe: "Portos Pressing schüchtert Bayern ein".

Pep Guardiola ändert Taktik nicht

Guardiolas Team bleibt seiner Marschroute dennoch 90 Minuten lang treu. Selbst in Gefahrensituationen wird der Ball nicht lang nach vorne geschlagen. Die Bayern versuchen sich stets - ähnlich wie die deutsche Nationalmannschaft - spielerisch aus der Gefahr zu befreien.

Doch warum reagiert Guardiola in der Halbzeitpause nicht mit einer Änderung der Taktik? Schließlich hat diese Porto offensichtlich in die Karten gespielt. Vielleicht, weil es nicht zur neuen Identität des Klubs passt.

Dabei hatten die Bayern beim 1:0-Erfolg bei Borussia Dortmund noch gezeigt, dass sie in der Lage sind, ihr Spiel der aktuellen Situation anpassen zu können und aufgrund der zahlreichen verletzten Profis mit tadelloser Defensive zum Erfolg zu kommen. Das gelingt dem FCB in Porto nicht.

Stattdessen wackeln die Bayern auch nach dem Seitenwechsel. Alonso verstolpert erneut den Ball, klärt im letzten Moment zur Ecke. Dafür leistet sich Boateng in der 65. Minute einen groben Fauxpas, verschätzt sich bei einem hohen Ball, so dass Martinez zum 3:1 trifft.

Doch auch wenn die Enttäuschung tief sitzt: Ausgeschieden ist der deutsche Rekordmeister noch lange nicht. Guardiola hat nun knapp eine Woche Zeit, die perfekte Taktik für das Rückspiel zu finden. Denn bereits am kommenden Dienstag gastiert Porto in der Münchner Allianz Arena. Dort soll der Zwei-Tore-Rückstand noch gedreht werden. Dass die Münchner die Klasse dafür haben, steht außer Frage. Und am Selbstvertrauen scheint die Niederlage offensichtlich nicht gekratzt zu haben. "Wir sind ja immer noch der FC Bayern", sagt Thomas Müller trotzig: "Es wäre kein Fußballwunder, wenn wir ein Heimspiel 2:0 gewinnen sollten."

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