Die gute Nachricht für Uli Hoeneß gleich zuerst: Bayer Leverkusen kann noch verlieren. Gut, diese Saison halt nicht gegen ein deutsches Team und schon gar nicht gegen den FC Bayern, aber immerhin gelang es den Italienern von Atalanta Bergamo, das sogenannte kleine Triple der Werkself zu verhindern.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Marie von den Benken dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Mit einer relativ unispirierten Leistung gab es da im Finale in Dublin eine überraschend klare 0:3 Klatsche. Ein Ergebnis, das Kinder, die nach dem 27. Mai 2023 geboren worden sind, gar nicht kannten. Seit fast einem Jahr blieb Leverkusen in Pflichtspielen unbesiegt und überholte mit niederlagenfreien 44 Partien sogar den bisherigen europäischen Rekordhalter Juventus Turin. Die "Alte Dame" des italienischen Fußballs blieb zwischen 2011 und 2012 immerhin 43-mal ohne Niederlage.

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Einen ähnlichen Rekord wollte eigentlich auch der HSV aufstellen, als man vor sechs Jahren versehentlich in die zweite Liga abstieg. Ein Durchmarsch, verbunden mit dem sofortigen Wiederaufstieg war da eigentlich Beschlusssache. Nun wissen wir alle, wie es gekommen ist: Nachdem sich der HSV mit etwa 68 Trainerwechseln stets gut genug für die Top 5, aber nicht gut genug für die Top 2 zeigte, geht man 2024/2025 in die siebte Saison im Unterhaus. Rechnet man jetzt noch hinzu, dass der stets als lokaler Juniorpartner belächelte FC St. Pauli im kommenden Spieljahr als Erstligist antreten wird, darf man den HSV getrost als das umgekehrte Bayer Leverkusen bezeichnen.

Das E in HSV steht für Erfolg

Wobei: Beim HSV hat man reagiert. Als letzten Notanker für den im siebten Zweitligajahr dann aber wirklich endgültig fälligen Aufstieg wurde jetzt der Europameister von 1996, Stefan Kuntz, verpflichtet. Kuntz ist inzwischen 61 Jahre alt, er wird also nicht selbst auf dem Platz stehen. Dabei könnten die Rothosen, wie der Hamburger SV gerne genannt wird, vermutlich weil er hauptsächlich in blauen und weißen Farben aufläuft, einen treffsicheren Torschützen durchaus gebrauchen. Zum einen, weil der HSV in der abgelaufenen Saison zwar nicht klassisch als abschlussschwach deklariert werden müsste, mit einer Ausbeute vom 64 Treffern aber dennoch teilweise deutlich hinter Teams wie dem Karlsruher SC oder Hertha BSC lag, die mit realistischen Chancen auf einen Aufstieg nicht wirklich ernsthaft in Berührung kamen. Und natürlich hinter den drei Topteams Holstein Kiel, Fortuna Düsseldorf und, Sie ahnen es bereits, Zweitligameister St. Pauli.

Und zweitens: Mehr als ein Drittel dieser 64 Tore, exakt 22 an der Zahl, gehen auf das Konto von Robert Glatzel, der sich - so vermutet man am Volkspark - nicht unbedingt eine weitere Saison in der zweiten Liga antun möchte. Da hätte dem HSV ein spielender Kuntz gut zu Gesicht gestanden. Immerhin erzielte der in seiner aktiven Zeit bei den Topklubs VfL Bochum, Bayer 05 Uerdingen, 1. FC Kaiserslautern und Arminia Bielefeld immerhin 179 Bundesligatore. Damit liegt er in der ewigen Torschützenliste der Bundesliga hinter Gerd Müller, Robert Lewandowski, Klaus Fischer, Jupp Heynckes, Manfred Burgsmüller, Claudio Pizarro und Ulf Kirsten immerhin auf Platz acht.

Ich Pocher auf mein Recht!

Noch mieser als beim HSV ist die Stimmung eigentlich nur noch beim SWR, wenn man Oliver Pocher auf eine Veranstaltung gebucht hat. Beim neuen Heimatsender von Thomas Gottschalk hatte man vergangene Woche kurz verdrängt, wie das klassische Pocher-Publikum charakterlich aufgestellt ist. Da zahlt man nämlich gerne hohe Preise für Show-Tickets, um Pocher live dabei zusehen zu dürfen, wie er sich über andere Menschen lustig macht, vornehmlich mit solchen, mit denen er schon im Bett war oder gerne im Bett landen würde (oder beides), reagiert aber recht durchwachsen, wenn Oliver Pocher sich plötzlich über einen selbst lustig macht. Wer Pocher bestellt, bekommt Pocher. Das gilt für Sendeanstalten und Veranstalter genauso wie für das Publikum. Man kann die Gags von Pocher für mega lustig oder abgrundtief verachtungswürdig halten, aber eines kann man ihm nicht vorwerfen: Dass man nicht wüsste, wie Pocher das Comedy-Handwerk interpretiert.

Obwohl, es könnte doch noch zwei Protagonistinnen des öffentlichen Lebens geben, deren Laune aktuell noch schlechter als die des HSV und des SWR zusammen aussieht. Und da trifft es diese Woche ausgerechnet zwei intellektuelle Fahnenträgerinnen der deutschen Unterhaltungsbranche: Bei Carmen und Rooooooooobärts Töchtern Davina und Shania ist Katerstimmung. Ja, liebe ARD, räumt den 20:15 Uhr Sendeplatz frei, wir sehen uns beim "Brennpunkt": Bei den Geissens hängt der Haussegen schief! Trashmode-Multimillionär Robert Geiss zeigt seine heller als das Fernlicht eines Bugatti La Voiture Noire strahlende Zahnleiste nur noch sporadisch. Das Lachen ist ihm vergangen. Ein böser Verdacht zerfrisst ihn: Hat er als Vater versagt?

Wer Geiss denn sowas?

Aber mal der Reihe nach. Bei Deutschlands bekanntester RTL ZWEI Geldadel-Familie ist die Stimmung im monegassischen Luxusdomizil im Keller. In der steueroptimierten Wahlheimat Monaco ist atmosphärisch der Schmalhans Küchenmeister. Seit dieser Woche ist der Familienfrieden in ernsthafter Gefahr! Doch was ist passiert? Familienoberhaupt Robert hadert mit der Einstellung seiner Nachwuchsriege. Er hat festgestellt: Die Power-Sprösslinge Davina und Shania legen eine semiprofessionelle Einstellung zum Thema Arbeiten an den Tag. Robert Geiss, der stets aussieht wie eine Mischung aus Frank Zander und Wolfgang Kubicki mit der Zahnreihe von Stefan Raab, ist genervt. Nachdem Davina bei einem Fotoshooting für die hauseigene Bekleidungsmarke "Roberto Geissini" alkoholisiert erschienen war, war bei Luxus-Junkie Robert der mit Fabergé-Eiern ausgelegte Kachelofen aus. Empört kündigte er diese Woche an: "Sämtliche Kreditkarten, sämtliche Zahlungen werden umgebucht mit 21. Dann ist das Thema Mama und Papa gegessen!"

Eine durchaus wirksame Drohung, auch wenn die beiden Trashikonen Davina (522.000 Instagram- Follower) und Shania (687.000 Instagram-Follower) als sogenannte Influencerinnen mit ihren Social-Media-Plattformen durchaus selbst hoch siebenstellig verdienen könnten. Geldhahn zu, das hört man nie gerne. Vor allem Davina nicht, die noch diese Woche 21 wird. Shania dagegen hat nicht nur knapp 150.000 Follower mehr, sondern mit erst 19 Jahren auch noch eine knapp 24 Monate längere Schonfrist. Wie die Rich Kids of Instagram (Reality-TV-Variante) perspektivisch damit umgehen werden, bleibt abzuwarten. Insgesamt gab es ja schon immer eine leichte Unwucht zwischen Lebens- und Erwartungsrealität im Hausen Geiss. Und da hat die Frage, warum Davina und Shania lieber Chanel als "Roberto Geissini" tragen, das immerhin für ihren durchaus teilglamourösen Lebensstil aufkommt, noch das geringste Streitpotenzial.

Didier Bohlenné

Abendfüllend möchte ich mich zu dieser Familientragödie nicht äußern, zwei wichtige Details darf ich allerdings nicht vorenthalten, um der gesamten Tragweite der neuesten Entwicklungen im Hause Geiss entsprechend gerecht zu werden und dem geneigten Leser die Möglichkeit zur vollumfänglichen Gesamtbild-Erstellung zu geben. Auf Gendern verzichte ich an dieser Stelle bewusst. Leserinnen benötigen ja zumeist keine kognitive Begleithilfe. Hier also kurz die beiden elementaren Kontext-Ergänzungen:

1. Ja, es stimmt. Das von Robert Geiss gegründete Fashion-Label heißt tatsächlich "Roberto Geissini". Das ist in etwa so, als würde Dieter Bohlen eine Karriere als Modedesigner in Paris starten und seine Brand "Didier Bohlenné" nennen.

2. Robert Geiss stand beim Spagat zwischen Millionärstochter und Leistungsprinzip stets auf der Seite der schulischen Leistungen. Legendär dazu sein Mantra: "Wer keine Hausaufgaben macht, fährt auch keinen Jetski!"

Ob das vermutlich rauschende Fest zum 21. Geburtstag (wo ist übrigens meine Einladung?) die letzte Luxussause wird, bei der die Zeche von Papa Robert und Mama Carmen gezahlt wird, oder ob Davina Geiss kurz vor dem Eintrittsalter in den Alkohol-Erlaubnisbereich New Yorker Bars, Restaurants und Clubs den Familienfrieden wieder herstellen kann, das vermag ich nicht vorauszusehen. Am Hungertuch jedenfalls, soviel scheint wohl sicher, wird sie nicht leiden müssen, egal ob sie ausreichend erledigte Hausaufgaben vorlegen kann, oder nicht

Immerhin war sie nicht bei der großen "Ausländer Raus"-Gala im "Pony" auf Sylt dabei. Teilweise blutjunge Neureiche Style-Verlierer hatten dort zuletzt zwei Dinge klargestellt und sich dabei sicherheitshalber gefilmt, damit der Rest der Nation, der sich die 150 Euro Eintritt in einen vermeintlichen Edelclub auf der Insel, auf der Christian Lindner geheiratet hat, nicht leisten kann, wenigstens via Social Media dabei sein konnte:

1. Die Generation Großerben hält es offenbar für eine modische Errungenschaft, die Ärmel ihrer Oberhemden hochzukrempeln und dabei rassistische Lieder zu singen.

2. Deutschland reagiert überdurchschnittlich empört, wenn reiche Treuhandfonds-Kids und die, die gerne für reiche Treuhandfonds-Kids gehalten werden möchten, rassistische Partylieder anstimmen.

Nun ist die Empörung über verwahrloste Wohlstands-Westentaschen-Nazis absolut berechtigt. Die Frage, warum dazu eine ganze Nation, sämtliche Medien und alle Politiker (einschlich des Kanzlers) eilig ihre verurteilenden Statements abgeben, während man zu Themen wie Sudan (drohender Völkermord, mehr als neun Millionen Flüchtlinge) oder den israelischen Geiseln, deren Leichen man in Tunneln direkt unter UN-Gebäuden in Rafah entdeckt wurden, dagegen aber weitestgehend schweigt, wird man sich allerdings zweifelsfrei stellen müssen. Vielleicht habe ich bis nächste Woche darauf eine Antwort, dann verrate ich sie genau hier an dieser Stelle! Bis dann!

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