Bayer Leverkusen hat mit dem 1:0 im DFB-Pokalfinale gegen den 1. FC Kaiserslautern das Double perfekt gemacht. Hinter dem Erfolg steckt mit Xabi Alonso ein Trainer, der die Mannschaft auf einem Abstiegsplatz übernahm. Trainer-Kollege Friedhelm Funkel prognostiziert Alonso noch viele Erfolge.

Eine Analyse
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Deutscher Meister, DFB-Pokalsieger und Europa-League-Finalist: Xabi Alonso hätte vor Saisonbeginn selbst nicht damit gerechnet, dass die Spielzeit von Bayer Leverkusen so erfolgreich verlaufen würde. "Unser Ziel im Juli war einfach, eine gute Saison zu haben und eine gute Mannschaft aufzubauen", sagte der Trainer auf Nachfrage unserer Redaktion.

Niemand im Verein sprach vor der Saison von möglichen Titelgewinnen. "Aber nach zwei, drei Spielen war ich optimistisch. Ich mochte, was ich gesehen habe. So entstand der Wunsch, etwas zu erreichen. Vielleicht nicht so etwas Großes. Aber wir wollten etwas erreichen."

53 Spiele, nur eine Niederlage

Ohne überlegen zu müssen, ratterte der 42-Jährige die Saisonbilanz seiner Mannschaft herunter: "53 Spiele, eine Niederlage, 43 Siege, neun Unentschieden. Das ist unglaublich. Wir brauchen ein bisschen Zeit, um zu verstehen, was wir hier geleistet haben."

Kaiserslautern-Trainer Friedhelm Funkel, der mit seinen 70 Jahren so ziemlich alles im Fußball erlebt hat und nun (zumindest vorerst) wieder in Rente geht, huldigte seinen jungen Trainerkollegen: "Ich traue ihm sehr, sehr viele Titel zu. Was er aus Leverkusen gemacht hat, ist der Wahnsinn."

Er erinnerte an den Oktober 2022, als Alonso die Mannschaft in einer schwierigen Situation anvertraut bekam: "Er hat die Mannschaft auf einem Abstiegsplatz übernommen und noch in die Europa League geführt. Danach in seinem ersten kompletten Jahr unbeschadet durch die Bundesliga-Saison zu kommen, das ist Wahnsinn, das ist einfach Wahnsinn."

Als Spieler und Trainer ein Erfolgsgarant

Alonso war bereits als Spieler sehr erfolgreich, wurde mit der spanischen Nationalmannschaft zweimal Europameister und einmal Weltmeister, gewann auf Vereinsebene unter anderem je zweimal die Champions League und den UEFA Cup, zudem mit dem FC Bayern München drei deutsche Meisterschaften.

Die Sieger-Mentalität blieb ihm als Trainer erhalten. "Er hat das, was er auf dem Platz erlebt oder von sehr, sehr guten Trainern gelernt hat, im ersten Jahr sofort umgesetzt. Und er wird sich noch weiter verbessern", ist sich Funkel sicher.

Allerdings spricht Funkel aus seiner langjährigen Erfahrung auch eine Warnung aus: "Der Erfolgsdruck wird nicht weniger, auch nicht für Leverkusen. Da erwartet man in der nächsten Saison jetzt noch ein bisschen mehr. Aber ich glaube, die Mannschaft wird wieder dazu in der Lage sein, um drei Titel mitzuspielen. Das ist eine gestandene Mannschaft."

Hofmann erklärt Erfolgsgeheimnis: "Jeden Tag nur Vollgas"

Alonso ist es gelungen, seine Mannschaft immer weiter anzutreiben, sodass die Konzentration nie verlorenging. Als der Offensivspieler Jonas Hofmann auf das Erfolgsrezept dieser Saison angesprochen wurde, antwortete er: "Jeden Tag harte Arbeit – ununterbrochen. Wer Xabi kennt, der weiß, es gibt keine 99 Prozent. Es gibt jeden Tag nur Vollgas, wenn das Training losgeht."

Laut Hofmann profitiert die Mannschaft von der Erfahrung des Trainers: "Man merkt einfach, dass er auf Top-Niveau gespielt hat und diese extreme Erfahrung hat. Was man von ihm extrem lernt, ist dieses ununterbrochene fokussiert sein. Das hört sich jetzt vielleicht erst einmal nicht so wichtig an, ist aber im Fußball sehr, sehr wichtig."

Wie der Weg von Alonso und Leverkusen weitergehen wird? Alonso hatte sich bereits öffentlich zu Leverkusen bekannt, obwohl auch der FC Bayern an einer Verpflichtung interessiert gewesen wäre. Auch der Großteil der Mannschaft dürfte beisammenbleiben.

Alonso blickt gewohnt ehrgeizig nach vorne: "Wir müssen auch in Zukunft wieder gute und intelligente Entscheidungen treffen, denn wir wollen diesen Hunger und diesen Erfolg haben. Ich habe den Wunsch, diesen Weg weiterzugehen und etwas Neues zu erreichen."

Funkel sieht Leverkusen gegenüber Bayern im Vorteil

Funkel, der die kommende Saison vermutlich nur als Fußball-Fan verfolgen wird, sieht in Leverkusen auch zukünftig den stärksten Konkurrenten des FC Bayern. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass viele Spieler weggehen werden. Die werden noch ein, zwei gute Spieler dazu holen, der Trainer bleibt. Das ist eine gestandene Mannschaft, während viele andere neu aufbauen müssen. Die Bayern haben noch nicht einmal einen Trainer, werden bestimmt den einen oder anderen Spieler austauschen müssen. Dann dauert es, bis die sich gefunden haben."

Und was wird Leverkusen währenddessen machen? "Die machen einfach weiter", lautet die Prognose von Funkel. "Vielleicht geht mal ein Spieler weg, aber dann geht es weiter und sie werden weiter gewinnen."

Verwendete Quellen:

"Wie ein Märchen": Bayer jubelt nach Pokalsieg

Nach dem Sieg im DFB-Pokalfinale gegen den 1. FC Kaiserslautern verrät Jonas Hofmann Gründe für die historische Saison von Bayer Leverkusen. Werkself-Kapitän Lukas Hradecky erklärt, wer aus der Mannschaft der "Feier-Profi" ist.


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