Schon während der Bekanntgabe der Oscar-Nominierungen gab es erste Kritik: Wieder einmal wurden schwarze Schauspieler und Schauspielerinnen weitgehend übersehen. Die Nominierten-Liste wird von weißen Männern dominiert.

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Am Montag wurden die Nominierungen für die Oscars 2020 bekannt gegeben. Die Academy of Motion Picture Arts und Sciences, die die Preise in jedem Jahr vergibt, hat ihren traditionellen Standpunkt auch in diesem Jahr beibehalten: Die meisten Nominierungen gingen an "vier sehr männliche, sehr weiße Filme", wie die "New York Times" anmerkt. "Es sind Männerfilme über Männerthemen", schreibt die "Tagesschau".

Keine Diversität bei Oscar-Nominierungen

"Joker" führt alle Filme mit elf Nominierungen an: Die Comicverfilmung aus dem DC-Universum könnte unter anderem für den besten Regisseur (Todd Philips), den besten Hauptdarsteller (Joaquin Phoenix) und die beste Filmmusik (Hildur Guðnadóttir) ausgezeichnet werden.

Jeweils zehn Nominierungen heimsten Sam Mendes' "1917", Quentin Tarantinos "Once Upon a Time… in Hollywood" und Martin Scorseses "The Irishman" ein.

Schwarze Schauspieler und Schauspielerinnen blieben bei den Nominierungen weitgehend außen vor: Die britisch-nigerianische Schauspielerin Cynthia Erivo ("Beste Hauptdarstellerin" für "Harriet") erhielt die einzige Nominierung.

Die Academy hatte sich zuletzt bemüht, mehr Frauen und Minderheiten als Mitglieder aufzunehmen, indem mehr Filmprofis aus dem Ausland eingeladen wurden. Trotzdem besteht die Organisation laut "New York Times" immer noch zu 68 Prozent aus männlichen und zu 84 Prozent aus weißen Mitgliedern.

Keine einzige Frau in der Kategorie "Beste Regie" nominiert

In der Kategorie "Beste Regie" wurde keine einzige Frau nominiert – trotz der gefeierten Filme von unter anderem Greta Gerwig ("Little Women") und Lulu Wang ("The Farewell").

"Die geschlechts- und rassenspezifische Vielfalt der Nominierungen ist weiterhin eindeutig unzureichend, was immer noch enttäuschend ist", sagte Thomas E. Rothman, Vorsitzender der Sony Motion Picture Group, gegenüber der Tageszeitung. "Besonders bin ich für Greta als Regisseurin enttäuscht – das ist ein großer Fehler."

Bisher wurden nur fünf Frauen in der Geschichte der Oscars für die beste Regie nominiert – Gerwig befand sich zuletzt und erstmals für ihren Film "Lady Bird" (2018) unter den Nominierten.

Kritik auf Twitter: "Es ist eine verdammte Peinlichkeit"

Auf Twitter werden die Oscar-Nominierungen in diesem Jahr vor allem unter dem Hashtag "#OscarsSoMale" (dt. "Oscars so männlich") harsch kritisiert. So schreibt Regisseur Roger Ross Williams, der 2010 für den Dokumentarfilm "Music by Prudence" einen Oscar gewann: "Was ist los, Academy, lasst uns weitermachen und nicht zwei Schritte zurückgehen". Dazu setzte er die Hashtags "#OscarsSoMale" und "#OscarsSoWhite".

Filmemacherin Jen McGowan kritisierte gleich in mehreren Tweets die Nominierungen. "Die Jungs sollten sich beschweren, denn es ist eine verdammte Peinlichkeit, dass sie nicht wirklich mit allen konkurrieren", twitterte sie unter anderem.

Issa Rae kritisiert rein männliche "Beste Regie"-Liste

Die Schauspielerin Issa Rae hätte den Oscar für die subtilste Kritik bei der diesjährigen Bekanntgabe der Nominierten verdient. Die Aufzählung der rein männlichen Nominierten in der Kategorie "Beste Regie" kommentierte sie mit einer Bemerkung, die im Netz derzeit für viel Applaus sorgt.

Während ihr Kollege nach der Bekanntgabe mit einem breiten Lächeln neben ihr saß, sagte sie mit zusammengepressten Lippen und eiserner Miene: "Glückwunsch den Männern."

Twitter wertet diese Bemerkung als klares Statement, das in einer Liga spielt mit Natalie Portmans Worten vor zwei Jahren, als sie die Kategorie auf der Oscar-Bühne mit den Worten angekündigte: "Und hier sind die rein männlichen Nominierten."

Antonio Banderas - ein "farbiger Schauspieler"?

Während vor allem US-amerikanische Medien die Nominierten-Liste für ihre fehlende Diversität kritisieren, sorgten einige von ihnen selbst für Irritationen, darunter "Deadline" und "Vanity Fair": Der spanische Schauspieler Antonio Banderas wurde von ihnen gemeinsam mit Cynthia Erivo als "farbige Schauspieler" aufgezählt.

In einem mittlerweile gelöschten Tweet von "Deadline" hieß es: "Nur zwei farbige Schauspieler wurden in den Hauptdarsteller-Kategorien nominiert". Unter dem Post häuften sich schnell Kommentare, die das Online-Portal darauf hinwiesen, dass Banderas "europäisch und weiß" sei. Der spanische Schauspieler wurde in der Kategorie "Bester Hauptdarsteller" für den Film "Leid und Herrlichkeit" nominiert. (tae)  © 1&1 Mail & Media/spot on news

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