• Das royale Jahr 2022 stand ganz im Zeichen von Queen Elizabeth II.
  • Wenige Monate nach ihrem gefeierten "Platinum Jubilee" im Sommer verstarb die Jahrhundertkönigin am 8. September mit 96 Jahren.
  • RTL-Adelsexperte Michael Begasse blickt auf die emotionalsten und wichtigsten Momente des Jahres zurück.

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"Die Königin ist tot, lang lebe der König!" Acht Worte, die ausreichen, um das royal-historische Jahr einzuordnen. Acht Worte, die alles sagen und für alle Zeiten eng mit 2022 verbunden sein werden. Dieser eine Satz erklärt, warum alle anderen europäischen Königshäuser in den Hintergrund rückten. Und dieser eine Satz, der in Anbetracht des hohen Alters der verstorbenen Queen († 96) früher oder später Realität werden musste, markiert auch für Michael Begasse den Beginn einer neuen beruflichen Ära.

Anlässlich unseres royalen Jahresrückblickes hat unsere Redaktion mit dem Adelsexperten gesprochen, der seit rund 35 Jahren über die Royal Family berichtet sowie die großen königlichen Hochzeiten und Feierlichkeiten in der Vergangenheit hautnah miterlebte.

Adelsexperte Begasse: "Die Welt hat sich vor der Queen verneigt"

Analytisch und emotional zugleich blickt Begasse auf ein besonderes Jahr zurück und lässt keinen Zweifel daran, dass wir alle Zeuge eines einmaligen, geschichtlichen Weltereignisses wurden: "So etwas gab es noch nie und so etwas wird es so schnell nicht wieder geben. Die Welt hat sich nicht nur von einer Jahrhundertkönigin verabschiedet, sondern sie hat sich vor ihr verneigt."

Aus diesem Grund spüre er ein ganz warmes Gefühl im Herzen. Alles sei friedlich und respektvoll verlaufen. Und anders als beim tragischen Unfalltod von Prinzessin Diana vor gut 25 Jahren habe es keine kollektive Trauer gegeben. "Ja, natürlich waren die Menschen traurig. Aber: Es wurde niemand aus dem Leben gerissen. Ich bin mir sicher, dass sich die Queen ihren Abschied genau so gewünscht hätte", sagt der TV-Journalist.

Wo warst du, als die Queen starb?

So wie jeder weiß, was er am 31. August 1997, also am Tag des Ablebens von Diana, getan hat, wird auch jeder zeitlebens die Frage "Wo warst du, als die Queen starb?" beantworten können. "Diese Tage – von der Todesmeldung am 8. September bis zur Trauerzeremonie am 19. September – haben den Menschen auf der ganzen Welt in Erinnerung gerufen, dass sie praktisch ihr gesamtes bisheriges Leben mit der britischen Königin verbracht haben", sagt Begasse.

In ihrer Regentschaft erlebte die Queen sage und schreibe 14 US-Präsidenten, sieben Päpste und 15 britische Premierminister:innen – von Winston Churchill (verstarb 1965) bis hin zu Liz Truss, die sie noch zwei Tage vor ihrem Tod vereidigte. Truss wiederum trat nur wenige Wochen später zurück, sodass der neue König, Charles III., als eine seiner ersten bedeutenden Amtshandlungen ihren Nachfolger Rishi Sunak ernennen musste. Da nicht davon auszugehen ist, dass das ständige Kommen und Gehen in der Downing Street mit der Hausnummer 10 (offizieller Amtssitz des britischen Premiers) fortgesetzt wird, dürfte der 74-jährige Charles die beeindruckenden Zahlen seiner Mutter nach menschlichem Ermessen nicht mehr erreichen können.

Das Thronjubiläum im Sommer: "She is still there"

70 Jahre, nachdem Churchill infolge des Todes von George VI. die Frage in den Raum geworfen hatte, ob diese junge Frau die Last der Krone tragen könne, steht fest: Ja, sie konnte es! Das untermauerten nicht zuletzt die Geschehnisse im vergangenen Juni, als die am längsten regierende Monarchin der britischen Geschichte ihr 70. Thronjubiläum, das sogenannte "Platinum Jubilee", feierte.

Für Begasse, der damals "magische Momente" in London verbrachte, waren diese Tage das royale Highlight 2022. "Das Volk trug seine Königin buchstäblich auf Händen. Als die Queen nach langen Spekulationen um ihren Gesundheitszustand am letzten Tag der Feierlichkeiten in ihrem grünen Kostüm und mit ihren drei Thronfolgern an der Seite doch noch auf dem Balkon des Buckingham-Palastes erschien, brandete Jubel wie in einem Fußballstadion auf", erinnert sich der Adelsexperte. Er selbst stand inmitten der Menschenmenge und ließ den Union Jack schwenkend seinen Emotionen freien Lauf.

Einfach jeder ließ sich mitreißen. Denn: "Es lag in der Luft, dass wir die Queen nicht mehr allzu lange haben werden. Dennoch zeigte die 96-jährige Regentin mit diesem Auftritt: Sie ist immer noch da! Und dieses 'She is still there' wurde zum inoffiziellen Motto des 'Platinum Jubilees' – und für mich zum royalen Satz des Jahres."

Auf dieser Welle der Begeisterung konnte die Queen endlich loslassen – und mit der Liebe ihres Volkes von dieser Erde gehen. "Wenn ich auf dieses Jahr zurückblicke, dann habe ich viel mehr dieses Glücksgefühl vom Sommer im Bauch als die traurigen Tage des Todes und der Beisetzung im Herbst", lässt Begasse seine Gedanken Revue passieren.

Die halbe Welt sah die Beisetzung der Jahrhundertkönigin

Das Thronjubiläum der Queen und der Abschied von der Jahrhundertkönigin: Diese beiden royalen Momente zogen Menschen aus allen Ländern in ihren Bann. Am abschließenden Sonntag des "Platinum Jubilees" etwa waren Hunderttausende Schaulustige auf den Beinen, verfolgten die bunte Parade vor dem Palast mit mehr als 10.000 Mitwirkenden.

Der sogenannte "Big Lunch" wurde in Form von 16.000 Straßenpartys und 85.000 Picknicks zelebriert. Als die Monarchin drei Monate später für immer ihre Augen schloss, blickte dann die ganze Welt nach Balmoral/Schottland, wo sie auf ihrem Landsitz verstarb.

Einer, der die gesamte Zeremonie verfolgte sowie an der Seite von Frauke Ludowig, Katja Burkard und Guido Maria Kretschmer für RTL kommentierte, ist Michael Begasse. Vor allem "drei Herzensbilder", die an besagtem 19. September über die Bildschirme flimmerten, sind ihm im Gedächtnis geblieben.

Herzensbild 1: Das schmerzverzerrte Gesicht von Prinzessin Anne

Nach dem Tod der Queen weinte die Welt vor allem mit ihrem ältesten hinterbliebenen Sohn Charles, der seine Mutter verloren hatte. Selbiges trifft neben Prinz Edward (58) und Skandal-Prinz Andrew (62) auch auf die einzige Tochter der Königin, Prinzessin Anne (72), zu. Das zweitälteste Kind von Elizabeth II. und dem 2021 verstorbenen Prinz Philip war immer an der Seite ihrer Mutter.

Begasse: "Annes schmerzverzerrtes Gesicht, als sie ihre Mama endlich nach London überführen konnte, hat mich persönlich tief berührt. In einer Kameraeinstellung konnte man gut sehen, wie die gesamte Last von ihr fiel."

Herzensbild 2: Als die Corgis und das Pony von ihrem Frauchen Abschied nahmen

Auch diese Bilder gingen um die Welt: Als der Sarg den "Long Walk" Richtung Windsor zurücklegte, konnten sich sowohl das Lieblingspony Emma (wurde später übrigens von einer Fachzeitschrift zum "Horse of a Lifetime" gekürt) als auch die Corgis von ihrem Frauchen verabschieden. Ein echter "Wow-Moment" der Zeremonie, wie der Adelsexperte erläutert: "Natürlich war das inszeniert, aber es war vom Herzen her inszeniert. Keine Show mit Pomp und Gloria, sondern respektvoll und liebevoll. Diese beiden Adjektive beschreiben die gesamte Beisetzung meiner Ansicht nach treffend."

Herzensbild 3: Das erste "God Save the King"

"Ich musste wirklich schlucken, als in der St George’s Chapel zum allerersten Mal 'God Save the King' gesungen wurde", gesteht Begasse und verweist auf den Symbolcharakter dieses historischen Ereignisses: "Während alle anderen mitsangen, schwieg Charles zum ersten Mal bei der Nationalhymne. Er stand da, mit rot geränderten Augen, und erst als die Melodie ertönte, wurde ihm richtig klar: Ich bin jetzt König und ich werde das – genauso wie zuvor meine Mutter – bis zu meinem letzten Atemzug bleiben."

Harry und Meghan: Jahresausklang mit Beigeschmack

Als ähnlich bewegend stufte Begasse die ersten Reden des neuen Königs ein, in denen er ausdrücklich seine Familie nannte. Neben der häufigen Nennung seiner Ehefrau Camilla ließ Charles III. in seinen Statements auch die Tür für seinen Sohn Prinz Harry und dessen Ehefrau Meghan immer wieder offen.

Inwiefern der Monarch diese Haltung mit Blick auf die neue Netflix-Doku namens "Harry & Meghan", die einige Medien überspitzt als eine Kriegserklärung an das Königshaus deuteten, und Harrys am 10. Januar erscheinende Autobiografie ("Spare"; deutscher Titel: "Reserve") korrigieren muss, wird die Zeit zeigen. Fest steht: Auch der anhaltende Zwist zwischen der Sussex-Familie und der Royal Family in London hat die Menschen 2022 beschäftigt – insbesondere zum Jahresausklang.

Begasse hat die neuen Enthüllungen der vergangenen Tage mit einem gewissen Bedauern zur Kenntnis genommen – und teilt uns seinen klaren Standpunkt mit: "Harry nimmt derzeit billigend in Kauf, dass die Doku und die Werbung für das Buch negativ auf das Image seines Vaters wirken. Dass Meghan damit leben kann, ist klar. Aber dass Harry das mitmacht, finde ich überraschend und auch ein bisschen enttäuschend."

2022 war das Jahr der Queen, 2023 soll das Jahr des Kings werden

Die englische Königsfamilie scheint nach dem kräftezehrenden Jahr nicht zur Ruhe zu kommen, bevor Charles und Camilla – mit ausdrücklicher Zustimmung der verstorbenen Königin – am 6. Mai gekrönt werden. 2023 soll das Jahr des neuen Kings werden, 2022 war das Jahr der Queen, die alle anderen royalen Ereignisse, Geburtstage und tragischen Jubiläen in den Schatten stellte.

Mit Blick auf letzteren Aspekt bleibt festzuhalten: Die Jahrhundertkönigin verstarb 20 Jahre nach dem Tod ihrer eigenen Mutter, Queen Mum († 101), und ihrer Schwester Prinzessin Margaret († 71). Elizabeth II. ging 25 Jahre nach dem tödlichen Autounfall von Prinzessin Diana und 40 Jahre nach dem Tod von Gracia Patricia (die Schauspiel-Legende und monegassische Fürstin verunglückte ebenfalls mit dem Auto) von dieser Erde.

Doch genauso zutreffend wie der Ausruf "Die Königin ist tot, lang lebe der König" ist Begasses persönlicher Satz des Jahres "She is still there" – zumindest in den Gedanken und Herzen von Generationen, die sich erst an ein Leben ohne die Königin gewöhnen müssen und die nie vergessen werden, was sie an dem Tag taten, als die Queen starb.

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