• Vanessa Hinz fühlte sich schuldig und war untröstlich.
  • Die deutsche Biathlon-Staffel der Frauen verpasst trotz großen Kampfs daheim in Ruhpolding den ersten Podestplatz der Saison.
  • Hinz bekommt ihr Zittern beim Schießen nicht in den Griff.
  • Ihre Kolleginnen machen anschließend noch elf Plätze gut.

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Vanessa Hinz war untröstlich. Die zweite von vier Läuferinnen der deutschen Biathlon-Staffel der Frauen stapfte völlig bedient mit hängendem Kopf durch den Zielraum von Ruhpolding. Auch die warmen Worte ihrer Teamkollegin Denise Herrmann halfen nichts.

Eine Strafrunde der erfahrenen Hinz brachte die deutsche Frauen-Staffel beim Weltcup-Heimspiel um den ersehnten und möglichen ersten Podestplatz des Olympia-Winters. Nach dem Blackout der 29-Jährigen hatte das Quartett des Deutschen Skiverbandes (DSV) die Weltspitze schon früh mal wieder nur mit dem Fernglas im Visier. Immerhin betrieben Hinz' Teamkolleginnen auf der 4x6 Kilometer langen Distanz Schadensbegrenzung.

Das Quartett mit Vanessa Voigt, Hinz, Franziska Hildebrand und Herrmann musste sich drei Wochen vor den Spielen in Peking mit dem vierten Platz begnügen. Nach einer Strafrunde und insgesamt fünf Nachladern betrug der Rückstand auf den souveränen Sieger Frankreich 1:26,6 Minuten. Platz zwei sicherte sich Schweden vor Russland.

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Hinz findet an der Waffe keine Ruhe: "Hätte mir am liebsten ein Loch gesucht"

"Am liebsten hätte ich mir ein Loch gesucht und wäre reingesprungen beim Stehendschießen. Ich kann es mir nicht erklären. Ich stelle mich an den Stand und zittere vom ersten Schuss an nur mit den Beinen", beschrieb Hinz ihren Kampf. "Ich bekomme nicht eine Sekunde die Waffe ruhig", fügte die rätselnde Athletin an und musste zugeben: "Ich bin froh, dass ich nicht fünf Fehler geschossen habe. Mir tut es brutal leid für die Staffel."

Startläuferin Voigt begann tadellos und traf alle ihre zehn Schüsse. Damit dürfte sich die 24-Jährige aus Thüringen ihren Platz in der Olympia-Staffel verdient haben. Voigt absolviert ihre erste komplette Saison im Weltcup und zeigt sich mit der Waffe enorm stark, so dass sie Schwächen im Laufen oft auffangen kann. Mit gerade mal 18 Sekunden Rückstand auf Gold-Favorit Norwegen übergab sie an Hinz.

Die dreimalige Weltmeisterin machte mit einem perfekten ersten Schießen Hoffnungen auf ein Top-Resultat, ehe sie in die Strafrunde musste. Stehend reichten auch drei Nachlader nicht und die Bayerin, die weiter nicht in Schwung kommt, fiel zwischenzeitlich bis auf Platz 16 zurück. Hinz schickte Hildebrand als 15. auf die Strecke.

Noch ohne Olympia-Norm: Franziska Hildebrand betreibt Eigenwerbung

Ohne Schießfehler brachte die 35-Jährige die Staffel wieder weiter nach vorne und darf auf eine Berücksichtigung für Peking hoffen. Noch hat die Ex-Weltmeisterin aus Sachsen-Anhalt zwar die Norm nicht erfüllt, doch eine Nominierung wäre trotzdem möglich.

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Schlussläuferin Herrmann ging mit mehr als eineinhalb Minuten Rückstand als Neunte in die Loipe und riskierte am Schießstand alles. Trotz zwei Nachladern half ihr ein Kraftakt auf der Schlussrunde, dass nur 14,4 Sekunden zum Podestplatz fehlten. Elf Plätze machten die Nachfolgerinnen von Hinz auf der Strecke gut. Eine Chance auf die Wiedergutmachung im Einzel gibt es im Verfolger am Sonntag (12:45 Uhr).

Franziska Preuß wird schmerzlich vermisst

Sorgen bereitet weiter der Gesundheitszustand von Franziska Preuß, die unter normalen Umständen als Schlussläuferin gesetzt gewesen wäre. Für Deutschlands beste Skijägerin sei derzeit noch nicht an Wettkämpfe zu denken, sagte Frauen-Bundestrainer Kristian Mehringer im ZDF. "Wir hoffen, dass es die nächsten Tage bergauf geht, dass sie ins Training einsteigen kann", fügte Mehringer hinzu.

Preuß hatte sich im Dezember bei einem Treppensturz am Sprunggelenk verletzt und fing sich später auch noch eine Corona-Infektion ein. Die Gesamtweltcup-Dritte der Vorsaison fehlte bereits in Oberhof und Ruhpolding.

Eine Teilnahme von Preuß gilt auch in Antholz in der kommenden Woche als unwahrscheinlich. "Franzi geht es noch nicht ganz so optimal. Sie hat nach der Corona-Infektion noch Probleme und ist nicht so im Training. Das ist schade", bedauerte Mehringer.

Auch die deutschen Männer hoffen auf einen Podestplatz mit der Staffel

Die Männer setzen derweil ihre Ruhpolding-Woche am Samstag (14:30 Uhr) mit der Staffel fort. Erik Lesser, Roman Rees, Benedikt Doll und Philipp Nawrath peilen über die 4x7,5 Kilometer das erste deutsche Podest des Winters in einem Teamwettbewerb an. Nach dem Jagdrennen der Männer am Sonntag (14:45 Uhr/alle ZDF und Eurosport) reisen die deutschen Biathleten am Montag zur Olympia-Einkleidung in München, ehe es zur Generalprobe nach Antholz (20. bis 23. Januar) geht. (dpa/SID/hau)

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