In der NFL beginnen am Wochenende die Playoffs. 14 Teams kämpfen dann in drei Runden um den Einzug in den Super Bowl. Wir machen den Favoritencheck.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Andreas Reiners sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfließen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Das Beste war nicht gut genug. Deshalb war Amon-Ra St. Brown verärgert. Denn der Wide Receiver von den Detroit Lions spielt die stärkste NFL-Saison seiner Karriere. Der 24-Jährige fing in 16 Spielen 119 Pässe für 1.515 Yards, daneben gelangen ihm zehn Touchdowns. Sehr starke Zahlen, die aber nicht stark genug waren für eine Nominierung zum Pro Bowl, dem All-Star-Spiel der NFL. Vier Spieler wurden ihm vorgezogen. "Die Receiver, die ausgewählt wurden, sind großartige Spieler, aber ich war heiß", erklärte der Deutsch-Amerikaner bei ESPN. "Ich schätze, ich habe während der Saison nicht genug getan, also muss ich mich noch mehr anstrengen", so St. Brown weiter.

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Das kann er jetzt in den anstehenden Playoffs, denn mit den Lions schrieb St. Brown in den vergangenen Monaten Geschichte. Erstmals seit 1993 konnte das Team die Division NFC North gewinnen, und erstmals seit 2016 steht man wieder in der K.o.-Runde. Weitere Historie wartet, denn ein Playoff-Spiel konnten die Lions zuletzt 1991 für sich entscheiden. Und im Super Bowl standen sie sogar noch nie.

Doch was ist für St. Brown und Co. drin in den kommenden Wochen, wenn es auf dem Weg zum großen Endspiel am 11. Februar in der Wild Card Round (13. bis 15. Januar), der Divisional Round (20. und 21. Januar) und den Championship Games (28. Januar) um alles oder nichts geht? 14 Teams haben sich für die Playoffs qualifiziert. Wir machen vor dem Start der Playoffs am Samstag den großen Favoritencheck.

Treffen sich Ravens und 49ers im Super Bowl?

Baltimore Ravens (Saisonbilanz 13:4, erster Gegner: Freilos)

Das mit insgesamt 13 Siegen aus 17 Spielen beste Team der regulären Saison. Spielmacher Lamar Jackson ist in absoluter Topform und gilt zu Recht als Topfavorit auf die Auszeichnung zum wertvollsten Spieler der NFL (Most Valuable Player – MVP). Die Mannschaft hat mit zehn Siegen aus den letzten zwölf Spielen einen extrem starken Lauf hingelegt, ist zudem sowohl beim Pass- als auch beim Laufspiel stark. Die Ravens enttäuschten aber in der jüngeren Vergangenheit in den Playoffs oft, als es darauf ankam. Jackson kann nun beweisen, dass er mit 27 Jahren endgültig zu den absoluten Topstars gehört, die ein Team zum Super Bowl tragen können.

San Francisco 49ers (12:5, Freilos)

Zweitbestes Team der Regular Season, das vor allem durch eine extrem hungrige Offensive besticht. Quarterback Brock Purdy liefert durchweg starke Zahlen, er wird, wie auch Running Back Christian McCaffrey, als MVP-Kandidat gehandelt. Können beide ihre Form halten, kann es für die Kalifornier wie schon in den beiden Vorjahren (Halbfinale) weit gehen.

Aber: Das 19:33 an Weihnachten gegen die Ravens lieferte einen Hinweis, wer in diesem Jahr letztendlich das Team "to beat" ist. Sowohl die Ravens als bestes Team der Conference AFC als auch die 49ers als Top-Team der NFC haben in der ersten Playoff-Runde ein Freilos und können frühestens im Super Bowl aufeinandertreffen. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist groß.

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Die große Sehnsucht der Cowboys

Dallas Cowboys (12:5, Green Bay Packers)

Die Sehnsucht der Cowboys ist groß. Seit 1995 (!) wartet "America’s Team" auf einen weiteren Super-Bowl-Triumph. In der ersten Runde können die Cowboys gegen die Green Bay Packers auf ihre Heimstärke (16 Siege in Folge) setzen, und ganz generell auch auf ein Team, das bereit zu sein scheint für einen tiefen Playoff-Lauf.

Vor allem die Offensive gehört zum Besten, was die Liga zu bieten hat. Doch das war auch in den vergangenen Jahren so, als es dann am Ende doch nie reichte. Was Sorgen bereitet: deutliche Pleiten in der Regular Season gegen Top-Teams wie die 49ers (10:42) und die Bills (10:31). Die 49ers sind ein möglicher Halbfinal-Gegner und waren bereits in den beiden Jahren zuvor Endstation für die Cowboys.

Buffalo Bills (11:6, Pittsburgh Steelers)

Im Spätherbst schien es, als hätten sich die Bills aus dem Playoff-Rennen verabschiedet, denn Ende November stand das talentierte Team mit einer 6:6-Bilanz am Scheideweg. Doch fünf Siege aus den letzten fünf Spielen sind ein Statement, mit einem starken zweiten Platz in der Conference AFC als Resultat. Quarterback Josh Allen liefert geniale Momente, hat aber auch mit Ballverlusten zu kämpfen.

Allen führt jedoch eine starke Offensive an, die von einer guten Defense gestützt wird. Die Bills sind ein typischer Geheimfavorit, der auf dem Weg durch die Playoffs noch richtig Fahrt aufnehmen kann. Das Potenzial für den großen Wurf ist nicht erst seit dieser Saison vorhanden.

Titelverteidiger sind eine Wundertüte

Kansas City Chiefs (11:6, Miami Dolphins)

Und was ist mit den beiden Finalisten des Vorjahres? Nun, die Chiefs konnten trotz der Unterstützung von Popstar und Travis-Kelce-Freundin Taylor Swift zwischenzeitlich nur wenig überzeugen. Ja, Quarterback-Superstar Patrick Mahomes kann Spiele alleine entscheiden, und die Chiefs befreiten sich auch aus einer kleinen zwischenzeitlichen Krise mit vier Niederlagen aus sechs Spielen.

Doch der letztjährige Champion kann sich nicht nur auf seinen Superstar verlassen – es bedarf insgesamt einer prägnanten Steigerung, vor allem offensiv, um auch 2024 den Super Bowl zu erreichen. Zuzutrauen ist es ihnen aber allemal. Der Playoff-Start gegen Miami wird direkt ein Fingerzeig, was für die kleine Wundertüte Chiefs in diesem Jahr drin ist.

Philadelphia Eagles (11:6, Tampa Bay Buccaneers)

Vom Super Bowl scheinen die Eagles, 2023 unterlegener Gegner der Chiefs, inzwischen weit entfernt. Philly kassierte in den letzten sechs Spielen fünf teilweise heftige Pleiten, rechtzeitig zum Start der Playoffs brennt der Baum, es läuft fast nichts mehr zusammen bei dem Team, das wochenlang während eines 10:1-Laufs alle Power Rankings anführte.

Heißt: Es muss verdammt viel passieren, damit es doch noch etwas wird mit dem nächsten Triumph nach 2017. Lässt man die letzten Wochen Revue passieren, wirkt das nicht sehr wahrscheinlich. Es ist aber nicht auszuschließen, dass der eigentlich machbare Playoff-Auftaktgener Gegner Tampa Bay der Startpunkt für eine Wende sein kann.

Was geht für St. Brown und Co.?

Detroit Lions (12:5, Los Angeles Rams)

Die Lions sind heiß! Zum Playoff-Start hat sich St. Brown die Haare schon mal blau gefärbt. Und nicht nur deshalb hat die einstmals graue Maus der NFL gute Chancen auf die Rolle des Geheimfavoriten.

Trainer Dan Campbell hat mit viel Herzblut und Risikobereitschaft innerhalb von drei Jahren ein Team geformt, in dem St. Brown ein Fixpunkt für Quarterback Jared Goff ist. Das soll auch in den Playoffs so bleiben. Damit er seine beste Saison noch besser machen kann.

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