Es wäre falsch, die schlechte Leistung der DFB-Elf beim WM-Auftakt gegen Mexiko an einem Spieler festzumachen. Dennoch bleibt festzustellen: Bei der Personalie Mesut Özil hat sich Bundestrainer Joachim Löw verzockt.

Eine Analyse

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Der schwache deutsche Auftritt beim WM-Auftakt gegen Mexiko lässt bei den DFB-Fans sämtliche Alarmglocken schrillen.

Schon vor dem Anpfiff reagierten Anhänger mit Unverständnis auf die Aufstellung von Bundestrainer Joachim Löw. Özil in der Startelf, der zuletzt starke Marco Reus nur auf der Bank.

Warum Reus nicht in der Startelf stand, beantwortete der BVB-Profi nach dem Spiel selbst: "Weil wir davon ausgehen, dass das Turnier sehr lang geht". Vor allem "in den wichtigen Spielen" würde er gebraucht werden.

Das sei schon länger so abgesprochen gewesen: "Ich wusste es schon im Trainingslager."

Reus kehrte nach langer Verletzung erst in der Rückrunde in den BVB-Kader zurück. Er soll behutsam an die Mannschaft herangeführt werden, eine erneute Verletzung durch zu hohe Belastung vermieden werden.

Özils Reaktion bleibt aus

So spielte also Özil, der zuletzt abseits des Platzes mit seinem Foto mit dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan für Wirbel sorgte.

Dem Arsenal-Profi wurde vor allem das Schweigen zur Erdogan-Affäre negativ ausgelegt.

Während sein Teamkollege Ilkay Gündogan emotional auf die Pfiffe der Fans beim Testländerspiel gegen Saudi-Arabien reagierte, wartete man vergeblich auf eine Reaktion Özils.

Der wollte die Antwort allem Anschein nach auf dem Platz geben - und tat es nicht.

Bezeichnend: Beim Gegentreffer von Hirving Lozano sah der 29-Jährige alles andere als gut aus, er verlor den entscheidenden Zweikampf, ließ sich viel zu leicht vom Mexikaner ausspielen.

Özils Spiel zu "halbherzig"

Der Zweikampf ist ohnehin nicht gerade die Stärke Özils. Vielmehr soll er als Spielgestalter fungieren, die Bälle verteilen, seine Offensivkollegen mit seinen Zuspielen in Szene setzen.

"Im Spiel nach vorne waren wir halbherzig", sagte Löw und meinte damit mit Sicherheit auch Özil.

Dennoch versuchte der Offensivspieler einiges, ließ sich teilweise weit nach hinten fallen, holte die Bälle und wollte das Spiel ordnen. Doch es gelang ihm nicht.

Deutschlands vielleicht kreativstem Spieler fehlte es gänzlich an Kreativität. Er hatte kein Tempo in seinen Aktionen, wirkte lustlos. Das körperliche Spiel der Mexikaner gefiel Özil allem Anschein nach überhaupt nicht.

Auch körperlich hielt Özil überhaupt nicht dagegen, gewann laut Opta-Daten gerade einmal einen Zweikampf. Seine Körpersprache ist unter DFB-Fans schon seit jeher ein Diskussionspunkt.

Marco Reus belebt Offensivspiel

An diesem Abend hätte man sich einen Akteur gewünscht, der das Offensivspiel an sich reißt - Özil war es nicht.

Ganz anders Marco Reus. Der kam nach einer Stunde für den völlig indisponierten Sami Khedira und belebte sofort das Offensivspiel, brachte ein ganz anderes Tempo in die Aktionen.

Bundestrainer Löw stellte sich in der sportlichen und politischen Debatte vollends hinter Özil, sprach ihm mit der Nominierung das Vertrauen aus. Und hat sich damit verzockt. Denn dieses hat Özil nicht zurückgezahlt.

Für das zweite Gruppenspiel gegen Schweden am Samstag (20 Uhr live in der ARD und bei uns im Ticker) muss Löw reagieren - auch personell. Wenn Marco Reus der Mann für die wichtigen Spiele sein soll, führt ab sofort kein Weg mehr an ihm vorbei.

Denn ab jetzt gibt es für das DFB-Team nur noch Endspiele.

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