• Unser Autor ist für die WM nach Katar gereist.
  • Im dritten Teil seines WM-Tagebuchs berichtet er von dem überraschenden Bierverbot.
Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Günter Klein dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

"Es gibt kein Bier in Katar, es gibt kein Bier, drum flieg' ich nicht nach Katar, drum bleib' ich hier." Der Stimmungsklassiker von Paul Kuhn mit Hawaii ließe sich auch auf die Umstände bei der WM anwenden. Denn – und das war die große Schlagzeile: Es herrscht Bierverbot. In den Stadien und der Fanzone.

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Das Verbot wurde kurz vor WM-Beginn ausgesprochen und kam überraschend. Denn der Fußball-Weltverband Fifa lebt irgendwie auch vom Bierabsatz. Zumindest dem der US-Marke Budweiser, die einer der Hauptsponsoren ist und sich exklusiv präsentieren dürfte. Nun ist Budweiser exkludiert, sozusagen ausgeschlossen. Das einzige, was geblieben ist: Die Brauerei hat weiterhin Werbeflächen und darf den "Man of the Match" wählen – der in der Pressekonferenz dann aber Wasser- und Elektrolytgetränke-Flaschen vor sich stehen hat.

Wie gehen nun aber die Fans mit der Austrocknung durch die Fifa um? Sagen wir es so: gelassen und findig.

Im Stadion ist der Bierkonsum längst kein Muss mehr. Die Uefa schenkt in der Champions League seit Jahren nur noch Alkoholfreies aus, das der Genusstrinker ohnehin ablehnt. Außerdem stammt es aus den Niederlanden – und das ist nicht die Liga deutscher Hopfen-und-Malz-Kunst. Noch stärkeren Vorbehalten begegnet das Budweiser. Denn es ist nicht das traditionelle aus Tschechien, sondern eben ein US-Produkt. Kenner sagen: wässrig. Außerdem: Kurz nach Eröffnung des Fan Festivals war die "Plörre" noch im Angebot. Der halbe Liter für umgerechnet 13 Euro. Da rechnet der Reisende: Was würde ein kleines bisschen Berauschtheit kosten? Es wäre unerschwinglich. Bei diesen Verhältnissen erschien die Oktoberfest-Maß geradezu als Okkasion – sogar die schlecht eingeschenkte.

Überteuerter Alkohol in Hotels

Tabu ist Alkohol in Katar nicht. Wer ihn suchet, der findet. Von den Tourismusbehörden gibt es sogar offizielle Informationen, welche Hotels eine Lizenz haben, prozentige Getränke anzubieten. Auch hier gilt: Es schlägt sich halt im Preis nieder, dass man ihn nicht an jeder Ecke bekommt.

Was Fußballfans mit Reiseerfahrung anderen Menschen voraushaben: die Spürnase dafür, wo sie auf eine Quelle stoßen könnten. In jeder Stadt der Welt, vermutlich sogar in einer nordkoreanischen, würde eine Lokalität zum Anlaufpunkt für alle. In Doha ist es ein "Irish Pub". Für die vielen Fans aus Südamerika eine feine Sache: Sie holen sich in Katar gleich auch die Europa-Impressionen. Der halbe Liter kostet 8 Euro. Skandinavier würden sagen: günstig.

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Erstaunlicherweise hat sich die Bierdiskussion in Doha abgekuppelt vom zweiten Teil er Fußball-Kombo: der Brat- oder Currywurst. In den Stadien haben die Fans vor dem Fifa-kontrollierten "Menü" längst kapituliert, WM-Arenen sind eine Kartoffelchips-Hölle, sonst gibt es kaum etwas. Das Fan Festival an der Corniche, der Strandpromenade von Doha, hingegen bietet im Vergleich dazu lukullische Vielfalt: Die Essensstände sind nach Kontinenten sortiert. Europa geht ziemlich schlecht.

Interessiert Sie, wie wir über die WM in Katar berichten? Wir haben unsere Beweggründe in einem Text für Sie zusammengefasst.

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