Nach seiner Superleistung bei der U21-EM wird Torwart Alexander Nübel für Schalke 04 nicht zu halten sein. Unser Kolumnist Pit Gottschalk spekuliert über Transferoptionen und Wechselgerüchte.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Pit Gottschalk dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Wer den Hype um Alexander Nübel nach nur 18 Bundesliga-Spielen für eine typische Übertreibung nach Schalker Art hielt, muss seine Sichtweise überdenken. Bei der U21-Europameisterschaft bekommt das Millionenpublikum vor dem TV-Gerät eine Ahnung davon, warum der Torwart angeblich beim FC Bayern München im Gespräch ist.

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Mit zwei Glanzparaden hat Nübel nicht nur das entscheidende 1:1 im letzten Gruppenspiel gegen Österreich gesichert, sondern als Nummer 1 die notwendige Sicherheit ausgestrahlt, um das EM-Halbfinale in Italien und die Olympia-Qualifikation für Tokio 2020 zu erreichen. Sein Auftreten erinnert an jenen, den er irgendwann ersetzen soll: an Manuel Neuer.

Der 22-Jährige hatte die Gerüchte um den FC Bayern immer mit dem Hinweis abgetan, dass er zunächst den Klassenerhalt mit Schalke 04 schaffen und dann eine erfolgreiche Junioren-EM spielen will. Nach einem Dementi klang das nie. Nun bekommt die halbe Welt mit, wozu Deutschlands bester Nachwuchs-Torwart imstande ist. Das macht ihn begehrter.

Alexander Nübels Vertrag läuft nächstes Jahr aus

Sein Arbeitsvertrag läuft 2020 aus. Wenn Schalke also Kasse mit ihm machen will, dann jetzt. Seinen Marktwert schätzt Transfermarkt.de auf aktuell zwölf Millionen Euro. Die Alternative ist: Schalke 04 stattet die Vertragsverlängerung mit einem Millionengehalt aus. Doch die Frage sei gestattet: Warum sollte Alexander Nübel auf Schalke bleiben?

Ein Verein, der seine Zukunft in der Verpflichtung von Benito Raman (Fortuna Düsseldorf) zu erkennen glaubt, hat keine große Zukunft. Nichts deutet darauf hin, dass die Königsblauen die Mannschaft zu einem Aspiranten auf die Champions-League-Qualifikation aufpeppen. Mittelfeld bis Europa League: So lautet die vorläufige Bundesliga-Diagnose bis 2019/20.

Löst Nübel Manuel Neuer bei den Bayern ab?

Welcher Spieler mit Ambitionen tut sich die Achterbahnfahrt an? Nur einer, der entweder heimatverbunden ist - oder eine Warteschleife vor dem ganz weiten Karriereschritt einlegen will. Alexander Nübels Berateragentur Siebert & Backs ist bekannt dafür, dass nicht allein das große Geld die Entscheidungen lenkt, sondern auch die Perspektive des Spielers.

"Wir hinterfragen jede Offerte in Punkto Substanz, auch wenn sie finanziell höchst lukrativ erscheint. Warum wir so handeln? Durch die Tatsache, dass unsere Klienten nicht ausschließlich den finanziell attraktivsten Jobs nachgehen, schaffen sie höhere Chancen auch langfristig erfolgreich im Profigeschäft Fuß zu fassen." (Siebert & Backs)

Angebracht bleibt die Frage, ob Schalke den Jungen überhaupt halten kann. Die Chance besteht darin, ihm einen neuen Vertrag mit einer Ausstiegsklausel zu geben, um zu einem späteren Zeitpunkt Manuel Neuer beim FC Bayern abzulösen. Dessen Vertrag endet 2021; dann ist er 35 Jahre alt. Das wäre eine für alle Seiten gute Option.

So oder so, Schalke muss sich an den Gedanken gewöhnen: Alexander Nübel wird nicht zu halten sein. Jede Glanzparade bei der Europameisterschaft verlängert die Liste an Interessenten. Schalkes Sportdirektor Jochen Schneider muss endlich mit ein paar Top-Transfers gute Argumente fürs Bleiben liefern.

Pit Gottschalk, 50, ist Journalist und Buchautor. Seinen kostenlosen Fußball-Newsletter Fever Pit’ch erhalten Sie hier: http://newsletter.pitgottschalk.de.
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