In der Saison 2022/23 landete der FC Liverpool nur auf Platz fünf der Premier League. Eine titellose Spielzeit in Verbindung mit dem Verpassen der Champions League entsprach nicht den Erwartungen, die bei den Reds Jahr für Jahr vorherrschen.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Manuel Behlert sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfließen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Seit Jürgen Klopp im Oktober 2015 an der Anfield Road vorgestellt wurde, strebt der Klub nach dem Maximum und damit nach Titeln. Dafür brauchte es nach den Enttäuschungen der letzten Saison frische Impulse, da waren sich alle im Klub einig. Deswegen wurde gehandelt.

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Klopp wird durch Schmadtke unterstützt

Einer der wichtigsten Neuzugänge in diesem Sommer wird beim FC Liverpool nicht auf dem Spielfeld zu sehen sein. Die Rede ist von Jörg Schmadtke, der als Sportdirektor engagiert wurde, um in diesem Sommer perspektivische und nachhaltige Transfers zu tätigen. Schmadtke, der zuvor für Alemannia Aachen, Hannover 96, den 1. FC Köln und den VfL Wolfsburg tätig war, gilt als bestens vernetzt, hat Erfahrungen in Verhandlungen mit anderen Klubs und vor allem einen guten Draht zu Trainer Jürgen Klopp.

Früh im Sommer fand ein ausführlicher Austausch statt. Es war schnell klar, wohin die Reise gehen soll: Spieler, die eine Soforthilfe darstellen, sich aber perspektivisch noch weiterentwickeln und über mehrere Jahre helfen können, sollen verpflichtet werden. Und das idealerweise zunächst im Mittelfeld, dem Schwachpunkt des vergangenen Jahres. Hier wirkten die Reds 22/23 wenig ausbalanciert, die Homogenität auf dem Feld fehlte.

Die Runderneuerung im Liverpool-Mittelfeld

Gesagt, getan. Früh ging der FC Liverpool die Umstrukturierung an und verpflichtete Weltmeister Alexis Mac Allister von Brighton and Hove Albion. Rund 40 Millionen Euro überwiesen die Reds für den 24-Jährigen. Wenig später wurde auch Dominik Szoboszlai (22) vorgestellt, er kam aus Leipzig. Beide Spieler könnten das Zentrum bei den Reds über Jahre hinweg prägen, sind kluge Verstärkungen und passen zum aufregenden, intensiven Klopp-Stil.

Zu einer Runderneuerung gehört auch, dass Altlasten abgegeben werden. Die Leihe von Arthur Melo wurde beendet, er kehrte zu Juventus zurück. Naby Keita wechselte zu Werder Bremen, James Milner zu Brighton. Zudem verließen Fabinho und Jordan Henderson den Klub in Richtung Saudi-Arabien. Das hat zwei Effekte, nämlich einerseits eine signifikante Verjüngung im Kader, andererseits Einnahmen, die reinvestiert werden können.

Kurz vor Saisonstart fehlt aber noch ein Spieler für die Sechs. In der Vorbereitung spielte dort Curtis Jones, der gute Ansätze zeigte, aber mitunter zu leicht überspielt wurde. Das sorgte für viele Umschaltsituationen für die Gegner.

Dovh auch diese Baustelle wird demnächst geschlossen. Der FC Liverpool hat offenbar das Wettbieten um Moises Caicedo gewonnen. Der ecuadorianische defensive Mittelfeldspieler soll kurz vor einem Transfer zu den Reds stehen. "Mir wurde gesagt, dass ich bestätigen kann, dass eine Einigung mit dem Klub vereinbart ist", sagte Klopp am Freitagmorgen. Laut dem Portal "The Athletic" akzeptierte Brighton and Hove Albion, das bereits Mac Allister an Liverpool verloren hatte, ein Angebot über 110 Millionen Pfund (127 Millionen Euro). Es wäre die höchste Summe für einen Neuzugang in der englischen Premier League.

Offensivreihe um Salah und Nunez soll Chaos stiften

Keine neuen Impulse gibt es dagegen in der Offensive, wirklich nötig ist das allerdings auch nicht. Mohamed Salah, Diogo Jota und Luis Diaz sind über jeden Zweifel erhaben, Harvey Elliott ist ein großer Schritt nach vorne zuzutrauen. Darwin Nunez, der die Rückennummer Neun nicht ohne Grund trägt, ist außerdem zuzutrauen, den endgültigen Durchbruch zu schaffen. Und dann wäre da auch noch Cody Gakpo, der erst im Winter aus Eindhoven kam.

Die größte Stärke der Liverpool-Offensive unter Klopp war es seit jeher, Chaos zu stiften. Nach Ballgewinnen wurde schnell und präzise umgeschaltet, die Positionsrochaden sorgten für Verwirrung bei den Gegnern und jeder Spieler in der Dreierreihe konnte von fast überall abschließen. Das Gefühl, Liverpool nie greifen zu können, entstand in der letzten Saison aber zu selten. Klopp will nun dafür sorgen, dass die Reds wieder zur unberechenbaren Offensivmaschine vergangener Tage werden.

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Diese Baustellen hat Klopp noch beim FC Liverpool

Gute Ansätze alleine reichen angesichts der starken Konkurrenz natürlich nicht, um den Großangriff in der neuen Saison zu starten. Es sind noch Baustellen offen. Im Offensivbereich dreht sich alles um Automatismen, das Mittelfeld muss die nötige Balance finden und ein Sechser muss verpflichtet und integriert werden.

Eine Position darf zudem nicht ignoriert werden: die Innenverteidigung. Auch wenn die Besetzung mit Joel Matip, Virgil van Dijk, Ibrahima Konate und Joe Gomez eigentlich sehr gut klingt, kassierten die Reds in der letzten Saison 47 Gegentreffer in der Liga. Das entspricht nicht den Erwartungen, überdies offenbarte die Defensive in der Vorbereitung weiterhin einige Lücken, wie beim 3:4 gegen den FC Bayern deutlich zu erkennen war.

Schwierig wird es aber sein, einen Spieler zu finden, der eine Soforthilfe darstellt. Ohne einen neuen Impuls im Abwehrzentrum in die nächste Saison zu gehen, stellt aber auch ein Risiko dar. Ob und wie dieses Problem gelöst wird, könnte einen essenziellen Einfluss auf die Titelchancen in den verschiedenen Wettbewerben haben. Klar aber ist: Liverpool und Klopp arbeiten daran, erneut von allen Gegnern gefürchtet zu werden.

Verwendete Quellen:

  • Transfermarkt: Alle Transfers FC Liverpool
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