Niklas Süle ist ein Jahr vor Beginn der Heim-EM vorübergehend nicht Teil der Nationalmannschaft. Bundestrainer Hansi Flick wirft dem Verteidiger fehlende Mentalität vor. Felix Magath legt nach. Dem früheren Meistertrainer sticht Süles Figur ins Auge. Sie passe nicht zu einem Bundesligaprofi.

Mehr Nationalmannschafts-Themen finden Sie hier

Erst hat Niklas Süle, trotz seines späten Ausgleichstreffers zum 2:2 gegen den 1. FSV Mainz 05, im Finale der Bundesliga mit Borussia Dortmund den greifbar nahen Meistertitel verspielt. Darüber war der aus München verpflichtete Innenverteidiger so enttäuscht, dass er tags darauf keine Lust verspürte, den am Trainingsgelände versammelten Fans für Selfies oder Autogramme zur Verfügung zu stehen. Stattdessen gehörte Süle zu den Spielern, die davonfuhren.

Dann erreichte den gebürtigen Frankfurter die Nachricht, dem Kader der Nationalmannschaft für die Länderspiele gegen die Ukraine, in Polen (16. Juni in Warschau/20:45 Uhr) und gegen Kolumbien (20. Juni in Gelsenkirchen/20:45 Uhr) nicht anzugehören. Bundestrainer Hansi Flick machte in einem Interview der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" den Grund dafür öffentlich.

Lesen Sie auch: Was hinter Hansi Flicks Spitze gegen Niklas Süle steckt

Er finde, Süle lasse "noch einiges liegen" und könne "von seiner Einstellung, von seiner Mentalität einen Schritt nach vorne" machen. Von angeblich mangelndem Fitnesszustand hatte Flick nicht gesprochen.

Süles Fitness- und körperlichen Zustand thematisiert dafür Felix Magath, der sich als Trainer nicht umsonst den Beinamen "Quälix" verdient hat. Es ist bekannt, dass Magath nicht nur bei sich selbst auf körperliche Fitness und Kondition achtet.

Falix Magaths Herz hängt am Hamburger SV
Felix Magath, hier am 20. Mai 2023 als Gast des Heimspiels des Hamburger SV gegen die SpVgg Greuther Fürth, beobachtet den nationalen und internationalen Fußball mit großem Interesse und bemerkt als Verfechter von Fitness und Kondition Defizite auf diesem Gebiet besonders. © picture alliance / xim.gs / Philipp Szyza

Legendär sind die Geschichten, die ehemalige Spieler von ihren Erfahrungen mit Medizinbällen erzählen, die sie im Training Hügel hinaufgeschleppt haben.

Felix Magath entsetzen "zehn Kilo Übergewicht"

An Süle gerichtet, sagte Magath bei Sky: "Wir haben Profisport in der Bundesliga. Und ich kenne keinen Profisportler, der mit zehn Kilo Übergewicht herumläuft. Das habe ich noch nie gesehen." Er könne nur "verstört feststellen, dass hier über so etwas überhaupt diskutiert wird."

Allerdings war mit dem am 1. April 2023 verstorbenen Johann ("Buffy") Ettmayer in der Saison 1976/77 einer der begabtesten, aber auch beleibtesten Spieler der Bundesliga-Geschichte Teamkollege Magaths beim Hamburger SV.

Fast 50 Jahre später hätte Ettmayer in der Bundesliga keine Chance mehr, das mittlerweile gespielte Tempo mitzugehen. In dieser Hinsicht fragt Magath Süle: "Ich höre immer nur: Wir spielen so einen Hoch-Tempo-Fußball, und alles ist so schnell geworden, und alles ist so gut geworden bei uns in der Bundesliga. Da frage ich mich, wie geht das mit zehn Kilo Übergewicht? Das verstehe ich nicht."

Niklas Süles Berater berichtet von Gespräch mit Borussia Dortmund

Süles Fitness und Pfunde sind seit längerer Zeit Gegenstand öffentlicher Diskussionen. Der 27-Jährige wechselte vor der Saison 2022/23 ablösefrei vom FC Bayern München zu Borussia Dortmund.

Wenige Monate später verriet dessen Berater Volker Struth der "Bild"-Zeitung: "Als wir unser abschließendes Gespräch mit den Verantwortlichen von Borussia Dortmund geführt haben im Januar dieses Jahres, wurde die Frage auch tatsächlich gestellt: 'Niklas, man sagt dir ja nach, dass du gerne mal einen Hamburger isst oder vielleicht auch mal ein Bierchen trinkst'."

Süle hat daraus nie einen Hehl gemacht. Struth zitierte die Antwort seines Schützlings entsprechend. "'Ja, mach' ich schon mal. So wie das vielleicht auch manche andere Spieler machen.'" Aber: "Bei mir sieht man die zwei Kilo, die ich mehr wiege, auch." Magath sieht sogar acht zusätzliche.

Verwendete Quellen:

  • bild.de: TV-Diskussion um Süles Gewicht
  • dpa
Nachrichten aus anderen Regionen
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.