Die U21-Europameister und die Confed-Cup-Gewinner machen Druck auf die Top-Stars der deutschen Nationalmannschaft. Es wird einen enormen Konkurrenzkampf um die Plätze im WM-Kader geben. Selbst einst unantastbare Spieler müssen plötzlich zittern.

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Bundestrainer Joachim Löw fuhr zum Confed Cup mit dem Wunsch, zwei bis vier Spieler an die Weltmeisterschaft 2018 heranzuführen.

Nach dem überraschenden Turniersieg lässt sich festhalten: Das Ziel wurde weit übertroffen. Zudem drängten sich auch bei den U21-Europameistern reihenweise Spieler auf.

Bierhoff: "Es gibt wenig Unantastbare"

Die Folge: Einige der Top-Stars, die in diesem Sommer eine Verschnaufpause bekamen, müssen plötzlich um ihren Platz bei der Weltmeisterschaft 2018 zittern. Zumal auch Teammanager Oliver Bierhoff sagt: "Es gibt wenig Unantastbare."

Mit den noch aktiven Weltmeistern von 2014, den Titelgewinnern der U21-EM sowie des Confed Cups und den sonstigen Nationalspielern gibt es rund 60 Kandidaten für die WM 2018. Doch nur 23 Spieler dürfen mit.

Löw steckt in der Zwickmühle. Vertraut er weiterhin auf die etablierten Top-Stars? Dann würde er einigen jungen Spielern, die nun Fußball-Deutschland begeistert haben, vor den Kopf stoßen.

Oder setzt er auf viele junge Spieler und lässt dafür einige etablierte Kräfte zu Hause? Dann würde er sich im Falle eines Scheiterns angreifbar machen.

Wird Timo Werner Deutschlands neuer Stürmer Nummer eins?

Im Angriff ist der neue Konkurrenzkampf ein echter Segen. War Mario Gomez bei der EM 2016 noch der einzige echte Mittelstürmer, so drängten sich mit Timo Werner und Sandro Wagner nun zwei Alternativen auf. Werner ist nicht nur ein Kandidat für den WM-Kader, sondern auch für die Stammelf.

"Werner ist ein super Mega-Talent. Mit ihm hast du immer Tempo im Spiel", sagte Stefan Effenberg bei der ARD.

Laut des Ex-Nationalspielers könnte der 21-Jährige sogar Gomez verdrängen: "Die beiden sind unterschiedliche Stürmertypen. Wenn man im höchsten Tempo umschalten möchten, ist Werner die erste Wahl."

Lars Stindl macht Druck auf Thomas Müller

Auch Thomas Müller bekommt Konkurrenz. Lars Stindl hat mit seinen drei Toren beim Confed Cup Eindruck gemacht.

Wegen Stindl und Werner könnte der Stammplatz von Müller wackeln. Das glaubt jedenfalls "Sport Bild"-Kolumnist Lothar Matthäus: "Bei Müller ist die Frage, findet er seine Lockerheit, sein altes Selbstvertrauen wieder? Bei der Nationalelf gibt es mit Stindl einen weiteren torgefährlichen Spieler, der als hängende Spitze eine enorme Präsenz hat."

Überhaupt herrscht im offensiven Mittelfeld ein Überangebot an Top-Spielern. Julian Draxler, Mesut Özil, Leroy Sane, Julian Brandt und der immer wieder verletzte Marco Reus sind nur ein kleiner Auszug. Harte Entscheidungen sind vorprogrammiert.

Matthäus wagt eine Prognose: "Für die beiden Weltmeister Götze und Schürrle ist hier aktuell - aus verschiedensten und vor allem gesundheitlichen Gründen - kein Platz mehr. Für beide Dortmunder wird es sehr schwer, auf den WM-Zug aufzuspringen."

Zumal von der U21-Nationalmannschaft starke Konkurrenz hinzukommt. Max Meyer zählt zu den großen Gewinnern der Europameisterschaft.

Der offensive Mittelfeldspieler wurde nicht ohne Grund in die Elf des Turniers gewählt. Meyer ist ein echter "Straßenfußballer" und kann mit dem Ball so ziemlich alles.

Im zentralen bzw. defensiven Mittelfeld ist die DFB-Auswahl mit Toni Kroos und Sami Khedira erstklassig besetzt.

Lothar Matthäus schwärmt von Leon Goretzka

Durch Leon Goretzka, der großen Entdeckung des Confed Cups, könnte es aber auch hier Veränderungen geben. Matthäus sagt: "Der bislang gesetzte Sami Khedira bekommt künftig Druck."

Der Weltfußballer von 1991 erkennt sich in Goretzka sogar wieder: "Auch ich war ein Spieler, der gerne am eigenen Strafraum ausgeholfen, den Ball erobert und mit nach vorne gegangen ist."

Auch Sebastian Rudy hat im defensiven Mittelfeld überzeugt und könnte eine wichtige Rolle spielen.

Vor der EM 2016 flog der Neuzugang des FC Bayern München noch aus dem Kader. Nun aber genießt er bei Löw einen hohen Stellenwert. "Seine Ruhe und Souveränität am Ball, gerade auf dieser wichtigen Position, das ist klasse", wird der Bundestrainer auf "sport.de" zitiert.

Viele Optionen in der Abwehrzentrale

Spannend wird auch der Kampf in der Innenverteidigung. Niklas Süle agierte beim Confed Cup souverän und möchte bei den Bayern den nächsten Schritt machen.

Dort trifft er auf Mats Hummels und Jerome Boateng. Also auf jene Spieler, die auch im Hinblick auf die WM seine Konkurrenten sind.

Hinzu kommt Antonio Rüdiger, der von den englischen Top-Vereinen FC Chelsea und Manchester City umworben wird und sich dort in WM-Form bringen könnte.

Sicher ist nur eines: Als amtierender Weltmeister, U21-Europameister und Confed-Cup-Gewinner wird Deutschland der Top-Favorit auf den WM-Titel sein. Löw sagt auf "dfb.de": "Bei einer WM hat man immer fünf, sechs Mannschaften und es muss alles passen, man muss fast Übermenschliches leisten."

Mit dieser fast unendlich großen Auswahl an Top-Spielern dürfte das möglich sein.

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