Bei einem Testspiel in Österreich ist es zu einem Eklat gekommen: Die neuseeländische Nationalmannschaft brach die Partie gegen Katar nach einem angeblichen rassistischen Vorfall ab. Dafür bekommen die "All Whites" aus dem eigenen Land Unterstützung.

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Die Spieler der "All Whites" waren aufgebracht. Urplötzlich gingen sie auf einen ihrer katarischen Gegner los, andere redeten erzürnt auf Schiedsrichter Manuel Schüttengruber ein. Doch all das half nichts. Und so entschied sich die neuseeländischen Fußball-Nationalmannschaft am Montag zu einem drastischen Schritt - und brach nach angeblicher rassistischer Beleidigungen gegen Nationalspieler Michael Boxall ihren Test gegen WM-Gastgeber Katar nach nur einer Halbzeit ab.

Michael Boxall ist neuseeländischer Nationalspieler.
Der neuseeländische Nationalspieler Michael Boxall soll im Spiel gegen Katar rassistisch beleidigt worden sein. © IMAGO/Bildbyran/ANDREAS SANDSTRÖM

Neuseeland hat mit Verständnis auf die Entscheidung seiner Fußball-Nationalmannschaft reagiert, das Testspiel abzubrechen. "Wir unterstützen voll und ganz die Aktion unserer Spieler, die sich gemeinsam auf diese Vorgehensweise geeinigt haben", sagte der Chef des neuseeländischen Fußballverbandes, Andrew Pragnell."Wir wollen nie, dass ein Spiel abgebrochen wird, aber manche Probleme gehen über den Fußball hinaus und es ist wichtig, Stellung zu beziehen", betonte er.

Katarischer Spieler soll Neuseeländer rassistisch beleidigt haben

Obwohl Teamkollegen den Vorfall dem Schiedsrichter gemeldet hätten, habe dieser keine Maßnahmen ergriffen, hieß es. Boxall (34) spielt in der amerikanischen Major League Soccer für Minnesota United. Was genau gesagt wurde, war weiter unklar. Es gab auch keine Kamera-Aufnahme von dem Vorfall.

"Ich werde nicht näher auf die Art des Kommentars eingehen, aber er war wirklich schwerwiegend und meiner Meinung nach abscheulich und hat absolut keinen Platz auf dem Fußballplatz oder anderswo, also möchte ich ihn nicht wiederholen", betonte Pragnell. Auch Sportminister Grant Robertson lobte die Abbruch-Entscheidung. "Ich unterstütze die Mannschaft dabei, wie sie ihren Kollegen unterstützt und sich gegen Rassismus gewehrt hat. Das sollten wir alle tun."

Katars Fußballverband äußert sich zu Spielabbruch

Der Verband des ehemaligen WM-Gastgebers Katar äußerte sich in einem Tweet nur zum Rückzug der "All Whites". Neuseeland habe sich aus einem Freundschaftsspiel zurückgezogen, das zur Vorbereitung auf den Gold Cup gedient habe, hieß es. Katarische Medien zitierten Nationalcoach Carlos Queiroz aber mit den Worten, er sei überrascht über die Entscheidung des Gegners gewesen. "Der Schiedsrichter hat den Austausch nicht mitbekommen, niemand auf der Bank und die Trainer auch nicht", sagte er. "Es war nur ein Streit zwischen zwei Spielern." Er hoffe, dass die Fifa den Vorfall untersuchen wird.

Zumal es sich bei dem Spiel kurioserweise nicht um den einzigen Vorfall im deutschen Nachbarland handelte. Auch das Spiel zwischen der irischen U21 und der U22 Kuwaits in Bad Radkersburg konnte nicht zuende gebracht werden, nachdem ein irischer Spieler angeblich Opfer rassistischer Beleidigungen geworden war. Die Iren brachen die Partie ebenfalls ab, der irische Fußballverband gab bekannt, den Vorfall bei Fifa und Uefa melden zu wollen.

Fifa will Diskriminierung thematisieren

Der Weltverband äußerte sich zunächst nicht zu den Vorfällen. Laut SID-Informationen wartet die Fifa derzeit noch auf die Berichte der Offiziellen und sammelt weitere Informationen. Dennoch dürften die Spielabbrüche in Österreich die Dringlichkeit der Bekämpfung von Diskriminierung noch einmal unterstrichen haben. Insbesondere der Fall Vinicius Junior hatte die Diskussion zuletzt angeheizt, nachdem der Brasilianer von Real Madrid in Spanien immer wieder zum Opfer von Beleidigungen durch gegnerische Fans geworden war.

Fifa-Präsident Gianni Infantino forderte in diesem Zusammenhang zuletzt mehrfach ein härteres Vorgehen gegen die Täter. Rassisten müssten "aus den Stadien auf der ganzen Welt verbannt werden", so Infantino. Ob eine solche Vorgehensweise auch funktioniert, wenn die Beleidigungen von gegnerischen Spielern ausgehen, ist fraglich. Das zeigt das aktuelle Beispiel. (sid/dpa/jum)

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