Die Abreise aus Budapest wird für den englischen Schiedsrichter des Europa-League-Endspiels zum Spießrutenlaufen. Anthony Taylor und dessen Familie müssen beinahe um ihr Leben fürchten. Bilder der beschämenden Szenen gelangen ins Internet. Eine Fußball-Ikone knöpft sich daraufhin Mourinho vor.

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Der englische Schiedsrichter Anthony Taylor ist bei der Abreise nach dem Europa-League-Finale in Budapest Videos und Berichten zufolge am Flughafen massiv bedrängt worden.

"Wir sind entsetzt über die ungerechtfertigten und verabscheuungswürdigen Beschimpfungen, die gegen Anthony und seine Familie gerichtet wurden", teilte die Profi-Schiedsrichter-Vereinigung der englischen Premier League mit. Videos in den sozialen Medien zeigten den Vorfall, an dem etwa 100 Fans der Roma beteiligt gewesen sein sollen.

"Ich habe ihm eine Nachricht geschrieben", sagte der deutsche Spitzen-Schiedsrichter Daniel Siebert auf der Pressekonferenz vor dem DFB-Pokalfinale: "Das nimmt einen mit, macht einen nachdenklich, wenn man das sieht. Ich hoffe, dass er sicher zu Hause angekommen ist." Es sei "wünschenswert", wenn anders als nun Mourinho die sportlichen Verantwortlichen der Klubs "vorbildlich agieren. Man sieht, was das sonst anrichten kann." Taylor selbst äußerte sich zunächst nicht.

Anthony Taylor zeigt nach der Überprüfung des Tors Paulo Dybalas am 31. Mai 2023 zur Mitte
Schiedsrichter Anthony Taylor (M.) zeigt nach der Überprüfung des Tors Paulo Dybalas für die AS Rom am 31. Mai 2023 in Budapest im Europa-League-Finale gegen den FC Sevilla zur Mitte. In der Entstehung des Tors war es im Mittelkreis zu einem vermeintlichen Foul an Sevillas Ivan Rakitic gekommen, das aber Taylor und der VAR nicht als solches werteten. © Getty Images/Clive Rose

Schließlich fliegt ein Stuhl Richtung Taylor

Unter anderen veröffentlichte die norwegische Stürmer-Legende Jan Åge Fjørtoft die schockierenden Aufnahmen vom Flughafen. Die Attacken auf Taylor und dessen Familie, die beschützt werden mussten, beschränkten sich nicht nur auf Beschimpfungen. In Taylors Richtung wurde Wasser verspritzt, es herrschte eine aggressive Stimmung, es wurde geschubst und gestoßen. Schließlich flog gar ein Stuhl in Taylors Richtung. Fjørtoft, seit seiner Zeit bei Eintracht Frankfurt auch eine Ikone der Bundesliga, nannte in seinem Tweet die Bilder "schrecklich" und "traurig".

Der Norweger sieht in Mourinho den Urheber des Tumults. Taylor war nach dem Sieg des FC Sevilla im Elfmeterschießen gegen die AS Rom insbesondere vom pausenlos gegen getroffene Entscheidungen protestierenden Portugiesen wüst beschimpft worden. Mourinho hatte den Unparteiischen in der Tiefgarage der Budapester Final-Arena abgepasst und ihn unter anderem als "Schande" bezeichnet.

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Auch Roms Sportdirektor kritisierte Taylor scharf. "Der Klub will die Verdienste von Sevilla nicht infrage stellen. Wir haben jedoch die auffälligsten Vorfälle analysiert, und es ist klar, dass der Referee nicht ausgewogen gehandelt hat", so Tiago Pinto.

Der englische Schiedsrichter Anthony Taylor während des Europa-League-Finals am 31. Mai 2023
Der englische Schiedsrichter Anthony Taylor hat während des Europa-League-Finals am 31. Mai 2023 in Budapest zwischen der AS Rom und dem FC Sevilla alle Hände voll zu tun, die Emotionen auf und neben dem Platz zu kontrollieren. © Getty Images/Clive Rose

Fjørtoft verlangt eine Entschuldigung Mourinhos

Fjørtoft forderte Mourinho und dessen Stab auf, sich für das Verhalten auf und neben dem Platz zu entschuldigen, und dies besonders auch bei Taylor und dessen Familie zu tun.

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"Worte haben Gewicht", so Fjørtoft. Und Mourinho sei schlau genug, dies zu wissen. Mourinho, fügte Fjørtoft in einem weiteren Tweet hinzu, sei diesmal zu weit gegangen. Taylor habe in einem "sehr intensiven Spiel einen guten Job" gemacht. Mourinho droht eine Strafe durch die Europäische Fußball-Union Uefa. (dpa/sid/hau)

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