• Die türkische Mannschaft hat keine großen Stars, aber ist homogen.
  • Eine starke Defensive steht. Kann der 23-jährige Cengiz Ünder auch die Offensive verstärken?
  • Trainer Senol Günes hat die Mannschaft wieder auf Kurs gebracht.

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In einer durchaus anspruchsvollen Sechser-Gruppe mit unter anderem Weltmeister Frankreich und Island als stärkste Kontrahenten hat sich die Türkei dank ihrer herausragenden Defensive letztlich souverän für die Endrunde qualifiziert.

Die Mannschaft von Trainer Senol Günes hat in zehn Qualifikationsspielen ganze drei Gegentore kassiert und damit zusammen mit Belgien die wenigsten aller teilnehmenden Mannschaften. In ihren fünf Heimspielen blieb die Türkei sogar komplett ohne Gegentreffer. Diese neue Stärke einer traditionell eher offensivstarken Mannschaft wurde zum Fundament für die fünfte EM-Teilnahme in der Geschichte des türkischen Verbands.

Die Türkei hat eine recht gute Mischung im Kader mit ein paar Routiniers und einigen hoffnungsvollen Nachwuchsspielern, allerdings ohne die ganz großen Stars. Das muss nicht unbedingt ein Nachteil sein, vielmehr hat sich eine Gruppe um die Anführer Hakan Calhanoglu und Burak Yilmaz geschart, die sehr homogen funktioniert, und sich anders als frühere Auswahlmannschaften der Türkei als verschworener Haufen zeigt.

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Die starke Defensive steht - kann die problematische Offensive noch gleichziehen?

Yilmaz ist als Goalgetter und Leader kaum zu ersetzen. Besonders in der Abwehr kann die Türkei gleich mit mehreren hochtalentierten Spielern aufwarten, von denen auch in Zukunft noch einiges zu erwarten ist. Merih Demiral gilt ebenso als Toptalent wie der ehemalige Stuttgarter und Schalker Ozan Kabak. Kaum zufällig spielen beide bei einigen der größten Klubs der Welt, Demiral bei Juventus, Kabak für den FC Liverpool (muss nach Leihende offiziell erstmal zum FC Schalke zurückkehren). Dazu kommt der ehemalige Freiburger Caglar Söyöncü, der mittlerweile bei Leicester City eine feste Größe ist.

Einer seiner Mitspieler bei den Foxes ist so etwas wie das Dark Horse im vorläufigen Kader der Türkei. Cengiz Ünder könnte auf einer der beiden Problemzonen auf den offensiven Außenbahnen spielen. Dort sind bisher Calhanoglu oder Kenan Karaman eingeplant. Allerdings sollte Calhanoglu zentraler spielen und bei Karaman bleiben auf dem absoluten Top-Niveau Zweifel angebracht. Ansonsten ist die Mannschaft von Verletzungen weitgehend verschont geblieben, was sich auch im Gros der Ergebnisse der letzten Spiele zeigt.

Trainer Günes hat die Mannschaft wieder auf Kurs gebracht

Der Ausrutscher gegen Fußballzwerg Lettland (3:3) war die Ausnahme in einer ansonsten bärenstarke Phase der Mannschaft. Siege gegen Norwegen (3:0) und die Niederlande (4:2) spülten die Türken in der WM-Qualifikation auf Platz eins der schweren Gruppe. Dazu kamen in Testspielen gegen die großen Nationen wie Deutschland (3:3) oder Kroatien (3:3) zwei Achtungserfolge.

Woran Trainer Günes bis zum ersten EM-Spiel gegen Italien noch arbeiten muss, ist die Konstanz innerhalb der Partien. Da zeigt sich die Mannschaft noch zu wankelmütig. Immerhin hat es Günes in seiner zweiten Amtszeit als Nationalcoach seines Landes geschafft, die Türkei wieder auf die Landkarte zu hieven. Nach zuletzt enttäuschenden Jahren unter dem Imperator Fatih Termin, aber auch ausländischen Trainern wie Guus Hiddink und Mircea Lucescu hat Günes die Truppe wieder auf Kurs gebracht.

Auf eine Wiederholung seines Sensationserfolgs von 2002, als die Türkei mit Günes auf der Trainerbank WM-Dritter wurde, sollte man vielleicht eher nicht spekulieren. Aber die Tatsache, dass die Türkei in der Gruppe A mit Italien, der Schweiz und Wales eher etwas unter dem Radar fliegt, muss kein Nachteil sein - im Gegenteil: Gegen spielstarke Gegner tut sich die Mannschaft offenbar etwas leichter.

EM 2021: Das ist der Kader der Türkei

Torwart:

  • Mert Günok (1989), Medipol Basaksehir
  • Ugurcan Cakir (1996), Trabzonspor
  • Altay Bayindir (1998), Fenerbahce

Abwehr:

  • Zeki Celik (1997), OSC Lille
  • Mert Müldür (1999), Sassuolo Calcio
  • Merih Demiral (1998), Juventus
  • Ozan Kabak (2000), FC Liverpool
  • Caglar Söyüncü (1996), Leicester City
  • Kaan Ayhan (1994), US Sassuolo
  • Umut Meras (1995), AC Le Havre
  • Ridvan Yilmaz (2001), Besiktas

Mittelfeld:

  • Okay Yokuslu (1994), West Bromwich Albion
  • Taylan Antalyali (1995), Galatasaray
  • Dorukhan Toköz (1996), Besiktas
  • Ozan Tufan (1995), Fenerbahce
  • Orkun Kökcü (2000), Feyenoord Rotterdam
  • Irfan Can Kahveci (1995), Fenerbahce
  • Hakan Calhanoglu (1994), AC Milan
  • Halil Ibrahim Dervisoglu (1999), Galatasaray
  • Kerem Aktürkoglu (1998), Galatasaray
  • Abdülkadir Ömür (1999), Trabzonspor

Angriff:

  • Cengiz Ünder (1997), Leicester City
  • Yusuf Yazici (1997), OSC Lille
  • Burak Yilmaz (1985), OSC Lille
  • Enes Ünal (1997), FC Getafe
  • Kenan Karaman (1994), Fortuna Düsseldorf

Trainer:

  • Senol Günes (1952)

Die Gegner der Türkei in der Gruppe A:

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