Er zählt seit über zehn Jahren zu den besten Stürmern der Welt. Trotzdem wird Zlatan Ibrahimovic seine Karriere wohl ohne internationalen Titel beenden. Es scheint sein Fluch zu sein, in den großen Spielen zu versagen.

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Fußball wird bei ihm zur Show. Zlatan Ibrahimovic ist dazu in der Lage, aus 25 Metern ein Tor per Fallrückzieher zu erzielen. Er trifft aus allen Lagen, mit beiden Füßen und notfalls auch per Hacke. Seine akrobatischen Einlagen haben ihm Spitznamen wie "Ibrakadabra" oder "Super Zlatan" eingebracht.

Doch wenn es in der Champions League drauf ankommt, verlässt ihn regelmäßig das Glück. Er kam im Sommer 2012 mit dem festen Ziel nach Paris, die Königsklasse zu gewinnen. Nun ist er 34 Jahre alt, sein Vertrag läuft zum Saisonende aus, und der Traum vom europäischen Titelgewinn ist wohl endgültig geplatzt.

PSG war eigentlich Favorit

Paris Saint-Germain ging als hoher Favorit in das Viertelfinale gegen Manchester City. Doch die 1:0 Niederlage am gestrigen Abend besiegelte das Aus. Ibrahimovic trägt eine ordentliche Mitschuld. Im Rückspiel lieferte er eines seiner schwächsten Spiele ab.

Fast könne man glauben, es gäbe in den nationalen und internationalen Wettbewerben zwei unterschiedliche Ibrahimovics.

National hat er überall Titel abgeräumt: Vier Meisterschaften in Italien, vier Meisterschaften in Frankreich, zwei Meisterschaften in den Niederlanden, eine Meisterschaft in Spanien.

International blieben ihm größere Erfolge verwehrt. 13 Spielzeiten hat er in der Champions League miterlebt. Lediglich das misslungene Intermezzo beim FC Barcelona brachte ihm eine Halbfinal-Teilnahme ein. Ansonsten war spätestens im Viertelfinale Endstation - wie jetzt auch.

Auch mit der Nationalmannschaft von Schweden blieben größere Erfolge aus. An drei Europameisterschaften und zwei Weltmeisterschaften nahm er Teil. Stets ging es spätestens nach dem ersten K.O.-Spiel für Zlatan nach Hause.

Schlimmer noch: Bei der Weltmeisterschaft 2014 musste er zusehen, weil er in den Playoffs an Portugal scheiterte. Seine zwei Treffer im Rückspiel reichten nicht aus, weil auf der anderen Seite ein Cristiano Ronaldo stand, der gleich dreimal traf.

Ibrahimovic - die tragische Figur

Ronaldo war der umjubelte Held, Ibrahimovic die tragische Figur. Es scheint das Schicksal des Zlatan Ibrahimovic zu sein, in den großen Spielen zu scheitern.

Dies ist ein Grund dafür, dass Ibrahimovic wohl nicht als einer der ganz Großen in die Fußballgeschichte eingehen wird. Lionel Messi wurde fünfmal Weltfußballer, Cristiano Ronaldo dreimal. Ibrahimovic hingegen wurde kein einziges Mal für den "Ballon d'Or" nominiert.

Allerdings sind die Voraussetzungen auch unterschiedlich: Ronaldo und Messi haben ihre ganze Karriere bei Vereinen verbracht, die jedes Jahr die Champions League gewinnen können. Ibrahimovic hatte nicht das Glück. Möglicherweise auch, weil er sich in einer Star-Truppe nicht unterordnen mag.

Wäre er länger als eine Saison beim FC Barcelona geblieben, hätte er heute vermutlich einen oder sogar mehrere Titel in der Königsklasse vorzuweisen. Doch Ibrahimovic, der sich selber gerne als Gott und Jesus bezeichnet, wollte hinter Messi nicht die zweite Geige spielen.

Zudem war es ihm unerträglich, einen Trainer wie Pep Guardiola als Autoritätsperson anzuerkennen. Auf "Fußballtransfers.com" wird er mit den folgenden Worten zitiert: "Ich habe eine Menge versucht, um mich anzupassen. Die Barça-Spieler sind aber wie Schuljungen, die dem Trainer blind folgen, während ich mich fragte: Warum? Ich mag Typen, die sich nicht an strikte Regeln halten."

Es gibt Fußballer, die sind eine Marionette ihres Trainers. Ibrahimovic ist das krasse Gegenteil. Das war früh erkennbar. In einem Interview mit dem "Spiegel" erinnert er sich, selbst in der Jugend keine Trainer-Anweisungen befolgt zu haben: "Mein Trainer wollte, dass ich mannschaftsdienlich spiele, den einfachen Pass gebe. Mehr renne. Ich dachte, fuck you, wenn ich drei Mann ausdribbeln kann, dann dribble ich die aus."

Bei Ajax Amsterdam soll ihm Marco van Basten sogar geraten haben, niemals auf einen Trainer zu hören und stattdessen sein eigenes Ding durchzuziehen. Es war vermutlich die einzige Anweisung, die er jemals richtig befolgt hat.

Der deutsche Alexander Merkel hat beim AC Mailand mit Zlatan Ibrahimovic zusammengespielt und sagt: "Er ist ein überragender Kicker, einfach überragend. Aber er ist auch jemand, der jedem seine Meinung knallhart ins Gesicht sagt." Man kann sich vorstellen, dass das nicht überall auf Gegenliebe stößt.

Zlatans Zukunft ist offen

Seine Zukunft über den Sommer hinaus ist offen. Paris möchte er jedenfalls verlassen. Wobei er sich ein Hintertürchen offen gehalten hat: Wenn Paris den Eiffelturm abreißt und durch eine Ibrahimovic-Statue ersetzt, würde er bleiben. Das ist gegenwärtig aber nicht geplant.

Ibrahimovic lässt sich nicht in die Karten blicken. Er sagt lediglich: "Es wird etwas Großes passieren." Nur was? Vereine wie Bayern München oder Real Madrid dürften kaum auf die Idee kommen, den alternden Superstar zu verpflichten. Und eine Rückkehr nach Barcelona ist fast noch unwahrscheinlicher als der Abriss des Eiffelturms.

Laut der italienischen "La Republica" winkt ihm ein Mega-Jahresgehalt von 75 Millionen Euro, wenn er nach China wechselt. Der Wahrheitsgehalt dieser Meldung lässt sich schwer prüfen. Zudem wird der Mittelstürmer mit den englischen Vereinen Arsenal London und Manchester United in Verbindung gebracht.

Es wären zwei Vereine, mit denen ein Gewinn der Champions League unwahrscheinlich ist. Der Fluch dürfte also anhalten.

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