Dass Zweitvertretungen von Profi-Fußballteams bis in die 3. Liga erlaubt sind, ist ein Ärgernis: Ihre Ziele sind ganz andere als die der restlichen Clubs. Besonders beim SC Freiburg trieb das zuletzt einige interessante Blüten.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Sonja Riegel (FRÜF) dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Die Saison-Statistiken von Lukas Kübler und Daniel-Kofi Kyereh lesen sich erstaunlich: Beide sind in dieser Saison bereits im Europapokal und in der 3. Liga aufgelaufen. Möglich macht das die Tatsache, dass die zweite Mannschaft des SC Freiburg in der 3. Liga spielt - und die Breisgauer das munter nutzen, um ihrem Profikader Spielzeit zu verschaffen.

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Beim Spiel gegen Ingolstadt Anfang des Monats sorgte das gar dafür, dass der eigentliche Top-Scorer Vincent Vermeij zunächst auf der Bank Platz nehmen musste, weil die unten spielenden Profis die U23-Regel sprengten. Zudem sah sich der FCI auf einmal Merlin Röhl gegenüber, der erst kurz zuvor aus Ingolstadt nach Freiburg gewechselt war - für einen Millionenbetrag und "in die Bundesliga", wie es damals hieß.

Ob das sportlich ein Vorteil oder ein Nachteil ist, ist dabei nur eine von mehreren Diskussionen. Denn einerseits agieren die Gäste aus dem Profikader individuell häufig deutlich über Drittliga-Niveau, andererseits räumte auch SCF-Trainer Thomas Stamm vor besagtem Spiel ein, dass die Integration ins Team ein Faktor sei: "Es ist grundsätzlich immer schwierig. Sie machen alle Einheiten oben und sind dann im Abschlusstraining bei uns", sagte er bei Magenta Sport. Aber wenn, wie am vergangenen Spieltag gegen Osnabrück, Lucas Höler nach einer Verletzung wieder Spielpraxis braucht, bekommt er die vom U23-Trainer selbstverständlich trotzdem.

Hauptaufgabe: Bei den Profis ankommen

Dass die Zweitvertretungen im (Profi-)Fußball mit anderen Zielen unterwegs sind als die restlichen Teams, zieht Probleme nach sich: "Meine Hauptaufgabe wird nicht sein, Spiele zu gewinnen, sondern dass ein Spieler im Laufe der Saison oben bei den Profis ankommt", brachte es Christian Preußer, Trainer von Borussia Dortmund II, dem zweiten Nachwuchsteam in der 3. Liga, vor Saisonstart im Interview mit schwatzgelb auf den Punkt.

Während viele andere in der wirtschaftlich schwierigen Liga um einen Platz weiter oben oder gar das Überleben des Vereins kämpfen, können die Zweitvertretungen nicht einmal aufsteigen - so brachte die U23 des FC Bayern München vor einigen Jahren das Kunststück fertig, als amtierender Drittliga-Meister in die Viertklassigkeit abzusteigen.

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Einnahmeverluste auch in den Regionalligen

Apropos vierte Liga: Auch da verstopfen Nachwuchsteams die Meisterrunden. Vier von ihnen sind beispielsweise neben zahlreichen Traditionsmannschaften in der Regionalliga West zu finden - zum Ärger von Hajo Sommers, Präsident von Rot-Weiß Oberhausen, der nicht müde wird, auf diesen Missstand hinzuweisen. Denn aus seiner Sicht ergibt sich noch ein weiteres Problem: Während Teams wie Preußen Münster oder Alemannia Aachen zahlreiche Fans zum Auswärtsspiel mitbringen, herrscht in den Gästeblöcken der zweiten Mannschaften zumeist gähnende Leere - was für die chronisch klammen Viertliga-Vereine auch Einnahmeverluste bedeutet.

"Gib den Vereinen, die dagegen spielen, Geld. Oder nimm sie raus und lass sie in einer eigenen Liga spielen!", so seine Forderung. Passieren wird vor allem Letzteres seiner Einschätzung nach nicht, obwohl eigene Ligen, wie es sie beispielsweise in England, Dänemark oder Belgien gibt, das Problem lösen könnten. Doch gerade die Vereine aus der Bundesliga schätzen es eben sehr, ihren Nachwuchsspielern sowie dem ein oder anderen Profi Spielpraxis auf vergleichsweise hohem Niveau bieten zu können - siehe SC Freiburg.

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