Max Eberl gibt selbst zu, dass er keine große Fußballkarriere hingelegt hat. Der Sportvorstand des FC Bayern München ist allerdings überzeugt davon, dass dies für eine erfolgreiche Laufbahn als Funktionär nicht entscheidend ist.

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Die früheren Verantwortlichen des FC Bayern München blickten auf eine große Fußballkarriere zurück. Uli Hoeneß, Karl-Heinz Rummenigge, Oliver Kahn oder auch Hasan Salihamidzic spielten beim deutschen Rekordmeister auf höchstem Niveau, ehe sie später in die Führungsetage gingen.

Auf Max Eberl trifft dies nicht zu. Der amtierende Sportvorstand des FC Bayern absolvierte lediglich ein einziges Spiel für den FC Bayern und bekam danach keine Chance mehr. Im aktuellen "FC Bayern Podcast" erzählt der 50-Jährige, warum er als Funktionär trotzdem nach München passt.

Ein Grund dafür wäre seine Verbundenheit zum Verein. "Ich bin in München groß geworden und habe natürlich die Bayernspiele im Fernsehen gesehen, die damals übertragen wurden. Das rote Trikot hat mich getriggert", erzählt er. Eberl trat bereits in seinem sechsten Lebensjahr dem FC Bayern München bei.

Seine Mutter wollte ihn zwar bei einem Verein in der näheren Umgebung anmelden. "Aber ich habe immer gesagt, ich will zu Bayern München, ich will zu Bayern München. Nach einem halben Jahr hat mein Vater gesagt: Gut, dann gehen wir mit ihm zu Bayern München. Dann kann er dort einmal trainieren und dann wars das."

Plötzlich in der Startelf

Doch es kam anders: Eberl wurde in einer Kinder-Mannschaft des FC Bayern aufgenommen. Danach durchlief er die komplette Jugend, ehe am 19. Oktober 1991 sein Traum Realität wurde. Beim Bundesliga-Auswärtsspiel gegen den VfB Stuttgart stand der 18-Jährige überraschend in der Startelf.

Der Verein befand sich damals in einer Krise. "Aus meiner Erinnerung heraus war das eine der schwierigsten Zeiten beim FC Bayern. Wir sind am Ende der Saison Elfter geworden", erinnert sich Eberl. Kurz vor dem Bundesliga-Debüt von Eberl wurde Jupp Heynckes als Trainer entlassen und durch Sören Lerby ersetzt.

Mehrere jüngere Spieler, unter anderem auch Didi Hamann oder Markus Babbel, wurden von dem neuen Trainer zu den Profis hochgezogen. Eberl war selbst völlig überrascht, dass er in Stuttgart auflaufen durfte. Die Aufregung war dementsprechend groß. "75.000 Zuschauer waren damals im Neckarstadion, mein Vater war mit dabei, mein Onkel war auch mit dabei", erzählt er und spricht von einem "für mich unvergesslichen Moment".

Zur Halbzeit ausgewechselt – und nie wieder eine Chance bekommen

Sportlich allerdings hätte es besser laufen können. Zur Halbzeit lag der FC Bayern mit 1:2 zurück (Endstand 2:3). Eberl wurde in der Halbzeit für Bruno Labbadia ausgewechselt. "Meine Performance war nicht so, dass man mich hätte auf dem Platz lassen müssen", gibt er rückblickend zu. "Aber ich habe eine Menge gelernt, um auch diese Demut zu haben. Bundesliga war noch einmal etwas völlig anderes als das, was ich zuvor gemacht hatte."

Damals konnte er noch nicht ahnen, dass dies seine einzige Chance als Profi beim FC Bayern gewesen ist. Der damalige Verteidiger verbrachte zwar noch zwei weitere Spielzeiten beim deutschen Rekordmeister, wurde aber lediglich bei der 2. Mannschaft in der Oberliga Bayern eingesetzt.

1994 wechselte Eberl zum VfL Bochum

Anfang des Jahres 1994 wechselte Eberl zum VfL Bochum und verbrachte dort dreieinhalb Spielzeiten in der Bundesliga und der 2. Bundesliga. Die weiteren Stationen waren die SpVgg Greuther Fürth (1997-1999) und Borussia Mönchengladbach (1999-2005).

"Ich habe keine riesigen Titel erfahren. Ich habe Aufstiege in die Fußball-Bundesliga geschafft, ich habe auch ein paar Pokalrunden geschafft, ein paar Bundesligaspiele gemacht. Aber ich war nie ein großer Fußballer", berichtet er.

Dafür aber bildete er sich beruflich weiter: "Nachdem ich versucht habe, BWL zu studieren, was nicht funktioniert hat, habe ich meinen Sportfachwirt gemacht und 1999 abgeschlossen, wo Grundzüge im Management bearbeitet wurden."

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Vom Fußballprofi zum Nachwuchskoordinator

Als Spieler von Gladbach schnupperte er bereits in die Geschäftsstelle hinein. "Ich saß damals beim Pressesprecher, beim Marketing-Leiter, beim Sportdirektor. Ich habe einfach Fragen gestellt. Das hat mich interessiert", blickt er zurück. Sein offensichtliches Interesse dürfte ein Grund dafür gewesen sein, dass er im Alter von 30 Jahren das Angebot bekam, als Nachwuchskoordinator in Gladbach aktiv zu werden.

Allerdings musste er dafür seine Karriere beenden. "Ich habe damals reichlich überlegt und entschieden, dass ich das machen möchte", erzählt er. "Das war für mich die beste Ausbildung, um den zweiten Traum meines Lebens leben zu dürfen. Ich habe das viereinhalb Jahre gemacht, und dann wurde ich Sportdirektor."

Nicht jeder hatte ihm dies damals zugetraut. "Ich wurde damit konfrontiert, dass Leute gesagt haben: Was will das Greenhorn? Der kann das gar nicht", erinnert sich Eberl. "Aber ich habe damals schon gelernt, dass auf und neben dem Platz zwei verschiedene Jobs sind."

Als Spieler wäre man "ein Empfänger von Informationen. Ich bekomme vom Trainer gesagt, wann ich wo zu sein habe. Ich bin quasi am Ausführen. Auf der anderen Seite (als Sportdirektor, Anm.d.Red.) bin ich Sender dieser Nachrichten und gebe die Richtung vor. Das hat eine ganz andere Wirkung und Qualität. Das sind zwei verschiedene Paar Schuhe."

Dennoch sei die Erfahrung als Fußballprofi nützlich: "Wenn ich Fußball gespielt habe und ein Stück weit einschätzen kann, was da gerade auf dem Platz passiert, was im Umfeld passiert, was den Spieler vielleicht bewegt und den Trainer bewegt, kann das definitiv hilfreich sein. Das ist noch einmal das i-Tüpfelchen, aber es ist für mich nicht das alles Entscheidende, ob man eine große Fußballkarriere hatte."

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