Der FC Bayern München möchte mit Max Eberl und einem verkleinerten Vorstand in eine erfolgreiche Zukunft starten. Die Aufgaben sind klar verteilt. Auch Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge werden weiterhin Einfluss nehmen.

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Der FC Bayern München stellt sich neu auf – nicht nur auf der Trainerposition, sondern auch auf der Führungsebene. "Wir haben uns dafür entschieden, den Vorstand zu verkleinern", erklärt Herbert Hainer, der Präsident des FC Bayern. Der Sinn dahinter: Der deutsche Rekordmeister soll schnellere Entscheidungen treffen können.

Sobald Marketing-Vorstand Andreas Jung am 30. Juni seine Tätigkeit beendet, wird es nur noch drei Vorstände geben: Jan-Christian Dreesen als Vorstandsvorsitzenden, Dr. Michael Diederich als stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden und Max Eberl als Sport-Vorstand. Eberl wird offiziell erst am Freitag seinen Dienst antreten, wurde aber bereits jetzt vorgestellt.

Drei Vorstände mit unterschiedlichen Aufgaben

Die drei Vorstände haben unterschiedliche Aufgaben. Dreesen kümmert sich vorrangig um die Strategie des Clubs und die Marke des FC Bayern, vertritt den Verein außerdem in den internationalen Fachgremien wie UEFA und FIFA. Diederich widmet sich den Finanzen, dem Personal und dem Sponsoring.

Eberl ist für den kompletten sportlichen Bereich verantwortlich. Das beinhaltet nicht nur die Profimannschaft, sondern auch den Nachwuchsbereich und die Frauen-Mannschaft des FC Bayern. "Wir haben eine klare Rollenverteilung, was jeder Vorstand macht und sind überzeugt davon, dass wir drei Top-Leute haben", sagt Hainer.

Durch die Installierung von Eberl verändern sich die Verantwortungsbereiche. In der vergangenen Winter-Transferperiode war Christoph Freund, der seit dem 1. September der Sportdirektor des FC Bayern ist, für die Kaderplanung zuständig. Dies dürfte sich nun ändern.

Von einer Entmachtung möchte Eberl allerdings nicht sprechen: "Christoph und ich werden auf Augenhöhe die ganzen sportlichen Themen vorantreiben. Christoph ist ein absoluter Fachmann. Ich bin extrem froh, dass er hier ist." Tatsächlich erwähnte Eberl bei der Pressekonferenz mehrfach, wie eng er mit Freund zusammenarbeiten möchte – vor allem bei der Trainersuche und der Kaderplanung.

Ein Mix aus Top-Stars und jungen Talenten

Eberl ist bewusst, dass der Verein finanziell gegenüber einigen ausländischen Top-Vereinen im Nachteil ist. Die Verpflichtung von einem Top-Star wie zuletzt Harry Kane soll zwar auch zukünftig möglich sein. Noch wichtiger sei es allerdings, eigene Spieler zu entwickeln beziehungsweise junge Talente zu verpflichten und voranzubringen.

"Es muss möglich sein, Bayern München erfolgreich zu führen, zu Titeln zu bringen und trotzdem eine Entwicklung gestalten zu lassen", sagt Eberl. "Christoph hat das in seiner Tätigkeit bei Salzburg herausragend bewiesen. Und ich glaube, auch ich habe den einen oder anderen guten Spieler gefunden, der nach einem halben Jahr dann ein Top-Star war."

Eberl möchte zusammen mit Freund, "das Beste für den FC Bayern rausholen. Wir werden beide den Kader vorantreiben, wir werden zusammen mit Jan-Christian (Dreesen), zusammen mit Herbert (Hainer), zusammen mit dem Aufsichtsrat, wo mit Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß Kompetenz sitzt, diese Themen diskutieren."

Der Aufsichtsrat mit Hoeneß muss wichtige Entscheidungen absegnen

Die früheren Vereinsbosse dürften zwar öffentlich eher in den Hintergrund treten. Ihre Meinung wird aber weiterhin Gehör finden. Eberl stellt klar: "Ich bin ein absoluter Teamplayer und wäre dumm, wenn ich nicht die Expertise von solchen erfahrenen Leuten wie Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge nutzen würde."

Insgesamt setzt sich der Aufsichtsrat des FC Bayern aus neun Mitgliedern zusammen. Ein Aufsichtsrat hat keinen direkten Einfluss auf das Tagesgeschäft, bewacht aber die Arbeit des Vorstands und segnet zum Beispiel besonders kostspielige Transfers ab.

Eberl muss sich also einerseits mit dem Aufsichtsrat abstimmen, möchte aber auf der anderen Seite auch sehr nahe an der Mannschaft sein: "Ich möchte größtmöglichen sportlichen Erfolg haben, ich möchte Titel feiern. Und dazu ist einfach eine enge Beziehung zum Trainer und zur Mannschaft für mich elementar wichtig."

Marco Neppe, der seit 2014 dem Verein angehört und sich als Technischer Direkter um die Kaderplanung kümmerte, dürfte beim FC Bayern eher keine Zukunft haben. Er wurde bei der Pressekonferenz mit keiner Silbe erwähnt. Die "Sport Bild" vermeldete bereits im Januar, dass der Vertrag aufgelöst werden soll. Durch Eberl und Freund ist Neppe wohl einfach überflüssig.

"Jetzt habe ich einen klaren Auftrag und eine klare Herausforderung, der ich mich unfassbar gerne stelle."

Max Eberl, neuer Sportvorstand beim FC Bayern

Eberl legte im Gegensatz zu Hoeneß, Rummenigge und Co. keine ruhmreiche Spielerkarriere beim FC Bayern hin, hat aber dennoch eine Vergangenheit im Verein. Der frühere Verteidiger wurde dort ausgebildet und absolvierte im Oktober 1991 ein Bundesligaspiel für den FC Bayern, verließ den Verein dann allerdings Anfang 1994 und ging zum VfL Bochum.

"Ich habe den Klub groß werden sehen, habe 1980 in der Bambini-Mannschaft angefangen, durfte ein Profispiel machen, habe knapp 15 Jahren hier durchlaufen und den Klub wachsen sehen", erinnert Eberl. "Als der Fanshop Mitte der 1990er ins Leben gerufen wurde, habe ich mit Didi Hamann Pakete packen müssen, weil Hermann Gerland (frühere Nachwuchstrainer, Anm.d.Red) nicht wollte, dass wir herumlungern. Also ich weiß, wie der Klub groß geworden ist. Der Klub ist immer in meinem Herzen gewesen."

Umso mehr ist Eberl die Herausforderung seiner Aufgabe bewusst: "Ich trete ein sehr großes Erbe an, denn der Klub hat sich in den letzten 30 Jahren fantastisch entwickelt und gehört zu den besten Klubs in Europa. Man träumt davon, aber jetzt habe ich einen klaren Auftrag und eine klare Herausforderung, der ich mich unfassbar gerne stelle - in einem Umfeld, in dem ich mich sehr wohlfühle."

Wie wohl er sich wirklich fühlen wird, dürfte von der sportlichen Entwicklung des Vereins abhängen.

Verwendete Quellen:

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