Der FC Bayern denkt über Verstärkungen in der Defensive nach. Seit Tagen wird öffentlich über Matthias Ginter als möglichen Neuzugang spekuliert. Ist er die Lösung für Bayerns Defensivproblem?

Steffen Meyer
Eine Kolumne

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Der FC Bayern steht vor einer kniffligen Aufgabe. Die bisherige Saison hat gezeigt, dass der Umbruch in der Defensive nach den Abgängen von David Alaba und Jerome Boateng schwieriger wird, als mancher gehofft hatte. Auf dem Papier ist der FC Bayern in der Defensive gut aufgestellt. Alphonso Davies (21) als offensiv ausgerichteter Linksverteidiger, Rekordtransfer Hernandez (26) endlich fit, Pavard (25) als unspektakuläre, aber verlässliche Bank, Niklas Süle (26) als erfahrener Abwehrrecke und Neuzugang Upamecano (23) als Eckpfeiler der kommenden Jahre. So war der Plan.

Süle Abgang reißt eine Lücke

Doch aktuell stimmt vieles nicht. Davies ist verletzt und eins zu eins nicht zu ersetzen. Hernandez und Upamecanos Leistungen schwanken etwas zu stark und Süle hat sich ziemlich überraschend für einen Wechsel zu Borussia Dortmund entschieden. Es ist deshalb folgerichtig, dass der FC Bayern frühzeitig über Alternativen nachdenkt.

In dieser Woche rückte dabei Matthias Ginter (28) zum wiederholten Male verstärkt in den Fokus. Hintergrund waren Berichte in der gemeinhin gut informierten "Gazetta dello Sport", dass der Gladbacher sich gegen Inter Mailand und für einen Wechsel innerhalb der Bundesliga entschieden haben soll.

Ginter ist vor allem deshalb sehr attraktiv, weil er im Sommer ablösefrei zu haben ist. Der deutsche Nationalspieler ist ein guter Innenverteidiger, der viel über seine Körperbalance, seine langen Beine und gutes Timing löst. Er ist kein furchteinflößendes Muskelpaket, dass gegnerische Angreifer überpowert und dominant auftritt, sondern besticht eher durch ein gutes Gesamtpaket. Auch in der Dreierkette findet er sich insgesamt gut zurecht. Vieles spricht dafür, dass Nagelsmann, wie in dieser Saison bereits angedeutet, in Zukunft häufiger darauf setzen will.

Ginter eher ein Mann für die Breite

Doch der FC Bayern sollte sich nichts vormachen. Ginter kann den FC Bayern in der Breite definitiv verstärken, als Ergänzung einer guten Defensive. Er ist kein Verteidiger, der den Club individuell sofort auf eine andere Stufe hebt. Vor dem Beginn der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Wirtschaftskrise investierten Top-Clubs vermehrt in die Innenverteidigung. Van Dijk beim FC Liverpool, de Ligt bei Juventus, Dias bei Manchester City und auch Hernandez beim FC Bayern. Diese Zeiten sind aufgrund der enormen wirtschaftlichen Verwerfungen der vergangenen beiden Jahre erstmal vorbei, doch der FC Bayern ist gut beraten in der zuletzt wackeligen Defensive in die Spitze und nicht in die Breite zu investieren.

Andreas Christensen vom FC Chelsea wäre so ein Kandidat, doch den vielseitigen und eleganten Dänen zieht es offenbar eher nach Barcelona. Kollege Antonio Rüdiger, der in den vergangenen Jahren große Schritte in der Entwicklung gemacht hat, ist wohl ebenfalls nicht zu haben. Versuchen sollten es die Münchner trotzdem.

Rechtsverteidiger dringend gesucht

Eine Alternative wäre es zudem, die Defensive auf einer anderen Position hochklassig zu verstärken. Hier rückt insbesondere die Rechtsverteidiger-Position in den Fokus. Benjamin Pavard spielt hier meist extrem defensiv orientiert und solide. Aber die Unwucht in Bayerns Spiel ist immer wieder auffällig. Ein offensivstarker Rechtsverteidiger plus Ginter als Ergänzung im Zentrum würde Nagelsmanns Möglichkeiten deutlich vergrößern und wäre ein echter Sprung nach vorne.

Auf der rechten Seite gibt es übrigens gleich eine Reihe sehr spannender Kandidaten. Auf einen wird der FC Bayern schon am kommenden Samstag in der Bundesliga treffen. Leverkusens Jeremie Frimpong (21), der eine starke Saison spielt und dem der Sprung nach München absolut zuzutrauen ist. Wie auch immer sich der FC Bayern entscheidet: Ginter allein ist nicht die Lösung für Bayerns Defensivprobleme.

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