Die anhaltenden Proteste aus den Fankurven gegen den Einsteig eines Liga-Investors bleiben auf die DFL nicht ohne Wirkung. Die Deutsche Fußbll Liga kommt den Fans entgegen - allerdings noch nicht so weit, wie es mehrere Klubs fordern.

Mehr News zur Bundesliga

Die Deutsche Fußball Liga (DFL) hat Vertreter der Fanszenen nach den anhaltenden Protesten gegen den Einstieg eines Investors beim Liga-Verband zu Gesprächen eingeladen.

"Einhergehend mit dem Recht der Mitsprache müssen wir uns alle der Verantwortung stellen, sich intensiv auch mit kritischen Themen auseinanderzusetzen. Nicht jeder Austausch kann garantieren, dass alle Gesprächspartner im Anschluss einer Meinung sind", hieß es in einer Mitteilung der DFL. Das DFL-Präsidium wolle nun mit Vertreterinnen und Vertretern bundesweiter Fanorganisationen und der Bündnisse der Fanszenen sprechen. Zu einem Termin gab es noch keine Angaben.

Der Druck auf die DFL wächst

In den vergangenen Tagen mehrten sich aus einigen Klubs auch die Forderungen nach einer erneuten Abstimmung. Mindestens fünf der 36 DFL-Vereine haben sich bis zum Nachmittag des 8. Februar dafür ausgesprochen oder offen dafür gezeigt, nochmals und diesmal transparent ein Votum abzugeben. Die Fanproteste in den Stadien werden offensichtlich gehört.

"Wir sind weiterhin der Auffassung, dass die Abstimmung im Dezember illegitim war und nachvollziehbar wiederholt werden muss", sagte Robin Krakau, Vorstand des Muttervereins von Hannover 96, dem NDR. "Die Stimme aus Hannover sollte dabei von vornherein als Nein gewertet werden."

Weitere Fußball-News gibt's in unserem WhatsApp-Kanal. Klicken Sie auf "Abonnieren", um keine Updates zu verpassen.

Martin Kinds Abstimmungsverhalten wirft Fragen aus

Schließlich war die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit mit 24 Stimmen zustande gekommen - wobei offen blieb, ob 96-Investor Martin Kind die Weisung des Vereins umgesetzt hat, gegen das Projekt zu stimmen. Dies hätte das Ergebnis möglicherweise gekippt.

Lesen Sie auch:

Nach Hannover und Präsident Claus Vogt vom VfB Stuttgart fordert inzwischen auch dessen Amtskollege Dirk Zingler vom 1. FC Union Berlin eine Wiederholung der geheim durchgeführten Abstimmung. "Wir tun hier etwas, was es im deutschen Profifußball noch nie gegeben hat und was ihn verändern wird. Wenn wir damit Erfolg haben wollen (...), darf es keinerlei Zweifel an der Rechtmäßigkeit der dafür notwendigen Abstimmungen geben", sagte Zingler der "Welt".

Der Karlsruher SC erwähnt Zweifel an demokratischem Wert der DFL-Abstimmung

Der Karlsruher SC schloss sich an: Er befürwortet "ganz klar eine erneute Abstimmung. Bei einer so wichtigen und langfristigen Entscheidung dürfen keine Zweifel aufkommen, ob die demokratische Meinungsbildung korrekt zustande gekommen ist", sagte Geschäftsführer Michael Becker.

Der VfL Osnabrück fordert, dass es "jenseits von Personenwahlen zukünftig keine geheimen Abstimmungen geben sollte". Der "als intransparent wahrgenommene Prozess" rufe Kritik hervor, betonte Geschäftsführer Michael Welling. Hertha BSC zeigt ebenfalls Sympathien dafür, "sich mit dem Prozedere der Abstimmung in transparentem Rahmen" auseinanderzusetzen, ergo: neu abzustimmen.

Die DFL lässt die Forderung der Klubs unkommentiert

Zu den Stimmen aus den Klubs äußerte sich die DFL in ihrer Mitteilung nicht. Es war die erste öffentliche Äußerung des Liga-Verbandes zu dem Thema, nachdem die Proteste einen neuen Höhepunkt gefunden hatten.

"Sowohl die DFL als auch die Clubs respektieren, wenn Fangruppierungen das gewählte Modell ablehnen. Allerdings gehört zu einem sportlichen Umgang untereinander, dass die Argumente des Gegenübers gehört werden", hieß es. Der Liga-Verband verwies auch darauf, dass es auf Klub-Ebene bereits zahlreiche Diskussionen und Gespräche mit Fans in unterschiedlichen Formaten gegeben habe.

Die Zwei-Drittel-Mehrheit steht auf tönernen Füßen

Aus den aktiven Fanszenen gibt es seit Monaten Proteste gegen die DFL-Pläne, die sich zuletzt verschärften. Für eine prozentuale Beteiligung an den TV-Erlösen soll ein Finanzinvestor der DFL eine Milliarde Euro zahlen. Bei der finalen Abstimmung der 36 Profiklubs für den milliardenschweren Deal im Dezember war die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit nur knapp zustande gekommen. (dpa/sid/hau)

Verwendete Quellen:

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.