Seit geraumer Zeit wird beim FC Schalke 04 über eine Ausgliederung der Profiabteilung diskutiert. Der Klub sieht dadurch eine gute Chance, um den Verein wirtschaftlich zu konsolidieren. Doch all das birgt auch Risiken, wie einige Beispiele zeigen.

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Es war der 31. Oktober 2000, als Borussia Dortmund als erster und bisher einziger Verein aus der Bundesliga den Gang an die Börse wagte. Der BVB ist kein "reiner" Fußballverein mehr, sondern offiziell eine GmbH & Co. KGaA. Lokalrivale Schalke 04 spielt ebenfalls mit dem Gedanken einer Ausgliederung der Profiabteilung. Doch was würde diese Ausgliederung für Folgen haben, welche Vor- und Nachteile ergeben sich? Und welche Rechtsformen der Klubs gibt es derzeit in der Bundesliga?

Ausgliederung bei Schalke 04: Die Skepsis bleibt

Dass die finanzielle Situation beim FC Schalke 04 durchaus angespannt ist, ist keine Neuigkeit. Die sportliche Handlungsfähigkeit, beispielsweise auf dem Transfermarkt, ist gering. Die Einbußen im Zuge der Corona-Pandemie sorgen dafür, dass die Abgänge nicht kompensiert und Schlüsselpositionen auf dem Feld nicht adäquat besetzt werden können. Das macht sich auch in der Tabelle der Bundesliga bemerkbar - nach sechs Spieltagen ist Schalke mit zwei Punkten in der Abstiegszone. Im Umfeld der Königsblauen wird deswegen kräftig die Werbetrommel gerührt, was eine Ausgliederung der Profiabteilung angeht.

Durch eine Ausgliederung würde sich der FC Schalke 04 für mögliche Investoren öffnen. Allerdings warnte Marketingvorstand Alexander Jobst schon im April im "Kicker" davor, "eine Ausgliederung mit dem jetzigen Liquiditätsengpass zu koppeln oder in einen kausalen Zusammenhang zu stellen." Das "schnelle Geld" ist in der Tat verlockend, die Ausgliederung müsste aber auch entsprechend moderiert werden. Hier überwiegt allerdings die Skepsis vieler Anhänger des Klubs, wie "Sport1" berichtet. Das Vertrauen in die aktuelle Vereinsführung ist stark eingeschränkt, die handelnden Personen werden für die aktuelle Situation zumindest mitverantwortlich gemacht.

Diese Möglichkeiten hat der FC Schalke 04

Für Schalke 04 bestehen nun mehrere Möglichkeiten, wie im Falle einer Ausgliederung vorgegangen werden kann. Grundsätzlich bedeutet eine Ausgliederung, dass die Abteilung der Lizenzspieler in Form einer Kapitalgesellschaft organisiert würde. Das könnte geschehen, indem man eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) oder eine Aktiengesellschaft installiert, bei der laut DFB-Statuten der Verein die Mehrheit der Aktien in der eigenen Hand behalten muss.

Eine GmbH, wie sie auch bei RB Leipzig (zu 99 Prozent), dem VfL Wolfsburg oder Bayer 04 Leverkusen Anwendung findet, ist sinnvoll, wenn Vereine einen Hauptsponsor einbinden wollen. Das ist beim VfL Wolfsburg zum Beispiel mit Volkswagen der Fall, die GmbH ist zudem eine Tochter der Volkswagen AG. Allerdings ist es mittels einer GmbH auch möglich, den wirtschaftlichen Bereich aus dem Breitensport auszugliedern. So zum Beispiel bei Borussia Mönchengladbach.

Ebenfalls theoretisch möglich ist eine klassische Aktiengesellschaft (AG), wenngleich Alexander Jobst "schon ankündigte, dass eine klassische Ausgliederung in Form einer AG-Umwandlung wie beim FC Bayern nicht realistisch sei, "weil es nicht zu Schalke 04 passt." Deswegen wird an einem Konzept gearbeitet. Das Ziel liegt auf der Hand, es soll eine strikte steuerliche und finanzielle Trennung zwischen dem Millionengeschäft Fußball und dem restlichen e.V. stattfinden.

Diese Rechtsformen gibt es in der Bundesliga

Bis zu einer Ausgliederung oder selbst zu einer Entscheidung darüber ist es beim FC Schalke 04 noch ein weiter Weg. Ohne ein schlüssiges Konzept funktioniert das nicht, Beispiele gibt es zur Genüge. Der Hamburger SV, eine Aktiengesellschaft, kommt sportlich und finanziell nicht wirklich auf die Beine und vor allem nicht dauerhaft zur Ruhe. Aktuell ist der FC Schalke 04 noch ein eingetragener Verein (e.V.), was ebenfalls auf den FC Union Berlin, Mainz 05 und den SC Freiburg zutrifft. Die Rechtsform der GmbH haben neben den vier bereits genannten Klubs auch noch die TSG Hoffenheim und der 1. FC Köln, somit sind sechs Klubs aus der Bundesliga als GmbH organisiert.

Neben dem FC Bayern sind auch noch Eintracht Frankfurt und der VfB Stuttgart als Aktiengesellschaft (AG) aufgestellt. Eine weitere Rechtsform ist die Kommanditgesellschaft auf Aktien (GmbH & Co. KgaA). Dort wird die Geschäftsführung vom Komplementär, also vom haftenden Gesellschafter, bestimmt. Der Verein behält die Kontrolle, selbst wenn er wie beim Beispiel von Zweitligist Hannover 96 nicht mehr die Mehrheit der Anteile am Unternehmen hält. Abgesehen von Borussia Dortmund trifft dies noch auf Werder Bremen, Hertha BSC, den FC Augsburg und Arminia Bielefeld zu.

Eine Ausgliederung würde den FC Schalke 04 finanziell entlasten und den Weg für Investoren öffnen. Es gibt Möglichkeiten, dies zu erreichen, ohne die Kontrolle zu verlieren. Die 50+1-Regelung verhindert zudem, dass Klubs in Deutschland auf dem Papier nicht von einem Investor geführt werden können, wie es in England der Fall ist. Sogenannte "englische Verhältnisse" drohen hierzulande also nicht. Der Schritt, vor dem die Königsblauen aber nun möglicherweise stehen, muss einerseits gut durchdacht, andererseits den Fans und Mitgliedern gegenüber offen kommuniziert und gut erklärt werden. Denn eine schlecht moderierte Ausgliederung könnte nur für noch mehr Chaos sorgen.

Verwendete Quellen:

  • kicker: Schalke: Diskussion über Ausgliederung keimt auf
  • Sport1: Die Frage, die ganz Schalke spaltet
  • Infowelt News: GmbH, e.V., Aktien: Die Rechtsformen der Clubs in der Fußball-Bundesliga
  • kicker: Die Rechtsformen der Bundesligisten
  • Spox: Jobst und Schneider positionieren sich so klar wie nie für die Ausgliederung
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