• Der FC Schalke 04 zieht eine erste Konsequenz aus dem Angriff Russlands auf die Ukraine.
  • Der russische Hauptsponsor verschwindet mit sofortiger Wirkung von den Trikots des Zweitligisten.
  • Zudem verlässt mit Matthias Warnig der bisherige Vertreter Gazproms den Aufsichtsrat der Königsblauen.
  • Warnig gilt als CEO der Nord Stream 2 AG als enger Vertrauter des russischen Präsidenten Wladimir Putin.
  • Zwischen 1974 und 1990 war Warnig für das Ministerium für Staatssicherheit in der damaligen DDR tätig.

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Der FC Schalke 04 wird nach dem russischen Angriff auf die Ukraine nicht mehr mit dem Schriftzug seines russischen Hauptsponsors Gazprom auflaufen. Das gab der Verein am Donnerstag bekannt. "Mit Blick auf die Ereignisse, Entwicklung und Zuspitzung der vergangenen Tage" habe sich der Klub dazu entschieden, hieß es in der Mitteilung. Der Schritt erfolge nach Gesprächen mit Gazprom Germania. "Stattdessen wird Schalke 04 auf der Brust der Königsblauen stehen", teilte der Verein mit.

Zuvor war gemeldet worden, dass Gazprom-Vertreter Matthias Warnig sein Mandat im Aufsichtsrat der Gelsenkirchener mit sofortiger Wirkung niedergelegt. Der 66-Jährige war im Juli 2019 vom russischen Hauptsponsor der Königsblauen als kooptiertes Mitglied in den Aufsichtsrat entsandt worden. Der gebürtige Lausitzer Warnig ist CEO der Nord Stream 2 AG und gilt als enger Vertrauter des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Zwischen 1974 und 1990, also dem Zusammenbruch der DDR, arbeitete Warnig für das damalige Ministerium für Staatssicherheit.

Auch der FC Schalke 04 ist von den Bildern aus der Ukraine "schockiert"

"Auch wir sind von den Bildern schockiert gewesen, die sich da abspielen", sagte Schalkes Pressesprecher Marc Siekmann: "Aber ich muss um Verständnis bitten, dass das Ganze am Donnerstagmorgen nochmal eine neue Wendung genommen hat und wir Zeit brauchen, um das zu beraten und zu schauen, was das für Schalke 04 bedeutet."

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Die Vereinsführung werde sich "zu gegebener Zeit dazu äußern", führte Siekmann weiter aus: "Wann genau das ist, kann ich an der Stelle nicht abschätzen. Auch wir brauchen Zeit, um verschiedene Dinge zu prüfen und zu beraten."

"Für den FC Schalke 04 steht außer Frage, dass sich der Verein für Frieden und ein friedliches Miteinander einsetzt", hieß es bereits am Dienstag in einer Stellungnahme.

US-Präsident Joe Biden hatte am Mittwoch Strafmaßnahmen gegen die Betreibergesellschaft der Nord Stream 2 AG und deren Chef Warnig angekündigt. Das Finanzministerium in Washington erklärte, Geschäfte mit dem Betreiber Nord Stream 2 AG müssten innerhalb einer Woche beendet werden.

Die Bundesregierung stoppt das Genehmigungsverfahren für Nord Stream 2

Angesichts der russischen Eskalation im Ukraine-Konflikt hatte die Bundesregierung das Vorhaben am Dienstag auf Eis gelegt und das Genehmigungsverfahren für Nord Stream 2 vorerst gestoppt. Warnig saß seit 2019 als Gazprom-Vertreter im Aufsichtsrat. Der ehemalige Schalker Aufsichtsratschef und Fleischproduzent Clemens Tönnies holte Gazprom Germania an Bord. Damals hielt er zusammen mit Putin ein Schalke-Trikot in die Kameras.

Die Auswirkungen des Ukraine-Konflikts treffen also auch Schalke wegen der problematischen Partnerschaft mit Wucht. Denn der russische Staatskonzern, einer der großen Gasversorger Deutschlands, hält den mit rund 200 Millionen Euro Verbindlichkeiten belasteten Traditionsklub quasi über Wasser. Der Kontrakt läuft noch bis 2025. Der Marketingexperte Raphael Brinkert brachte im Zusammenhang mit einer möglichen Trennung von Gazprom einen Sponsorenpool für Kompensationszahlungen ins Spiel.

Kein "Gazprom"-Schriftzug mehr auf der Jacke des Schalker Trainers

Der Zweitliga-Fünfte Schalke hatte am Mittwoch betont, für Frieden und friedliches Miteinander zu stehen und dass Gewaltfreiheit im Leitbild des Vereins festgehalten sei. Trainer Grammozis gab am Donnerstag vor dem Spiel beim Karlsruher SC (Samstag/13:30 Uhr/Sky) zu, "dass solche Ereignisse nicht irgendein Nebengeräusch sind, sondern im Alltag schon sehr stark auf einen einprasseln. Wir hoffen natürlich alle, dass es nochmal ein friedliches Treffen gibt, das letztendlich auch zu einem friedlichen Ausgang führt", sagte er. (SID/dpa/hau)

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