• Der Schmuck-Streit in der Formel 1 schwelt weiter, im Mittelpunkt steht Lewis Hamilton.
  • Der siebenmalige Weltmeister hat zuletzt für sein Nasenpiercing eine Ausnahmegenehmigung bekommen, an die er sich aber wohl nicht halten will.
  • Sollten die Fahrer gegen die Vorgaben verstoßen, drohen drastische Strafen.

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Lewis Hamilton will im verrückten Schmuckstreit in der Formel 1 offenbar noch ein bisschen die Muskeln spielen lassen. Dem siebenmaligen Weltmeister geht es dabei um das Prinzip, um Diversität, darum, sich selbst auszudrücken, um persönliche Freiheit. Dem Automobil-Weltverband (FIA) geht es um das Thema Sicherheit und um die Vorbildfunktion des 37-Jährigen. Ob sich der Mercedes-Superstar mit dem Tamtam einen Gefallen tut, bleibt abzuwarten. Doch er denkt offenbar nicht daran, den kompletten Körperschmuck für die Formel 1 dauerhaft entfernen zu lassen.

Hamilton hatte sich nach einem Gespräch mit FIA-Präsident Mohammed Ben Sulayem zuletzt in Miami dem Schmuckverbot zum Teil gebeugt, komplett jedoch nicht. So müsste zum Beispiel sein Nasenpiercing fachmännisch entfernt werden. Deshalb hatte Hamilton vom neuen Rennleiter Niels Wittich eine Ausnahmegenehmigung erhalten, die für zwei Rennen gilt, also auch noch beim kommenden WM-Lauf in Barcelona am Sonntag. Bis zum Rennen in Monaco Ende Mai muss der komplette Körperschmuck allerdings raus. Doch auf den Kompromiss will Hamilton offenbar nicht eingehen.

Beim nächsten Mal dann vier Uhren

"Nein", sagte Hamilton, als er gefragt wurde, ob er sein Nasenpiercing herausnehmen wolle. "Ich habe hier eine Ausnahme bekommen, ich werde für den Rest des Jahres eine Ausnahme bekommen. Eheringe sind ja auch erlaubt", sagte der Brite. Und fügte hinzu: "Beim nächsten Mal trage ich vier Uhren." In Miami war er mit drei Uhren und reichlich Bling-Bling aufgetaucht. Eine Mischung aus Provokation, Scherz und Protest.

Der Hintergrund des Zoffs: Das Tragen von Schmuck im Formel-1-Auto ist seit vielen Jahren aus Sicherheitsgründen verboten. Rennleiter Wittich hatte bereits in Australien etwas überraschend angekündigt, das Verbot in dieser Saison strikt umzusetzen. In Miami kochte das Thema dann wieder hoch, weil die Verantwortlichen Ernst machen. "Das Tragen von Schmuck während des Wettkampfs kann sowohl medizinische Eingriffe als auch die Diagnose und Behandlung erschweren, sollte dies nach einem Unfall erforderlich sein", hieß es in der Begründung.

Bei Verstößen drohen harte Strafen

Das Problem: Bislang haben Verstöße niemanden groß interessiert. Doch wie es heißt, drohen bei dauerhaften Verstößen Geldstrafen von bis zu 265.000 Dollar sowie der Abzug von WM-Punkten. Die neue Schärfe kommt bei Hamilton und Co. nicht gut an. "Ich trage den Schmuck seit 16 Jahren. War Sicherheit damals noch kein Problem?", fragte Hamilton.

Auch in Sachen feuerfeste Unterwäsche werden die Fahrer dazu gedrängt, sich an die Vorgaben zu halten. Was dazu führte, dass Sebastian Vettel in Miami seine Unterhose über dem Overall trug, um die neue Härte der Verantwortlichen zu kritisieren. "Lewis und auch Sebastian sollten sich für die Sicherheit einsetzen", sagte Sky-Experte Ralf Schumacher und bezeichnete die Aktionen als "kindisch. Gerade nach dem Feuer-Unfall von Romain Grosjean sollten es die Piloten doch besser wissen."

Vettel findet jedoch, dass der Schmuck "persönliche Freiheit" sei: "Wir sind alt genug, unsere eigenen Entscheidungen zu treffen. Dann sollten wir das auch im Auto tun können". Es sei unnötig, das Thema aufzublasen, so der Deutsche: "Das fühlt sich nach einer persönlichen Sache an, die auf Lewis abzielt."

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"Dann fährst du nicht, so einfach ist das"

McLaren-Teamchef Andreas Seidl findet die Forderung der FIA allerdings nicht übertrieben. Das Thema sei von Fahrern und den Medien aufgebauscht worden. Die Regel gebe es schon seit Jahren und zudem in anderen Motorsport-Serien auch, und dort gebe es keine Diskussionen, so Seidl: "Wenn du deinen Schmuck nicht abnehmen oder keine feuerfeste Unterwäsche tragen willst, dann fährst du nicht, so einfach ist das", sagte Seidl.

Der frühere Formel-1-Fahrer Alexander Wurz vertritt als Vorsitzender der Fahrergewerkschaft (GPDA) die Interessen der Piloten. Er wünscht sich mehr ein Mit- als ein Gegeneinander, kritisiert aber auch die FIA. "Es gibt diese Regel aus guten Gründen", sagte Wurz bei Reuters. "Ich möchte nicht wie beim Fußball enden, wo nur reklamiert wird und es Beschimpfungen gibt. Man muss zusammenarbeiten. Das ist ein Stil, den ich in diesem Fall vorgezogen hätte."

Wie es weitergeht, ist im Moment offen. Hamilton hatte in Miami zwischenzeitlich sogar mit Boykott gedroht. "Wenn sie mich aufhalten, dann soll es so sein", sagte er. So weit kam es dann aber doch nicht. Noch nicht.

Verwendete Quellen:

  • Pressekonferenzen
  • Reuters: Wurz: "Es gibt diese Regel aus guten Gründen"
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