• Haas ersetzt den 23-jährigen Mick Schumacher durch den 35 Jahre alten Nico Hülkenberg.
  • Die Entscheidung war am Ende keine Überraschung mehr, sorgte aber im Fahrerlager für Wirbel.
  • Warum holt Haas einen Fahrer aus dem Ruhestand, der zuletzt 2019 eine komplette Saison gefahren ist?

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Nico Hülkenberg und Kevin Magnussen können über die Episode inzwischen lachen. Auch wenn es 2017 alles andere als lustig war, als Hülkenberg dem Dänen auf die Schulter klopfte, ihm die Hand gab und spöttisch sagte: "Mal wieder der unsportlichste Fahrer des Grids." Magnussen zeigte sich unbeeindruckt und schleuderte dem Deutschen ein nicht ganz jugendfreies "Suck my balls, Honey" entgegen.

Fertig war die Feindschaft. Fünf Jahre lang haben sie kein Wort miteinander gewechselt, ehe Anfang 2022 das Eis brach. 2023 werden sie bei Haas nun sogar Teamkollegen sein. Haas-Teamchef Günther Steiner griff die Anekdote auf, als er im Rahmen des Saisonfinales in Abu Dhabi nach dem möglicherweise schwierigen Verhältnis der beiden gefragt wurde.

"Wir müssen sicherstellen, dass sie klarkommen, aber ich denke, sie werden gut miteinander arbeiten. Sie müssen ja nicht gleich das tun, wozu Kevin Nico vor ein paar Jahren eingeladen hat", scherzte Steiner.

Haas will zurück ins Mittelfeld

Stattdessen soll das Duo den Rennstall sportlich wieder nach vorne bringen. Teambesitzer Gene Haas und Teamchef Günther Steiner hatten Mick Schumacher das nach zwei gemeinsamen Jahren nicht mehr zugetraut, weshalb der Sohn von Rekordweltmeister Michael Schumacher sein Cockpit räumen und 2023 zuschauen muss.

"Kurzfristig gesehen geht es in den nächsten zwei Jahren darum, das Team zumindest wieder ins Mittelfeld zu bringen, wenn nicht sogar ins vordere Mittelfeld", stellte Steiner klar. Doch was waren die ausschlaggebenden Gründe dafür, dass Haas einen 23-Jährigen mit Potenzial und Perspektive, aber auch noch schwankenden Leistungen, vor die Tür setzt, um einen 35 Jahre alten Fahrer zu reaktivieren, der seit 2019 keine komplette Saison mehr gefahren ist?

"Erfahrung. Er ist lang Formel 1 gefahren, ist für Teams im Mittelfeld gefahren und weiß, wie die arbeiten", nannte Steiner einen Grund, der für Hülkenberg sprach. Der Deutsche wisse, wie Haas besser werden könne, befand Steiner.

"Wir haben uns angeschaut, wo er gefahren ist, und die Teams haben in der Zeit immer Fortschritte gemacht. Wir hoffen, dass uns das mit ihm auch gelingt. Daher haben wir so entschieden", erklärte er. Denn, so betonte Steiner erneut, man müsse wieder nach vorne kommen: Da sei es eine Abkürzung, wenn man einen Fahrer mit viel Erfahrung hole.

"Wir haben das in vielen anderen Teams gesehen, die in einer ähnlichen Position waren wie wir jetzt", sagte Steiner. Schumacher brauche Zeit, diese Erfahrung zu machen: "Und Zeit haben wir gerade nicht. Wir wollen vorankommen. Wir wollen nicht da stehenbleiben, wo wir jetzt sind, sondern wir wollen besser werden."

Seit 2019 ist Hülkenberg kein Stammfahrer mehr

Erfahrung hat Hülkenberg zweifellos. Er absolvierte insgesamt 181 Formel-1-Rennen. Nach seinem Debüt 2010 im Williams war er später unter anderen für Force India, Sauber und Renault im Einsatz. Nach der Trennung von den Franzosen kam der Emmericher in erster Linie als Corona-Feuerwehrmann zum Einsatz, zuletzt zu Beginn der Saison bei Aston Martin, als er Sebastian Vettel vertrat.

Steiner und Co. haben sich den Umstand, dass Hülkenberg von der Ersatzbank kommt, angeschaut. "Als er in den vergangenen drei Jahren andere Fahrer ersetzt hat, stieg er ein und war sofort schnell", erkannte Steiner. Das kann Aston Martins Chefingenieur Tom McCullough bestätigen.

"Nico besitzt massiv natürliches Talent. Er ist ein Profi durch und durch, dank jahrelanger Erfahrung ist er besser und besser geworden. Das erlaubt es ihm, in ein Auto zu springen und gleich bei der Musik zu sein", sagte er und lobte die Anpassungsfähigkeit. "Du kannst dich auch einfach in sämtlichen Situationen auf ihn verlassen. Du weißt schon vor einem Qualifying oder Rennen, dass er alles herausholen wird, was der Wagen hergibt", befand der Brite.

Jolyon Palmer: "Das ist mal ein echter Profi"

Hülkenbergs Ex-Teamkollege Jolyon Palmer hat erlebt, wie Hülkenberg tickt. "Er ist nicht nur enorm begabt, sondern auch ein harter Arbeiter. Er war sauschnell und saß dann noch endlos mit den Technikern zusammen. Bei ihm schoss mir durch den Kopf: 'Das ist mal ein echter Profi!' Das hatte ich zuvor noch nie erlebt", zeigte sich Palmer beeindruckt.

Der natürliche Speed, die Erfahrung, eine niedrige Fehlerquote und ein exzellentes technisches Verständnis – die sportlichen Gründe sind durchaus nachvollziehbar, denn wenn Punkte möglich sind, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Hülkenberg sie auch mitnimmt. Finanzielle Aspekte haben ebenfalls eine Rolle gespielt, denn die Unfälle, die Schumacher in dieser Saison gebaut hat, kosteten den Rennstall mehrere Millionen Dollar.

Dass Steiner und Schumacher nicht auf einer Wellenlänge funken, könnte ein weiterer Aspekt sein. Mit dem um keinen Spruch verlegenen Hülkenberg dürfte Steiner persönlich mehr Spaß bekommen.

Medien zu kritisch?

Spekuliert wurde im Vorfeld auch, dass die kritische Haas-Berichterstattung vor allem aus Deutschland Steiner ein Dorn im Auge gewesen sein soll. Er hat zum Beispiel Sky seit Monaten kein Interview mehr gegeben. Auf eine entsprechende Nachfrage hin verneinte er, dass die Medien eine Rolle bei der Entscheidung gespielt hätten.

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"Die Medien haben halt ihre Meinung, und das steht ihnen auch zu. Wir kümmern uns nur um unseren Job für Haas", erklärte Steiner seine Arbeit. Dazu gehört es auch, dass die beiden Teamkollegen zusammen- und nicht gegeneinander arbeiten.

"Die eine oder andere Überraschung werden wir schon sehen, was die beiden angeht", glaubt Sky-Experte Timo Glock: "Günther Steiner wird eine Aufgabe haben, sie zu bändigen." Damit sich 2017 nicht wiederholt.

Verwendete Quellen:

  • Pressekonferenzen
  • TV-Übertragung
  • sport.sky.de: Hülkenberg & Magnussen - Glock: ''Eine Aufgabe, die beiden zu bändigen''
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