• In der Formel 1 gibt es seit der Saison 2014 eine Sünderkartei, in der Punkte für das Fehlverhalten der Fahrer festgehalten werden.
  • Elf Punkte dürfen die Piloten sammeln, ab dem zwölften Zähler wird der entsprechende Fahrer für ein Rennen gesperrt. Punkte verfallen erst nach der Sperre oder nach einem Jahr wieder.
  • Max Verstappen steht vor der Saison 2022 bereits bei sieben Punkten, die ersten verfallen erst im September.

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Lange war Max Verstappen ein Unschuldslamm und hatte eine weiße Weste. Genauer gesagt bis zum 12. September 2021 hielt sich der Niederländer in der vergangenen Formel-1-Saison in einem wichtigen Bereich schadlos.

Doch je heißer der Titelkampf gegen seinen Rivalen Lewis Hamilton wurde, desto schneller war es mit der Zurückhaltung vorbei. Als er beim Rennen in Monza am 12. September mit Hamilton kollidierte, kassierte er dafür eine Rückversetzung um drei Startplätze für das folgende Rennen – und zwei Strafpunkte obendrauf, es waren seine ersten. Punkte für die Formel-1-Stars wie Otto Normalverbraucher bei uns in Flensburg? Ja, tatsächlich. Mögliche Sperre inklusive.

Das Strafpunktesystem der Formel 1 wurde zur Saison 2014 eingeführt, nachdem sich Ex-Fahrer Romain Grosjean 2012 nach einigen Unfällen nicht nur den wenig schmeichelhaften Spitznamen "Crash-Kid“ verdiente, sondern zur Abkühlung auch ein Rennen aussetzen musste. Eine harte Maßnahme, die aber eine Ausnahme war – die bösen Buben der Motorsport-Königsklasse wurden zwar weiterhin unmittelbar nach ihren Aktionen mit Strafen belegt, eine Sperre drohte aber erst bei wirklich extremen Verfehlungen.

Etwas Abschreckendes musste her

Deshalb musste etwas nachhaltig Abschreckendes her, etwas, das potentielle Wiederholungstäter abhält: Strafpunkte, von denen sich ein Fahrer innerhalb von zwölf Monaten maximal elf erlauben darf. Ab dem zwölften Zähler wird er für ein Rennen gesperrt. Nach zwölf Monaten verfallen die Punkte wieder, oder aber nach einer Sperre. Die Punkte gibt es für alle Arten von Fehltritten wie Kollisionen, das Abkürzen oder das Ignorieren von Flaggen.

Bemerkenswert aber: Seit der Einführung der Sünderkartei musste noch kein Fahrer auf die Strafbank, auch wenn es bei so manchem Fahrer in der Vergangenheit knapp war. So stand zum Beispiel McLaren-Pilot Lando Norris im vergangenen Sommer zwischenzeitlich bei zehn Punkten.

2022 gehen immerhin 14 von 20 Fahrern vorbelastet in die Saison, ein paar Piloten müssen bereits von Anfang an zittern. Wie auch Verstappen, denn der Niederländer benahm sich nach Monza bis zum Saisonfinale in Abu Dhabi noch in Katar und Saudi-Arabien daneben und sammelte für das Missachten doppelt gelber Flaggen, ein unerlaubtes Abkürzen der Strecke und eine weitere Kollision mit Hamilton fünf weitere und damit insgesamt sieben Zähler.

Verstappen hat sieben Strafpunkte im Nacken

Die Krux: Da Verstappen erst im September in Monza mit dem Sammeln der Strafpunkte begonnen hatte, verfallen die ersten zwei Zähler 2022 auch erst zu diesem Zeitpunkt. Verstappen schleppt die sieben Punkte also bis einschließlich des 16. Saisonrennens mit sich herum – kommen bis dahin fünf weitere Punkte hinzu, muss Verstappen ein Rennen aussetzen. Und das kann schnell gehen: Ein Mal gelbe Flaggen missachten, dann noch unerlaubt abkürzen - und schon sind weitere fünf Zähler auf dem Strafenkonto. Keine Frage, der Rückschlag im Titelkampf wäre bei einer Sperre erheblich.

Kurioserweise belegen drei der vier Red-Bull-Fahrer im Strafenregister die ersten Plätze. Der größte Rambo der Königsklasse ist im Moment Yuki Tsunoda. Der Japaner, der für das Red-Bull-Schwesterteam AlphaTauri fährt, sammelte in seiner ersten Saison acht Strafpunkte. Neben Verstappen hat auch sein Teamkollege Sergio Perez sieben Zähler auf dem Konto.

Auch Vettel ist ein F1-Rüpel

Ebenfalls vorne dabei ist Sebastian Vettel, der bei sechs Punkten steht. Zittern muss der Deutsche aber nur beim Saisonstart am 20. März in Bahrain. Kommen da Punkte hinzu, könnte es eng werden für ihn. Aber: Ende März werden dann gleich fünf Punkte, die er im Vorjahr in Bahrain gesammelt hatte, wieder gestrichen.

Vorbildlich benahm sich hingegen Mick Schumacher, der Rookie ist nach seiner ersten Saison in der Formel 1 komplett ohne Strafpunkte.

Und Verstappens Widersacher Hamilton? Der steht bei lediglich zwei Strafpunkten, für die Kollision mit Verstappen in Silverstone. Ansonsten war der Brite in den Duellen mit dem Niederländer eher der Gentleman – das persönliche Sündenregister freut sich, für den Titel reichte das aber nicht.

Die Strafpunkte zur Saison 2022 in der Übersicht:

  • 8 Strafpunkte: Yuki Tsunoda (AlphaTauri)
  • 7 Strafpunkte: Max Verstappen, Sergio Perez (beide Red Bull Racing)
  • 6 Strafpunkte: Nicholas Latifi (Williams), Sebastian Vettel (Aston Martin), Nikita Mazepin (Haas)
  • 5 Strafpunkte: Lance Stroll (Aston Martin), Lando Norris (McLaren), Valtteri Bottas
  • 3 Strafpunkte: Pierre Gasly (AlphaTauri)
  • 2 Strafpunkte: Fernando Alonso (Alpine), Lewis Hamilton (Mercedes)
  • ein Strafpunkt: Esteban Ocon (Alpine), George Russell (Mercedes)
  • Ohne Strafpunkte: Charles Leclerc, Carlos Sainz (beide Ferrari), Mick Schumacher (Haas), Daniel Ricciardo (McLaren), Guanyu Zhou (Alfa Romeo), Alexander Albon (Williams)
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