• Kevin Magnussen ist der neue Haas-Teamkollege von Mick Schumacher und in der Formel 1 ein alter Hase.
  • Der Däne ist bisweilen ein Hitzkopf und auf der Strecke nicht zimperlich, auch gegen den eigenen Teamkollegen nicht.
  • Für Schumacher ist Magnussen deshalb eine harte Nuss, aber auch eine große Chance.

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Nico Hülkenberg klopfte Kevin Magnussen auf die Schulter, gab ihm die Hand und sagte spöttisch: "Mal wieder der unsportlichste Fahrer des Grids." Magnussen zeigte sich unbeeindruckt und schleuderte dem Deutschen ein nicht ganz jugendfreies "Suck my balls, Honey“ entgegen. Zwei Jahre später schlug der Däne nach einem Anpfiff von Haas-Teamchef Günther Steiner die Bürotür des Österreichers so fest zu, dass sie beschädigt wurde.

Formel-1-Fans dürften sich noch gut an diese beiden Szenen aus den Jahren 2017 und 2019 erinnern, alle anderen bekommen so einen kurzen, aber intensiven Einblick, was Mick Schumacher in der kommenden Saison in der Formel 1 erwartet. Denn Kevin Magnussen ist der neue Teamkollege des Deutschen und damit der erste Gegner des 22-Jährigen, der Gradmesser, der ehrliche Maßstab. Magnussen ersetzt bei Haas den im Zuge des Ukraine-Krieges und den Folgen entlassenen Nikita Mazepin.

Kein einfacher Charakter

Und klar ist nicht nur durch die beiden Episoden: Das wird für Schumacher eine harte Nuss, eine deutliche härtere als in seinem ersten Jahr an der Seite Mazepins, den er sportlich komplett im Griff hatte. Zum einen menschlich, denn Magnussen ist kein einfacher Charakter, gilt vor allem auf der Strecke als kompromisslos, nicht nur gegen Gegner wie damals Hülkenberg, sondern auch dem eigenen Teamkollegen gegenüber.

Denn den Steiner-Anpfiff, der im Zuge der Netflix-Doku "Drive to Survive“ ans Licht kam, kassierten er und sein damaliger Teamkollege Romain Grosjean, weil sie wiederholt aneinandergeraten und kollidiert waren. Aber: Auch Mazepin war im Duell mit Schumacher oft rücksichtslos, dabei nur nicht so erfahren und abgezockt, wie es Magnussen ist.

Ein alter Hase

Der 29-Jährige fuhr von 2014 bis 2020 für McLaren, Renault und Haas 119 Rennen, die letzten vier Jahre für Haas – er kennt also nicht nur die Motorsport-Königsklasse, sondern auch die Haas-Strukturen, das Team, die Hintergründe. Magnussen absolvierte 2018 seine beste Saison in der Formel 1, als er mit 56 Punkten Neunter wurde.

Man muss dazu sagen: Er blieb im Laufe der Jahre sportlich unter dem Strich etwas hinter den Erwartungen zurück. Klar ist: Magnussens Eingewöhnungszeit wird nach nur einem Jahr Pause kurz ausfallen, an die Autos der neuen Formel-1-Generation müssen sich alle anderen auch gewöhnen. "Ich wurde so gut wie möglich über die Entwicklung des VF-22 und das Potenzial des Fahrzeugs informiert“, sagte Magnussen. Hinzu kommt: 2021 fuhr er in der US-Sportwagenserie IMSA, bei den 24-Stunden von Le Mans und in der IndyCar-Serie – er steht also voll im Saft.

Referenz für Mick Schumacher

"Als Routinier sowohl in der Garage als auch im Technikraum wird er uns bei der weiteren Entwicklung des VF-22 eine solide Richtschnur bieten“, sagte Steiner. Für ihn ist es eine Win-Win-Situation. Denn: "Mick braucht einen erwachsenen, erfahrenen Kerl an seiner Seite, um eine Referenz zu haben, an der er sich orientieren kann“.

Er solle keine Mentorenrolle übernehmen, betonte Magnussen: "Ich soll gute Rennen fahren, das Auto entwickeln, Punkte holen. Ein Teil davon ist natürlich auch die Beziehung zum Teamkollegen“, sagte er. Man könne voneinander profitieren, aber am Ende fahre man gegeneinander, so Magnussen: "Fürs Team ist wichtig, dass wir uns nicht gegenseitig im Weg stehen.“

Insgesamt habe er aber einen "wirklich guten Eindruck” von Schumacher, betonte er: "Er ist Formel-2-Champion, ein guter Fahrer und hat Benzin im Blut. Ich weiß, was das heißt.“ Magnussens Vater Jan war wie Micks Papa Michael auch Formel-1-Fahrer, nur nicht ganz so erfolgreich wie der siebenmalige Champion. Magnussen fuhr von 1995 bis 1998 für McLaren und Stewart 25 Rennen.

Gutes Verhältnis zu Kevin Magnussen

Schumacher hat Magnussen bei Testfahrten 2020 in Abu Dhabi bereits kennengelernt. "Schon damals haben wir uns gut verstanden. Heute ist es immer noch so“, sagte Schumacher. "Wir haben das gemeinsame Ziel, das Team nach vorne zu bringen. Für mich ist es auch spannend, mich mit einem erfahrenen Piloten messen zu können.“

Ein so erfahrener Teamkollege wie Magnussen birgt für Schumacher fraglos ein gewisses Risiko, es ist eine Herausforderung für ihn, aber vor allem auch eine Chance. Um zu lernen, zu wachsen, sich weiterzuentwickeln. Ein Rookie ist Schumacher vor seiner zweiten Saison schließlich auch nicht mehr. Magnussen mag ein unangenehmer Gegner sein, für Schumacher darf der Däne angesichts seiner eigenen Ambitionen als Ferrari-Junior und Ersatzfahrer der Scuderia allerdings keine große Hürde darstellen.

Und wenn es knallt?

Er könne daraus mehr lernen, so Schumacher, er habe endlich eine Referenz. Und Druck. "Du willst unter Druck sein und unter Druck abliefern", sagte Schumacher. "Und diesen Druck jetzt auch innerhalb des Teams zu haben, ist positiv." Und sollte es dann doch mal knallen zwischen Magnussen und ihm, weiß Schumacher dank Netflix ja, was ihn erwartet.

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