Es ist ungewöhnlich, dass nach dem Saisonende noch nicht alle Cockpits für 2024 fix sind. Doch bei Williams lässt man sich noch Zeit. Logan Sargeant muss also noch geduldig warten, ob er weitermachen darf.

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Als sich Williams-Teamchef James Vowles nach dem letzten Formel-1-Saisonrennen am Funk meldete, klang das wie eine Vertragsverlängerung. "Dein Beitrag in diesem Jahr war exzellent. Es ist wirklich ein stolzer Moment, dass du während der Saison so gewachsen bist. Ich freue mich auf den gemeinsamen Winter und viele weitere“, sagte er zu Logan Sargeant. Der Rookie war 16. geworden. Kein überschäumendes Happy End einer komplizierten Saison, doch der oft gestrauchelte US-Amerikaner hatte zuletzt eine aufsteigende Tendenz gezeigt. Da er noch ohne Vertrag für 2024 ist, lag die Schlussfolgerung nahe, dass die Unterschrift nun nur noch Formsache ist.

Doch Vowles ruderte wenig später zurück. "Ihr seid etwas zu voreilig", sagte er: "Was auch immer passiert, Logan war seit vielen, vielen Jahren ein Teil unserer Akademie. Und er wird immer ein Teil davon bleiben", erklärt Vowles seinen Funkspruch: "Er wird immer ein Teil unserer Akademie bleiben, er ist ein sehr schneller Fahrer, aber ich denke, wenn wir uns die letzten fünf Rennen anschauen, hat er sich verbessert und einen Schritt nach vorne gemacht." Man könne Anzeichen sehen, dass er tue, was man brauche, um den Sitz zu behalten, gab Vowles zu.

Noch nicht in der Position für eine Bestätigung

Und schränkte gleichzeitig ein: "Wir sind jetzt noch nicht in der Position, um das zu bestätigen." Was reichlich ungewöhnlich ist. In der Regel haben die Teams im Herbst, aber spätestens zum Saisonfinale ihre Paarung für die neue Saison bestätigt. Doch Williams, wo Alex Albon einen langfristigen Vertrag besitzt und gesetzt ist, lässt sich bei Sargeant Zeit.

"Ich wollte einfach, dass er weiß, dass ich stolz auf die Schritte bin, die er in diesem Jahr gemacht hat", sagte Vowles. Man werde in diesem Winter auf jeden Fall noch viele Tage zusammen verbringen, "und dann schauen wir mal, was dabei herauskommt." Die endgültige Entscheidung soll "demnächst“ getroffen werden. "Ich wollte das Ende der Saison abwarten und alle Möglichkeiten prüfen", erklärte Vowles das Vorgehen. Der Teamchef will nun noch einmal die Daten der gesamten Saison durchgehen, um sich ein passendes Gesamtbild zu verschaffen. Er blickt auf die Fehler, analysiert Fortschritte und Rückschläge. "Um sicherzustellen, dass wir die richtige Entscheidung für das Team und auch für die Zukunft von Logan treffen", so Vowles.

Sargeant als Crash-König

Bei Williams macht man es sich nicht einfach, weil es neben einer positiven Tendenz auch Dinge gibt, die nicht für eine Weiterbeschäftigung sprechen beziehungsweise gegen das langfristige Potenzial. Ja, der Williams-Besitzer, die Investmentfirma Dorilton Capital aus den USA, dürfte ein Interesse an der Zusammenarbeit haben, Formel-1-Besitzer Liberty Media (ebenfalls USA) auch. Doch Sargeant hat 2023 mit einigen Crashes für Schlagzeilen, Kleinholz und hohe Kosten gesorgt. Reddit-User "basspro23chevy" hat sich die Mühe gemacht, die unrühmliche Liste über die Saison hinweg zusammenzustellen. Über vier Millionen Dollar kamen bei den Unfällen, die zum Saisonende hin allerdings abnahmen, zusammen. Sargeant ist damit der Spitzenreiter.

Die Crash-Liste der Formel 1:

20. Max Verstappen (Red Bull Racing): 345.000 US-Dollar

19. George Russell (Mercedes): 670.000 US-Dollar

18. Valtteri Bottas (Alfa Romeo): 700.000 US-Dollar

17. Fernando Alonso (Aston Martin): 830.000 US-Dollar

16. Lewis Hamilton (Mercedes): 880.000 US-Dollar

15. Guanyu Zhou (Alfa Romeo): 1.207.000 US-Dollar

14. Yuki Tsunoda (Alpha Tauri): 1.255.000 US-Dollar

13. Lando Norris (McLaren): 1.452.000 US-Dollar

12. Nyck de Vries/Daniel Ricciardo (Alpha Tauri): 1.522.000 US-Dollar

11. Nico Hülkenberg (Haas): 1.557.000 US-Dollar

10. Charles Leclerc (Ferrari): 1.914.000 US-Dollar

9. Oscar Piastri (McLaren): 2.271.000 US-Dollar

8. Pierre Gasly (Alpine): 2.426.000 US-Dollar

7. Kevin Magnussen (Haas): 2.576.000 US-Dollar

6. Alexander Albon (Williams): 2.786.000 US-Dollar

5. Lance Stroll (Aston Martin): 2.834.000 US-Dollar

4. Esteban Ocon (Alpine): 2.999.000 US-Dollar

3. Sergio Perez (Red Bull): 3.224.000 US-Dollar

2. Carlos Sainz (Ferrari): 3.644.000 US-Dollar

1. Logan Sargeant (Williams): 4.333.000 US-Dollar

Sportlich hatte er gegen seinen Teamkollegen Albon keine Chance, er verlor das teaminterne Qualifyingduell mit 0:22. In 22 Rennen und sechs Sprints kam Sargeant nur drei Mal vor Albon ins Ziel. Höhepunkt wie der erste und einzige WM-Punkt in Austin und Startplatz sieben beim Qualifying in Las Vegas kamen zum Saisonende hin zustande. Reicht das? Andere Kandidaten für das Cockpit gebe es "nicht viele", wie Vowles erklärte, doch natürlich würde Williams einen adäquaten Ersatzmann finden, denn Optionen gibt es auf jeden Fall.

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Optimistisch trotz Ungewissheit

Sargeant selbst geht optimistisch in die Wochen der Ungewissheit. "Ich habe das Gefühl, dass vom fahrerischen Standpunkt aus alles in den letzten Events viel besser geworden ist", sagte er: "Ich versuche einfach, meinen Job so gut wie möglich zu machen. So wie es in letzter Zeit gelaufen ist, sehe ich keine Probleme", sagte Sargeant. Ein bisschen muss er sich trotzdem noch gedulden.

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