• Haas arbeitet seit Jahren eng mit Ferrari zusammen, bekommt von den Italienern zum Beispiel Motor und Getriebe.
  • Die Kooperation geht manchen Teams offenbar zu weit, sie wollen eine Untersuchung des Haas.
  • Teamchef Günther Steiner kontert die Kritik, auch Mick Schumacher reagiert gelassen.

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Wo es um viel Geld geht, sind Neid und Missgunst nicht weit. Verbessert sich in der Formel 1 ein Team von einer Saison auf die andere exorbitant, gibt es von der Konkurrenz daher keinen Applaus, sondern misstrauische Blicke. Und hinter der Frage "Wie haben die das gemacht?" steht meist der unausgesprochene Vorwurf, dass da etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen sein kann. Wie bei Haas und den Autos von Mick Schumacher und Kevin Magnussen. Denn der Rennstall hat aus einer chancenlosen Gurke ein konkurrenzfähiges Rennauto gemacht.

Das funktionierte zum einen dadurch, dass es in der Formel 1 in diesem Jahr ein überarbeitetes Reglement und neue Autos gibt, Haas den aktuellen Boliden wie die anderen Teams auch von Grund auf neu entwickeln konnte. Der Rennstall schenkte die Saison 2021 früh ab und konzentrierte sich komplett auf 2022. Das zahlt sich aus.

Enge Kooperation als Ferrari-Kundenteam

Daneben gibt es als Ferrari-Kundenteam die enge Kooperation mit den Italienern, die nicht neu ist, aber 2022 ganz besondere Früchte trägt. Was auch daran liegt, dass die Scuderia selbst stark unterwegs ist. Was aber wiederum dafür sorgt, dass die misstrauische Konkurrenz – wie "auto motor und sport" berichtet – eine Untersuchung des Haas durch den Automobil-Weltverband FIA fordert. Beziehungsweise des "weißen Ferrari", wie sie das Auto des US-Rennstalls getauft haben. Drei Teams sollen demnach einen genauen Blick der FIA-Kontrolleure forcieren.

"Wer gute Arbeit leistet, sollte Anerkennung erhalten und keine Zweifel. Deshalb müssen wir in Zukunft Lösungen finden, die eine zu enge Zusammenarbeit zwischen Teams unterbinden", sagte Mercedes-Teamchef Toto Wolff. McLaren-Teamchef Andreas Seidl stellte klar, dass es "keine Übertragung von geistigem Eigentum geben sollte, das mit der Kernleistung zusammenhängt". Motor und Getriebe könnten von anderen Herstellern kommen, der Rest sollte selbst entwickelt werden, so Seidl.

Kein Geheimnis und erlaubt ist, dass Haas als Ferrari-Kundenteam den Motor, das Getriebe und einige weitere Bauteile von Ferrari bekommt. Dabei wird der mögliche Spielraum ohne Frage komplett ausgereizt. Dass in Simone Resta ein Ferrari-Mann zu Haas wechselte und dort Technikdirektor ist, stößt einigen Konkurrenten auch sauer auf, verboten ist aber auch das nicht. Haas hat zudem eine eigene Abteilung am Ferrari-Standort in Maranello, es gibt dort eine enge Verzahnung. Eine zu enge? "Wir sprechen hier von einem anderen Gebäude, Haas bleibt unabhängig. Wir halten uns ans Reglement", beteuert Ferrari-Teamchef Mattia Binotto.

"Machen alles dem Reglement entsprechend"

Ein Datenaustausch findet in Maranello nicht statt, bestätigt Haas-Teamchef Günther Steiner. "Was wir machen, machen wir alles dem Reglement entsprechend", sagte Steiner im Interview mit RTL/ntv. Er verriet, dass die FIA am Mittwoch bei Haas in Maranello war. "Sie sind willkommen, wenn sie etwas finden, werden wir es verbessern. Aber sie werden nichts finden, dass wir ein Auto kopiert haben", so Steiner: "Dafür kommen sie zu oft. Und ich habe ihnen gesagt: 'Kontrolliert, was ihr wollt, ihr könnt kommen, wann ihr wollt, ihr seid immer willkommen'", so Steiner.

Auch Mick Schumacher, der beim kommenden Rennwochenende in Imola auf seine ersten Punkte hofft, bleibt trotz des Wirbels entspannt. Denn wenn es so wäre, dass das Reglement nicht beachtet wird, "würde die FIA schon schreien und das tut sie nicht", sagte Schumacher. Vor allem sein Teamkollege Magnussen hat bislang für Aufsehen gesorgt, holte bereits zwölf Punkte für das Team, das 2020 drei und 2021 null Zähler einfuhr.

Eine gebrochene Schallplatte

Steiner redet sich regelrecht in Rage, ist sauer, dass er sich mit den Vorwürfen der Konkurrenten mal wieder auseinandersetzen muss. Die Kritik komme immer auf, wenn Haas ein gutes Auto habe, sagte Steiner. "Das ist schon langweilig geworden, wie aufgewärmte Suppe, ist immer dasselbe, es probiert wieder jeder, etwas zu erfinden, was nicht da ist", sagte er.

Man mache es regelkonform und es werde mit der Kritik langsam mühsam, betonte Steiner: "Man muss ordentliche Argumente haben, wenn man sich beklagt, man kann nicht immer das Gleiche sagen, sonst ist das wie eine gebrochene Schallplatte, die sich ständig wiederholt." Fest steht aber: Macht Haas so weiter, wird die Platte sicher noch das eine oder andere Mal neu aufgelegt.

Verwendete Quellen:

  • Presserunden
  • rtl.de: Steiner kontert Haas-Kritiker: "Wie eine gebrochene Schallplatte, die sich immer wiederholt"
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