• Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft startet am 21. Mai (15:15 Uhr) mit dem Spiel gegen Italien in die Weltmeisterschaft 2021.
  • Deutschland trifft in der Gruppenphase unter anderem auch auf die Top-Nationen Kanada und Finnland.
  • Toni Söderholm, der Bundestrainer der deutschen Nationalmannschaft, spricht im exklusiven Interview über die WM.
Ein Interview

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Herr Söderholm, die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft belegte bei der Weltmeisterschaft 2019 den 6. Platz. Was ist diesmal möglich?

Toni Söderholm: Wir brauchen uns vor keinem Gegner zu verstecken. Unsere Spieler haben das Selbstvertrauen, jeden Gegner besiegen zu können. Wichtig ist, dass sich die Mannschaft im Verlauf der Gruppenphase weiterentwickelt, sodass man im Viertelfinale voll durchstarten kann. 2019 haben wir das nicht hinbekommen. Damals verloren wir mit 1:5 gegen Tschechien. Das Konzept vom Deutschen Eishockey-Bund sieht vor, dass wir bis 2026 eine Top-Nation sind und regelmäßig um WM-Medaillen kämpfen können.

Wer sind die Top-Favoriten auf den Gewinn der Weltmeisterschaft?

Das lässt sich bei einer Weltmeisterschaft immer schwer voraussehen, weil es auch davon abhängt, welche Spieler aus der NHL für ihre Nationen auflaufen und wie diese in Form sind. Generell sind Nationen wie Russland, Kanada, Finnland oder Schweden meist vorne dabei.

Ihre Vorrundengegner sind Italien, Norwegen, Kanada, Kasachstan, Finnland, USA und Lettland. Wie schätzen Sie diese Gruppe ein?

Wir hatten gegen Kanada das schlechteste Spiel bei der Weltmeisterschaft 2019 (Deutschland verlor 1:8, Anm.d.Red.). Wir wollen uns auf alle Fälle verbessern. Insgesamt ist unsere Gruppe eishockey-technisch kulturell bunt besetzt. Die Charaktere und die Spielweisen der Nationen unterscheiden sich teilweise sehr. Wichtig ist, dass wir jeden Gegner zu 1000 Prozent respektieren und uns auf die jeweiligen Stärken einstellen. Es gibt keine Nation, die einfach zu besiegen ist.

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Das komplette Turnier wird im lettischen Riga ausgetragen. Alle 16 Mannschaften übernachten in dem gleichen Hotel. Was für eine Atmosphäre erwarten Sie dort?

Für mich und auch für viele Spieler ist es ein komplett neues Erlebnis, ein Turnier in einer Bubble zu spielen. Ich könnte mir vorstellen, dass das Mannschaftsgefühl dadurch gestärkt wird. Die Spieler verbringen mehr Zeit miteinander und lernen sich auch neben dem Eis besser kennen.

Deutschland hat mit Leon Draisaitl einen der besten Spieler der Welt, in Tim Stützle eines der größten Talente. Auch wenn die beiden aufgrund Ihrer Verpflichtungen in der NHL nicht bei der Weltmeisterschaft auflaufen werden: Was ist der Grund dafür, dass das deutsche Eishockey derzeit so viele Top-Spieler hervorbringt?

Alle Profivereine in Deutschland haben ihre Nachwuchsförderung verbessert. Wir haben mittlerweile das Selbstvertrauen, dass wir Spieler ausbilden können, die Weltklasse-Niveau erreichen. Ich bin froh, dass hierzulande erkannt wurde, wie stark die deutschen Talente sind. Wenn man der ansonsten schlimmen Corona-Situation etwas Positives abgewinnen kann, dann, dass deutsche Spieler in der DEL mehr Einsatzzeiten bekamen. Viele Vereine konnten aufgrund der finanziellen Situation weniger Spieler aus dem Ausland verpflichten und setzten auf den eigenen Nachwuchs. Dies dürfte dem deutschen Eishockey zugutekommen.

Wird es zukünftig also viele weitere deutsche Spieler geben, die bei der Nationalmannschaft und in der NHL für Furore sorgen?

Spieler wie Leon Draisaitl und Tim Stützle sind natürlich die Ausnahme. Auch Lukas Reichel und John Peterka, die im vergangenen Jahr ebenfalls beim NHL-Draft ausgewählt wurden, sind Ausnahme-Talente. Solche Spieler lassen sich nicht jedes Jahr produzieren. Dass die Nachwuchsarbeit in den Vereinen vorangetrieben wurde, stimmt mich aber zuversichtlich. Ich denke, dass wir weiterhin viele gute Spieler hervorbringen werden.

Im Fußball hat Deutschland mit der Bundesliga eine der besten Ligen weltweit. Wo würden Sie die Deutsche Eishockey Liga, also die DEL, im internationalen Vergleich einordnen?

Die NHL ist natürlich die beste Liga der Welt. Die russische KHL ist ebenfalls sehr stark und steht für sich. Danach kommen die europäischen Ligen in der Schweiz, in Finnland, in Schweden und in Deutschland. Allerdings ist es schwer, diese vier Ligen zu vergleichen. In Finnland spielen zum Beispiel sehr viele junge Spieler, während in Deutschland viele erfahrene Spieler mitmischen.

Leon Draisaitl wurde nach der vergangenen Saison als der wertvollste Spieler der NHL ausgezeichnet. Was macht ihn zu einem der besten Spieler der Welt?

Leon hat sehr viel Talent und hat über die Jahre sehr, sehr hart an sich gearbeitet. Er hat ein sehr großes Eishockey-Verständnis und ist von den technischen Fähigkeiten sowie der Schnelligkeit her ein Spieler der absoluten Weltspitze.

Über den Gesprächspartner: Toni Söderholm (Jahrgang 1978) ist seit dem 1. Januar 2019 der Bundestrainer der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft. Der Finne spielte in seiner aktiven Zeit unter anderem für den EHC Red Bull München. Dort wurde er nach seinem Karriereende im Jahre 2016 in den Trainerstab aufgenommen. Als Cheftrainer führte er den Zweitligisten SC Riessersee im Jahre 2018 zur Vize-Meisterschaft.
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