Eine gespaltene bayerische AfD verfehlt bei der Landtagswahl ihre Ziele - und aus der geplanten Jubelfeier in Niederbayern wird ein Partyflop. Das Spitzenpersonal geht getrennte Wege.

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Das Wahlergebnis der AfD in Bayern ist schlechter als von der Parteispitze erwartet - und die Schuldigen schnell gefunden: "Hetze der Altparteien, vor allem der CSU", sagt Katrin Ebner-Steiner, eine Verbündete des Thüringer Rechtsaußen Björn Höcke und mögliche künftige Fraktionschefin im bayerischen Landtag. "Da müssen wir das nächste Mal etwas präventiv eingreifen, dass wir keine offenen Flanken bieten können."

Es klingt fast wie ein Eingeständnis, dass rechte Parolen möglicherweise Wähler abgeschreckt haben.

Mehr Journalisten als Anhänger bei der Party

Und auch die erhoffte Jubelfeier in der niederbayerischen Gemeinde Mamming wird ein Partyflop - anstelle der erwarteten 350 Gäste kommen zunächst weniger als hundert Anhänger. Die Medienleute sind in der Mehrheit.

Die Bundesvorsitzende Alice Weidel ist aus Berlin angereist und nennt das Ergebnis "fulminant", doch sie spricht vor halbleerem Saal. Die Bayernwahl sollte der Partei Rückenwind für die folgenden Wahlen in Hessen in zwei Wochen und den drei ostdeutschen Bundesländern in einem Jahr geben. Zwar ist die AfD nun im 15. von 16 Landtagen vertreten. Doch die eigenen Ansprüche waren andere.

Bei der Bundestagswahl vor einem Jahr holte die AfD mit 12,4 Prozent in Bayern ihr bestes Ergebnis in Westdeutschland. Nun liegt die Rechtspartei mit knapp elf Prozent bei der Landtagswahl sogar schlechter als vor einem Jahr, obwohl die CSU in der tiefsten Krise ihrer Geschichte gefangen ist.

"Ich sage, dass wir zweitstärkste Kraft werden", prophezeit der Bundestagsabgeordnete Stephan Protschka noch eine halbe Stunde vor Bekanntgabe der Wahlprognose.

"Am Ende der Schlacht werden die Toten gezählt"

Aus der zweitstärksten Kraft wird nichts, die Grünen liegen weit vor der AfD. Die Rechtspopulisten landen hinter den Freien Wählern auf Rang vier - und das obwohl sie der CSU bis zu 180.000 Wähler abspenstig machen konnte.

Die "Hetze der Altparteien" soll also schuld sein. Ebner-Steiners Vorwurf bezieht sich darauf, dass die CSU im Laufe des Wahlkampfs umschaltete und die AfD nach jahrelangem Zuschauen nun massiv angriff:

Für "braunen Schmutz" sei in Bayern kein Platz, hieß es in einem Strategiepapier der CSU-Spitze. Ebner-Steiner zählt zu Höckes rechtem "Flügel" und sagte bei Wahlveranstaltungen häufig Dinge, die auch von der rechtsextremen NPD kommen könnten: Die "Kartellparteien" seien "Verräter" und "Zerstörer", Muslime betrieben "organisierte Landnahme".

Den Vogel schoss drei Tage vor der Wahl Benjamin Nolte ab, aussichtsreicher Kandidat in Regensburg und Mitglied bei den Alten Herren einer rechtsextremen Münchner Burschenschaft: Die AfD werde die anderen Parteien jagen, bis man sie zur Strecke gebracht habe: "Am Ende der Schlacht werden die Toten gezählt."

Bayern-AfD ist gespalten

In der bayerischen AfD geben die Rechten den Ton an, doch der Landesverband ist gespalten. Ebner-Steiner hat die Unterstützung des Landesvorstands, doch ein einflussreicher Konkurrent ist Franz Bergmüller, Spitzenkandidat in Oberbayern - im größten bayerischen Regierungsbezirk hat die AfD auch die meisten Mitglieder.

Bergmüller hat bereits Anspruch auf den Fraktionsvorsitz angemeldet und veranstaltet seine eigene Wahlparty. Offiziell ist der als gemäßigt geltende Bergmüller gar kein AfD-Mitglied mehr. Seine Gegner haben mit Unterstützung von Landes- und Bundesvorstand Bergmüllers Rauswurf aus der Partei arrangiert.

Sowohl Bergmüller als auch der Landesvorsitzende Martin Sichert erscheinen am Abend im Landtag. Doch die beiden AfD-ler gehen getrennte Wege. "Es wird garantiert keinen gemeinsamen Auftritt geben", sagt Bergmüller.

Ebner-Steiner hält sich in Sachen Fraktionsvorsitz bislang zurück, doch der Gastwirt aus der Nähe von Rosenheim macht aus seinen Ambitionen keinen Hehl. "Es gibt ja im Grunde genommen zwei bekannte Persönlichkeiten. Frau Katrin Ebner-Steiner und meine Wenigkeit." Eine Doppelspitze fände er "auf alle Fälle in Ordnung", sagt Bergmüller.

Der ehemalige CSU-Kommunalpolitiker wurde in Bayern vor zehn Jahren als Gegner des Rauchverbots in der Gastronomie und Vorsitzender des "Vereins für den Erhalt der bayerischen Wirtshauskultur" landesweit bekannt. "Ich sehe schon, dass eine Doppelspitze in der Partei sehr gewünscht wird."  © dpa

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