• Anfang September hat ein "Querdenker" einen Wahlkampfauftritt von Armin Laschet in Erfurt gestört.
  • Die CDU hat davon nun Ausschnitte für einen Wahlwerbespot benutzt - und sorgt damit für Empörung.

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Nach der Veröffentlichung eines CDU-Wahlwerbespots mit einer "Querdenker"-Szene zeigen sich Politiker mehrerer Parteien empört. In dem Spot ist in einer kurzen Sequenz zu sehen, wie ein Mann bei einer Wahlkampfveranstaltung von Kanzlerkandidat Armin Laschet (CDU) Anfang September in Erfurt auf die Bühne sprang. Laschet ließ ihn daraufhin in sein Mikro sprechen.

In der CDU heißt es, bei den Mitgliedern komme das Video sehr gut an. Die Szene mit dem "Querdenker" sei aus dem Wahlkampf in Erinnerung geblieben. Sie zeige, dass Laschet keinem Konflikt aus dem Weg gehe.

Der Mann, ein Anhänger der in Teilen vom Verfassungsschutz beobachteten "Querdenker"-Bewegung, beklagte sich damals über Corona-Maßnahmen. Im Wahlwerbespot ist diese Szene mit der Aussage unterlegt, die CDU stehe dafür, auch mit denen zu reden, "die eine kritische Haltung haben" - "gerade mit denen". Eine ähnliche Szene findet sich zwar auch in einem früheren CDU-Wahlwerbespot. Dort werden allerdings die gleichen Sätze über Bilder von Umwelt- und Klimaaktivisten gesprochen.

Laschet hatte bei der Wahlkampfveranstaltung in Erfurt tatsächlich souverän reagiert. Angesichts des Tötungsdelikts von Idar-Oberstein, bei dem ein Maskenverweigerer einen 20-jährigen Kassierer einer Tankstelle erschoss, und den Hintergründen des "Querdenkers", mit dem Laschet diskutierte, sorgt die Verwendung der Szene in dem neuen CDU-Video allerdings nun für Empörung.

Corona-Impfungen mit der NS-Vernichtungspolitik verglichen

Denn der Mann, Thomas B., ein ehemaliger Busfahrer aus Thüringen, verharmloste etwa im vergangenen November öffentlich die Verbrechen der Nazis, indem er mit Blick auf die Impfkampagne gegen das Coronavirus sagte, dass "ein Holocaust 2.0 eingepflanzt werden soll". Immer wieder verglich er Impfungen mit der Vernichtungspolitik des Nationalsozialismus gegen Jüdinnen und Juden.

Auf seinem Telegram-Kanal zeigt er sich neben einem als "Volkslehrer" bekannt gewordenen Rechtsextremisten, Antisemiten und Holocaustleugner, den er als "besten Freund" bezeichnete. Erst vor wenigen Tagen teilte B. einen Aufruf, in der Region Stuttgart einen Impfbus zu "verjagen".

Das alles sollte der Partei bekannt gewesen sein, Medien hatten insbesondere nach Laschets öffentlicher Diskussion mit B. über die Hintergründe des Mannes berichtet. Der frühere Vorsitzende des Deutschen Ethikrates, Peter Dabrock, zeigte sich zudem entsetzt, dass die CDU "nach dem fürchterlichen Terror-Mord von Idar-Oberstein" an dem Werbespot festhalte.

Barley warf Laschet vor, am rechten Rand zu fischen

Die Vizepräsidentin des EU-Parlaments, Katarina Barley (SPD), kritisierte in einem Tweet, die CDU biedere sich bei den "Querdenkern" an und fische am rechten Rand.

Der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen schrieb auf Twitter, das Video sei "ein Hohn für alle, die mit Solidarität und Engagement gegen das Virus kämpfen".

Dahmens Partei- und Fraktionskollege Sven Kindler empfahl Laschet und der CDU, den Spot "umgehend" zu löschen. (dpa/mf)

Lauterbach kritisiert Laschet nach Gespräch mit Querdenker

Bei einer Veranstaltung von Armin Laschet trat ein Corona-Gegner auf die Bühne. Ohne Distanz zu wahren, unterhielt sich der Unions-Kanzlerkandidat mit dem Mann. Das kritisierte Karl Lauterbach auf Twitter - Laschet attackiert daraufhin den SPD-Mann. © ProSiebenSat.1
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