Nordkorea ist mit dem Versuch gescheitert, einen Spionagesatelliten ins All zu schicken. Das südkoreanische Militär konnte nach eigenen Angaben am Mittwoch Überreste der abgestürzten Satelliten-Trägerrakete aus dem Gelben Meer bergen und veröffentlichte Bilder von einem zylindrischen Metallbehälter.

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Für den südkoreanischen Geheimdienst ist der Trümmerfund nach Einschätzung von Experten ein Glücksfall. Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un hat die Entwicklung eines Spionagesatelliten zum vorrangigen Ziel erklärt.

Auch Nordkorea informierte am Mittwoch über den misslungenen Start des Spionagesatelliten. Die Rakete sei "ins Meer gestürzt", meldete die staatliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA. "Die neue Satelliten-Trägerrakete 'Cheollima-1' ist im Westmeer versunken", meldete die Agentur unter Verwendung der koreanischen Bezeichnung für das Gelbe Meer.

Das Projektil habe "wegen eines unnormalen Starts" des zweistufigen Antriebs seine Schubkraft verloren. Die Führung in Pjöngjang kündigte an, die "ernsten Mängel" der Rakete beheben zu wollen und sich so bald wie möglich an einem weiteren Start zu versuchen. Bisher sind nunmehr sechs Versuche gescheitert.

Dem südkoreanischen Militär gelang es nach eigenen Angaben, einen Teil der Trümmer zu bergen. "Technische Experten werden aus den geborgenen Trümmern enorme Einblicke in die Leistungsfähigkeit Nordkoreas bei großen, mehrstufigen Raketen gewinnen können", sagte der in den USA ansässige Experte Ankit Panda AFP. Bei einem der geborgenen Teile könnte es sich demnach um einen Flüssigtreibstoffbehälter handeln.

Nordkorea hatte am Dienstag angekündigt, im Juni einen neuen Spionagesatelliten ins All schießen zu wollen. Dieser sei "unverzichtbar, um die gefährlichen Militäraktionen der USA und ihrer Vasallenkräfte in Echtzeit zu verfolgen, zu überwachen und im Voraus zu bewältigen", berichtete KCNA unter Berufung auf einen ranghohen Militär.

Nach dem Start der Rakete war in der südjapanischen Region Okinawa und in Südkoreas Hauptstadt Seoul kurzzeitig Alarm ausgelöst worden. In Seoul wurde zur Evakuation der Hauptstadt aufgerufen, was unter den Bewohnern zu Panik und Verwirrung führte. Die Nachricht, die an alle Mobiltelefone in Seoul geschickt wurde, erklärte nicht, wohin sich die Bevölkerung retten oder warum sie die Stadt verlassen sollte. Die Stadtregierung nahm den Aufruf nach ungefähr 20 Minuten zurück und versprach, ihr Warnsystem zu überarbeiten.

Südkorea, Japan und die USA verurteilten den misslungenen Start als Verletzung von UN-Resolutionen, die Nordkorea Tests ballistischer Raketen untersagen. Nordkoreas Machthaber Kim hatte Mitte Mai den ersten militärischen Spionagesatelliten seines Landes inspiziert und grünes Licht für einen "künftigen Aktionsplan" gegeben.

Vor dem jüngsten Startversuch am Mittwoch hat Nordkorea seit 1998 bereits fünfmal versucht, Satelliten ins All zu schießen. Drei der Satelliten fielen sofort aus, zwei schienen erfolgreich im Orbit positioniert worden zu sein. Von ihnen wurde jedoch nie von unabhängiger Stelle ein Signal geortet, was Experten zufolge darauf schließen lässt, dass auch diese beiden Satelliten nicht funktionieren.

Die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel haben sich zuletzt wieder verschärft. Die kommunistische Führung in Pjöngjang droht immer wieder mit einer militärischen Eskalation in der Region. Angesichts der gefährlichen Lage verstärkten die Streitkräfte Südkoreas und der USA ihre Zusammenarbeit.


  © AFP

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