Jung, weiblich, ostdeutsch: Mit Linda Teuteberg will Christian Linder die FDP in der politischen Mitte verankern. Ihre Positionen zu Migration und Frauenquote in der Partei sind moderat und mehrheitsfähig und sollen neue Wähler anlocken.

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Mit Linda Teuteberg hat FDP-Chef Christian Lindner eine Politikerin für den Posten der Parteigeneralsekretärin ausgewählt, die neue Wählergruppen ansprechen und die Partei in der politischen Mitte verankern soll.

Die Rechtsanwältin, die gerade 38 Jahre alt geworden ist, soll auf dem Bundesparteitag der Liberalen Ende der Woche zur neuen Generalsekretärin gewählt werden.

Damit würde Teuteberg, die seit acht Jahren auch Vorstandsmitglied der FDP ist, die bisherige Generalsekretärin Nicola Beer ablösen, damit diese sich auf die Europawahl am 26. Mai konzentrieren kann, für die sie als FDP-Spitzenkandidatin aufgestellt ist.

Teuteberg ist "evangelisch und verheiratet", wie sie auf ihrer Webseite schreibt und seit dem Jahr 2000 Mitglied der FDP. Bereits 1998, mit damals 17 Jahren, war sie den Jungen Liberalen beigetreten. 2009 trat sie bei den Landtagswahlen in Brandenburg als Spitzenkandidatin der Jungen Liberalen an und arbeitete anschließend fünf Jahre lang als Abgeordnete im brandenburgischen Landtag.

Linda Teuteberg: Empathische und konsequente Migrationspolitik

Mit der Bundestagswahl 2017 wechselte Linda Teuteberg in den Bundestag, wo sie als FDP-Abgeordnete sitzt. Sie ist die migrationspolitische Sprecherin der liberalen Fraktion. Dort habe sie Lindner beeindruckt, indem sie "mit Empathie und Weltoffenheit aber auch mit Konsequenz und Rechtsstaatlichkeit" eine Position der Mitte bezogen habe, erklärte der Parteivorsitzende.

Teuteberg setzt sich für eine geregelte Zuwanderung und die konsequente Durchsetzung der Ausreisepflicht ein, gleichzeitig ist sie für das Recht auf Asyl. Doch als migrationspolitische Sprecherin ging sie auch wiederholt auf Konfrontationskurs mit der Regierungskoalition, indem sie diese aufforderte, weitere Staaten als sichere Herkunftsländer einzustufen.

Auch die Grünen kritisierte sie für ihre Haltung bei dem Thema: In einem Interview mit der "Welt" sagte sie, dass die Partei nicht einerseits mehr Sicherheit und Ordnung in der Migration fordern und gleichzeitig im Bundestag nicht für die Benennung weiterer sicherer Herkunftsstaaten stimmen könne.

Mit dieser Positionierung setzt sich Teuteberg deutlich von den anderen Parteien ab – ein wichtiger Schritt vor den Landtagswahlen in Sachsen, Brandenburg und Thüringen, die im Herbst anstehen. Da in den ostdeutschen Bundesländern die Regierungslinie bei der Migrationspolitik häufig scharf kritisiert wird, könnte die FDP versuchen, sich mit Teuteberg als Alternative zu präsentieren.

#Brandenburgerin

Und auch die Herkunft von Linda Teuteberg spricht dafür, dass Christian Linder mit seinem Wunsch, sie zur Generalsekretärin zu machen, bereits an die Wahlen in den neuen Bundesländern denkt: Teuteberg wurde im brandenburgischen Königs Wusterhausen geboren und wuchs in dem Bundesland auf. Ihr Jurastudium, das sie mit dem ersten Staatsexamen abschloss, absolvierte sie an der Universität Potsdam.

Auf ihrer Website wirbt sie bereits gezielt mit ihrer Herkunft um die Wählergunst: Die Seite trägt den Titel "Linda Teuteberg MdB #Brandenburgerin".

Im Interview erklärt Teuteberg, wie sie in Ostdeutschland Punkten wolle: Der Osten brauche zwar in "Stil und Wortwahl" eine besondere Ansprache, sagt sie. Aber: "Was es nicht braucht, ist inhaltliche Anbiederung. (…) Ostdeutschland braucht in vielen Politikfeldern genau das, was ganz Deutschland braucht."

Politik für Feuilleton und Bierzelt

Ein weiteres Argument, das aus Lindners Sicht dafür gesprochen haben könnte, Teuteberg auf die FDP-Spitzenposition zu befördern, ist ihr Alter und vor allem ihr Geschlecht. Bisher sind Politikerinnen in der FDP unterrepräsentiert: In der Bundestagsfraktion sind nur 22 Prozent der Abgeordneten Frauen. Ein Wert, den nur die AfD-Fraktion unterbietet.

So könnte es der FDP mit Teuteberg als prominenter Figur gelingen, das Image einer eher älteren und sehr männlichen Partei abzulegen. Sie selbst sagt dazu: "Ich bin Brandenburgerin und Frau, das lässt sich nicht leugnen. Das ist aber weder Makel noch Verdienst."

Entsprechend ihrer Positionierung in der politischen Mitte will sie dem Frauenmangel bei den Liberalen auch nicht mit einer erzwungenen Frauenquote begegnen, sondern als neue Generalsekretärin das Problem als Führungsaufgabe in die Hand nehmen und durch die persönliche Ansprache geeigneter Kandidatinnen angehen.

Zu ihrer neuen Aufgabe als Generalsekretärin sagte Linda Teuteberg, dass der Liberalismus "sowohl ins Feuilleton als auch in Bierzelt" gehöre. Sie wollte und werde dorthin gehen, wo die Bürger seien, um eine möglichst breite gesellschaftliche Unterstützung zu gewinnen.

Verwendete Quellen:

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